Mit interaktiver Grafik - Das Trainingslager des VfB Stuttgart im Zillertal ist zu Ende – die Arbeit wird deshalb aber nicht weniger. Entsprechend groß ist das Trainerteam von Chefcoach Armin Veh. Mit dabei: Zwei, die sich nicht kannten, aber schon bestens harmonieren.

Das Trainer-Team des VfB Stuttgart - klicken Sie auf die Grafik.

Mayrhofen - Man kann aus dem Fußball eine Wissenschaft machen, man kann sich aber auch an die einfachen Dinge halten – so wie Armin Veh das gerne tut. Nicht nur in Bezug auf Systemfragen und Personalien. Sondern auch, wenn es darum geht, die Aufgaben innerhalb seines Trainerteams zu koordinieren. Der Coach sagt: „Ich habe doch keine zwei ausgebildeten Fußballlehrer, wenn ich sie dann nichts machen lasse.“ Also dürfen sie machen. Und Armin Reutershahn und Reiner Geyer machen.

„Organisation, Gespräche mit Spielern, Trainingsinhalte, der Austausch mit den Nachwuchstrainern – es gibt so viele Aufgaben“, sagt Co-Trainer Geyer, blickt dann zu Co-Trainer Reutershahn und ergänzt: „Wir teilen uns das auf.“ Der Rest der Truppe hat sowieso seine speziellen Betätigungsfelder.

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Da ist Andreas Menger. Der Torwarttrainer bringt mit immer neuen Übungsformen die Keeper Sven Ulreich und Thorsten Kirschbaum an ihre Grenzen. Da ist Günter Kern. Der Athletiktrainer, der schon im Meisterjahr 2007 beim VfB arbeitete, überwacht und steuert den Formaufbau der VfB-Profis. Und da ist Christos Papadopoulos. Der Grieche vererbte den einen Teil seiner bisherigen Aufgaben an Kern. Nun ist er vor allem dafür zuständig, verletzte Spieler wieder ans Team heranzuführen. Derzeit quält er vor allem Reha-Patient Daniel Ginczek.

Ganz schön viele Trainer also – und bevor nun jemand fragt, was für Armin Veh dann überhaupt noch bleibt, springt dem Chef sein Assistent zur Seite. „Als Cheftrainer kannst du heute nicht mehr alles alleine machen“, sagt Geyer, der schon viele gemeinsame Jahre mit Veh auf dem Buckel hat, „du kannst den Job nur gut machen, wenn du delegieren kannst.“

Geyer und Reutershahn planen die Einheiten, Veh wirft einen Blick darauf, nickt den Plan ab oder bringt noch eigene Ideen mit ein. „Es befruchtet die Arbeit, wenn man ein großes Trainerteam hat“, versichert Geyer, „so kommen wir immer wieder zu neuen Erkenntnissen, obwohl wir alle schon viel Erfahrung haben.“ Veh nutzt die seine in den Trainingseinheiten vor allem in seiner Rolle als Beobachter. „Im Gegensatz zu früher delegiere ich heute mehr“, sagt der Cheftrainer, „und das ist auch gut so – da sehe ich viel mehr.“ Und kann letztlich seine Entscheidungen besser absichern.

Dass es Veh ist, der letztlich das Sagen hat, daran gibt es keine Zweifel. „Der Cheftrainer steht über allen anderen“, weiß Geyer, „darunter arbeiten wir alle auf Augenhöhe.“ Der 50-Jährige betont das, damit gar nicht erst der Eindruck entsteht, er habe aufgrund seiner gemeinsamen Vergangenheit mit Veh eine besondere Stellung unter den Assistenten. „Wir haben ein harmonisches Team“, versichert Reutershahn. Obwohl sich die beiden Co-Trainer erst einmal kennenlernen mussten. Bis auf flüchtige Kontakte gab es keine Berührungspunkte in der Vita von Geyer und Reutershahn. Ein Telefonat brachte erste Annäherung – und schnell die Erkenntnis: Das könnte passen. Zumal ja auch beide eine VfB-Vergangenheit haben.

Geyer hat eine Vergangenheit mit dem VfB

Reutershahn rettete den Club am Ende der vergangenen Saison mit Huub Stevens und Ton Lokhoff vor dem Abstieg. Nachdem diese Drucksituation vorüber ist, sagt er: „Ich lerne gerade einige Spieler ganz neu kennen.“ Geyer war in der Saison 2009/2010 Chefcoach der zweiten VfB-Mannschaft in der Regionalliga – musste nach acht Spielen ohne Sieg aber vorzeitig gehen. Daher gibt er zu: „Es war etwas Besonderes, zum VfB zurückzukommen.“ Abneigung hat er nicht erfahren. Im Gegenteil: „Ich wurde mit offenen Armen empfangen, das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.“ Und selbst hegt er ohnehin keinen Groll – weil sich nach dem Rauswurf vieles zum Guten gewendet hat.

Geyer fand wieder zu Veh. Gemeinsam waren sie beim HSV und in Frankfurt. „Die vergangenen fünf Jahre waren total spannend“, erzählt der Oberfranke und sagt: „Rückblickend hat eben jede Entscheidung auch ihr Gutes.“ So auch die, mittlerweile auf ein großes Trainerteam zu setzen.

„Früher wurde nur in Spieler investiert, heute investiert man auch in Spezialisten“, sagt Veh und nennt – verschmitzt lächelnd und wieder ganz Pragmatiker – den Vorteil: „Trainer sind meistens billiger.“