Wolfgang Dietrich hat ein bewegtes erstes Jahr als Präsident des VfB Stuttgart hinter sich. Foto: Baumann

Wolfgang Dietrich ist seit einem Jahr Präsident des VfB Stuttgart. So sehen Kritiker, Fans und Mitstreiter die bisherige Amtszeit des Clubchefs.

Stuttgart - Seiner Wahl zum Präsidenten des VfB Stuttgart vor einem Jahr gingen viele Diskussionen, teils auch Anfeindungen voraus. Nun hat Wolfgang Dietrich beim Fußball-Bundesligisten die ersten 365 Tage im Amt hinter sich. „Es ist eine gute, aber auch komplexe Phase gewesen“, sagt der Clubchef. Aufstieg, Ausgliederung, Manager-Entlassung – es ist viel passiert. Weshalb wir einige Kritiker, Partner, Fans und Wegbegleiter gefragt haben, wie sie die bisherige Amtszeit von Wolfgang Dietrich bewerten. Die angefragten Ultra-Gruppierungen, einst schärfste Kritiker Dietrichs, wollten sich nicht äußern.

Martin Schairer, Sportbürgermeister der Stadt Stuttgart: „In Präsident Wolfgang Dietrich hat der VfB eine Persönlichkeit, die sportlichen Sachverstand, unternehmerische Erfahrung und hohe kommunikative Kompetenz geradezu idealtypisch vereint. Er tut dem ganzen Verein sehr gut. Ich arbeite gut und sehr gerne mit ihm zusammen.“

Joachim Schmid, Vorsitzender des VfB-Fanclubs RWS Berkheim: „Sportlich ist der Erfolg zurückgekehrt: Bundesliga-Aufstieg und passabler Start in die Bundesliga, alle Nachwuchsteams sind wieder konkurrenzfähig. Der Umbau des Trainingsgeländes wurde wie versprochen zügig angegangen. Was im Einzelfall das Verdienst von Wolfgang Dietrich ist, kann ich von außen nicht beurteilen. Es ist aber immer ein gutes Zeichen, wenn man vom Präsidenten in der öffentlichen Wahrnehmung nicht allzu viel hört.“

Karl Allgöwer, ehemaliger VfB-Profi: „Der Einstieg in die Präsidentschaft erfolgte in viel schwierigeren Zeiten als der seiner Vorgänger. Bisher liegt Wolfgang Dietrich auf Kurs. Der Aufstieg ist geschafft, und auch die Ausgliederung, die ich stets befürwortet habe, ist gelungen. Doch das sind erst zwei Schritte auf einem langen Weg. Langfristig reicht Platz acht bis 15 in der Bundesliga nicht zum Überleben, der VfB muss international wieder dabei sein. Aber man darf nicht alles auf einmal verlangen.“

Wilfried Porth, Daimler-Vorstand und Aufsichtsrat der VfB AG: „Die vergangenen zwölf Monate waren geprägt vom Vertrauen, dass Wolfgang Dietrich der richtige Mann an der richtigen Stelle ist. Unter ihm und seinem Führungsteam ist die Mannschaft wieder aufgestiegen und hat sich auch in der ersten Liga bislang gut präsentiert. Er konnte die Mehrheit der Mitglieder von den Vorteilen der Ausgliederung überzeugen und hat damit maßgeblich zur weiteren Professionalisierung und sportlichen Entwicklung des VfB beigetragen.“

Christian Prechtl, VfB-Mitglied, Blogger („By the way“) und PR-Manager: „Pflichtaufgabe Wiederaufstieg erfüllt, für Daimler die Ausgliederung durchgezogen – und sonst? Der VfB hat ein bisschen Geld, das hat er investiert, und wir stehen in der Tabelle auf Platz 15. Das haben beim VfB schon andere geschafft. Die Euphorie nach dem Aufstieg ist verflogen, Jan Schindelmeiser, das Gesicht des Neuanfangs, wurde gefeuert. Trotz vieler Ankündigungen sind viele Fragen offen: Wer kauft noch Anteile? Wie läuft die Neuorganisation der Jugendabteilung? Allzu viel hat sich beim VfB nicht geändert im Vergleich zur Zeit vor dem Abstieg. Nur der Trainer ist sympathischer.“

Gert Henne, VfB-Anhänger und kritischer Beobachter: „Mit einem Gschmäckle vom S-21-Projekt gekommen, hat er die VfB-Familie längst auf den Geschmack gebracht. Seine sachliche Konsequenz treibt die Projekte auf dem Wasen voran. Auch scheut er sich nicht, die Peitsche auszupacken. Sollte er es noch schaffen, Trainer oder leitende Angestellte ohne Abfindung zu entlassen und die Profis mit leistungsbezogenen Verträgen auszustatten, kann er ein ganz Großer werden.“