Hannes Wolf experimentiert im defensiven Mittelfeld. Foto: Baumann

Beim VfB Stuttgart gibt es Gedränge auf der Doppelsechs. Für Trainer Hannes Wolf stellt sich die Frage: Gentner mit Ofori, Burnic mit Mangala – oder doch ganz anders?

Neustift - Anto Grgic hat sich zurückgezogen. Auf eine ungewohnte Position. Allerdings wurde er beim Rasenschach des Hannes Wolf von seinem Chef auch nach hinten versetzt. Aus Mangel an Innenverteidigern. Und nun versucht der Mittelfeldspieler, aus der Not eine Tugend zu machen und sich im Abwehrzentrum des VfB Stuttgart zu positionieren.

Grgic zeigt dabei, was er am besten kann: ein Spiel aufbauen. Viele seiner genauen Pässe landen dann dort, wo er seinen eigenen Wirkungskreis am liebsten sehen würde – auf der sogenannten Sechserposition, dem Scharnier zwischen Defensive und Offensive im modernen Fußball.

Die Feldversuche beim VfB

Mitten im Getümmel des Stuttgarter Spiels befinden sich jedoch andere. Christian Gentner und Ebenezer Ofori oder Dzenis Burnic und Orel Mangala zuletzt im Trainingsspiel sowie beim 5:0-Testspielsieg gegen Kasimpasa. Zuvor gab es weitere Feldversuche. Ofori mit Burnic, Gentner mit Mangala – und mehr. Wolf probiert alle Varianten und wollte nun sehen, wie sich das alte und das junge Duo jeweils im direkten Vergleich auf der Doppelsechs schlagen.

Grundsätzlich gut. Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt der Vorbereitung sagen, für die ersten Pflichtspiele lässt sich daraus aber noch nichts ableiten. „Der Konkurrenzkampf ist groß – und das bleibt hoffentlich so“, sagt Wolf, der nicht dafür bekannt ist, sich auf eine Stammelf festzulegen. Es sei denn, man würde diese auf 16 Spieler ausweiten, weil zu Wolfs Denkschule ständige Positions- und Personalrochaden gehören. Keine Formation ist bei dem Fußballlehrer in die Taktiktafel gemeißelt, nur weil sie einmal zum Erfolg geführt hat.

Veränderungen sind also ein Teil von Wolfs Arbeit, weshalb er die Vorbereitung immer ein Stück weit genießt. Der Trainer kann dann alle Spieler zum Einsatz bringen und Schritt für Schritt die Elf mit der höchsten Erfolgswahrscheinlichkeit heraussieben. Für die Sechserkandidaten hört sich das im Trainingslager im Stubaital dann so an. „Ebenezer Ofori ist in einer starken Verfassung. Ganz anders, als er nach dem Afrika-Cup zu uns kam“, sagt Wolf über den Ghanaer mit den spielerischen Lösungen und der anfänglich eingeschränkten Puste. Jetzt ist der 22-jährige Mittelfeldspieler körperlich jedoch voll da.

Wie Burnic und Mangala. „Sie machen es trotz ihrer Jugend sehr gut“, sagt der Trainer über die beiden Nachwuchskräfte, die aus der U 19 von Borussia Dortmund kamen. Die Kombination Ofori und Burnic hat in der Freundschaftsbegegnung mit dem Zweitligisten 1. FC Heidenheim (1:2) auch schon ihren Charme offenbart – mit vielen Pässen und noch mehr Laufarbeit.

Gentner gibt noch immer die Kommandos

Doch es gibt ja auch den Kapitän. Der 31-jährige Gentner gibt inmitten der jungen Horde die Kommandos – und noch immer die Richtung vor. Oder Matthias Zimmermann. „Er ist in einer hervorragenden Verfassung“, sagt Wolf, „man sieht das in jeder Aktion.“ Dennoch spielt der 25-Jährige eine Sonderrolle, weil er auch als Rechtsverteidiger dient. Zudem gilt er als der grobe Mann für die Sicherheitsvariante.

Die Frage wird jedoch sein, wie hoch die Risikobereitschaft beim VfB ausgeprägt ist. Denn so eine Aufstellung kann Personalien abhandeln, sie kann aber auch ein Statement sein: Denkt der Trainer offensiv oder handelt er defensiv? Vertraut Wolf bedingungslos den Frischlingen oder mischt er eine gehörige Portion Erfahrung mit rein?

Die Antworten stehen aus, aber zuletzt hat der Trainer wieder an den Systemzahlen gedreht: vom 4-1-4-1 ging es zum 4-2-3-1. Beide Systeme gehören zum Repertoire, weil Wolf auf der Suche nach Struktur „nicht nur aus einem Schema F heraus“ spielen lassen will. „Die Aufstellung ergibt sich dann aus dem Gesamtbild der Vorbereitung“, sagt der Coach und weiß, dass die letzten Eindrücke vor dem Pflichtspielstart in zweieinhalb Wochen mehr zählen als die ersten. Aber: „Gegen Energie Cottbus im DFB-Pokal kann die Sechserposition anders besetzt sein als eine Woche später beim Bundesligaauftakt in Berlin“, sagt Wolf. Nicht ausgeschlossen ist sogar, dass sich der VfB noch einen Sechser dazu holt.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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