Kostics Einstand mit dem VfB ging schief: 0:2 beim VfL Bochum Foto: Baumann

Es war ein Vertragspoker mit Haken und Ösen und einem schmutzigen Ende, doch das ist Filip Kostic herzlich egal. Er will beim VfB das tun, was er am besten kann: dribbeln und Tore vorbereiten.

Stuttgart - Normalerweise gehören sich Namenswitze nicht, aber in diesem Fall darf ein schwäbischer Kalauer mal erlaubt sein: Filip Koschtnix. Dem Spieler tritt man damit persönlich nicht zu nahe, da ihn seine Ablösesumme nach eigenen Angaben nicht groß interessiert.

Diese liegt, das ist der eigentliche Witz, bei sechs Millionen Euro und ist damit so ziemlich das Gegenteil von Koschtnix. Der Serbe Filip Kostic ist der teuerste Transfer dieser Saison und nach Zdravko Kuzmanovic (2009 für acht Millionen Euro vom AC Florenz) und Ciprian Marica (2007 für sieben Millionen von Schachtjor Donezk) der teuerste der Vereinsgeschichte. Der Serbo-Schweizer Kuzmanovic hat auf dem Wasen zwar keine nachhaltige Begeisterung für Kicker aus dem kleinen Balkanstaat geweckt, bei Kostic keimt dennoch die Hoffnung, dass er das VfB-Spiel von seiner Lethargie befreit und für frischen Wind im Angriff sorgt.

„Ich bin guter Dinge, dass hier etwas entstehen kann“, sagt Kostic, als er unserer Zeitung sein erstes Interview im VfB-Clubheim gibt. Sein Englisch ist passabel, alles Weitere regelt fürs Erste Vedad Ibisevic. Der Mannschaftskamerad aus Bosnien versteht sich als Integrationsbeauftragter und erklärt dem Neuling in seinen ersten Tagen, wie das Leben in Deutschland so läuft. Die Wohnungssuche für den 21-Jährigen hat schon begonnen, ein Deutschlehrer steht bereit.

Wenn Kostic in den üblichen Fußballerphrasen erklärt, was er von seinem ersten Jahr in Stuttgart und der Bundesliga erwartet, redet er seinem Trainer Armin Veh das Wort, der die aktuelle Mannschaft am Anfang einer Entwicklung sieht. Wie Kostic selbst: 21 Jahre jung, nach Stationen in seiner Heimat zuletzt zwei Jahre beim FC Groningen in der holländischen Ehrendivison zu einem Spieler mit Perspektive gereift. Zwölf Tore und acht Vorlagen stehen in seinem Arbeitszeugnis der abgelaufenen Saison. Kostic gilt als schnell, technisch versiert und dribbelstark, mit einem feinen linken Fuß. Und im Gegensatz zum nach Mönchengladbach abgewanderten Ibrahima Traoré weist er eine weitere Stärke auf: den Zug zum Tor.

„Ich bin ein Teamplayer, ich mag es, meine Mitspieler in Szene zu setzen“, sagt Kostic, befragt nach seiner großen Stärke. In Holland wurde er schon mit Arjen Robben verglichen. Und die Schwächen? Der 1,80 Meter große Juniorennationalspieler, der beim Pokal-Aus in Bochum (0:2) sein Debüt in der VfB-Elf gab, kräuselt die Stirn. „Ich glaube, dass ich noch besser nach hinten arbeiten muss.“ Immerhin weiß er um die Unterschiede zwischen der Ehrendivison und der Bundesliga: „In Holland wird technisch sicherlich genauso gut Fußball gespielt, aber die Bundesliga ist schneller, körperbetonter und damit auch kräftezehrender.“

Kostic hat das Sommertheater abgehakt

Dass ihn das Spiel im Land des Weltmeisters zu sehr fordern, am Ende gar überfordern könnte, glaubt er nicht. So wie er auch bestreitet, was Kritiker ihm nachsagen, nämlich nicht zu den Fleißigsten seines Fachs zu zählen und in puncto Essgewohnheiten auch mal Fünfe gerade sein zu lassen. „Ich weiß nicht, wer so etwas behauptet“, gibt er sich kurz angebunden.

Dass er gutes Essen zu seinen Hobbys zählt, muss kein Widerspruch sein. Ansonsten verbringt er die Zeit neben dem Fußballplatz ganz branchenüblich: an der Playstation. Seine Erfolge in der virtuellen Fußballwelt möchte er irgendwann auch auf dem echten grünen Rasen nacherleben: international spielen. „Europa League und Champions League sind mein Traum“, sagt er. Beim bösen C-Wort zucken die demütig gewordenen VfB-Verantwortlichen normalerweise zusammen wie vom Blitz getroffen, beim Jungspund mit dem Stoppelschnitt gewähren sie Nachsicht. Ein junger Spieler darf schon mal träumen. Schließlich ist er laut Vertrag auch mindestens fünf Jahre hier.

Über den skurrilen Vertragspoker mit seinem Ex-Club, der darin gipfelte, dass der FC Groningen die Ablösedetails (sechs Millionen plus eine Million Boni; die Niederländer kassieren 15 Prozent bei einem Weiterverkauf) auf seiner Internetseite veröffentlichte, will sich der Offensivspieler nicht mehr äußern. Auch dass die Fans in Groningen ziemlich verärgert auf das Sommertheater reagierten, hat Kostic abgehakt. „Das sind Dinge, die ich nicht zu beeinflussen habe“, sagt er.

Jetzt freut er sich auf die Zeit beim VfB, die mit dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach am Sonntag, 17.30 Uhr (Sky) richtig beginnt. Kostic will alles geben, dass den Fans bald andere Wortspiele zu seinem Namen einfallen. Wie wär’s zum Beispiel mit: Kostic? Köstlich!