Die VfB-Profis beim Training – beim ersten Pflichspiel wird sich zeigen, wie gut sie in Form sind Foto: Pressefoto Baumann

Jetzt wird es ernst: Für den VfB Stuttgart beginnt mit dem DFB-Pokalspiel beim Zweitligisten VfL Bochum an diesem Samstag (15.30 Uhr) die Saison. Ist die Mannschaft bereit? Wo steht sie nach gut sechs Wochen Vorbereitung? Wo liegen ihre Stärken und Schwächen? Eine Bestandsaufnahme.

Stuttgart - Jetzt wird es ernst: Für den VfB Stuttgart beginnt mit dem DFB-Pokalspiel beim Zweitligisten VfL Bochum an diesem Samstag (15.30 Uhr) die Saison. Ist die Mannschaft bereit? Wo steht sie nach gut sechs Wochen Vorbereitung? Wo liegen ihre Stärken und Schwächen? Eine Bestandsaufnahme.

Das große Multimedia-Special zum Saisonstart:

Tor

Auf dieser Position hat der VfB die geringsten Probleme. Sven Ulreich, die Nummer eins, spielt seit Jahren konstant auf hohem Niveau. Große Leistungssprünge sind da nicht drin, „aber in Nuancen verbessert er sich ständig weiter“, sagt Torwarttrainer Andreas Menger. In Thorsten Kirschbaum hat Ulreich einen starken Stellvertreter, der ihn im Training ständig fordert und ihn Tag für Tag zu Topleistungen zwingt.

Abwehr 

Die Verteidigung bleibt wohl die Risikozone. Innen ist die Besetzung unverändert, zurzeit haben Antonio Rüdiger und Daniel Schwaab die Nase vor Georg Niedermeier und Karim Haggui. Beide spielen ihren Part solide, aber ein Bollwerk sind sie nicht. Um die Schotten dicht zu machen, sind sie aber auch auf ein verbessertes Defensivverhalten der ganzen Mannschaft angewiesen – die 62 Gegentreffer in der vergangenen Saison sind Mahnung genug. Außen mangelt es an überzeugenden Alternativen. Rechts zeigt der laufstarke Neuzugang Florian Klein gute Ansätze. Fällt er aus, muss wohl Schwaab einspringen, dann muss Trainer Armin Veh die Innenverteidigung umbauen. Links spielen Konstantin Rausch und Gotoku Sakai mit Höhen und Tiefen. Neuzugang Adam Hlousek und U-19-Spieler Arianit Ferati können aushelfen, sind aber eher im Mittelfeld zu Hause. Weil das Personal weitgehend gleich geblieben ist, steht zu befürchten, dass sich an der statischen Spieleröffnung wenig ändern wird.

Mittelfeld 

Ob Daniel Didavi oder Alexandru Maxim auf der Zehn, Filip Kostic oder Timo Werner links, Oriol Romeu, Carlos Gruezo oder William Kvist auf der Sechs und Christian Gentner, Moritz Leitner oder Maxim auf den Halbpositionen – alle Plätze sind doppelt bis dreifach besetzt. Das lässt Armin Veh viele Möglichkeiten. Der Trainer kann unterschiedliche Systeme spielen lassen, und in jedem kann er qualitativ hochwertige Spieler dort einsetzen, wo sie am stärksten sind. Das macht die Mannschaft flexibler und für die Gegner unberechenbarer. Jetzt muss Veh nur die optimale Zusammenstellung für jedes System finden – ein Findungsprozess, der allerdings dauern kann. Positiv ist die Rückkehr von Daniel Didavi. Der Spielmacher hatte Ende der vergangenen Saison schon seine Qualitäten eingebracht. Jetzt hat er nach seiner langen Leidenszeit erstmals seit drei Jahren eine Saisonvorbereitung komplett mitgemacht, ist im Vollbesitz seiner Kräfte und damit fast so wertvoll wie ein Neuzugang. Didavi gestaltet das Offensivspiel variabler – und dadurch besser.

Sturm 

Im Angriff ist der VfB personell besser besetzt – zumindest auf dem Papier. Allerdings können schnell Probleme entstehen, wenn sich nicht alles wie gewünscht fügt. Vedad Ibisevic ist an vorderster Front gesetzt. Der Bosnier mit der eingebauten Toregarantie ist in jeder Spielzeit für zehn bis 15 Treffer gut, an ihm führt kein Weg vorbei – wenn er sich nach seiner schwachen Rückrunde wieder auf seine Qualitäten besinnt und auf dem Platz demonstriert, dass er wieder mehr Lust auf den VfB hat. Seine Vertragsverlängerung bis 2017 ist zumindest ein erstes Zeugnis davon. Wenn Ibisevic ausfällt, wird es allerdings eng. Timo Werner hat zuletzt stagniert, nach bestandenem Abitur kann er sich jetzt aber voll auf seine Karriere konzentrieren und findet als junger, hochtalentierter Spieler in Armin Veh auch den Rückhalt, den er benötigt. Neuzugang Daniel Ginczek arbeitet sich nach seinem Kreuzbandriss zurück. Bis er Tritt fasst, dauert es aber noch ein Weilchen. Gelingt ihm das, dürfte er genug Qualität haben, um Cacau gleichwertig oder besser zu ersetzen. Noch länger als Ginczek fällt Mohammed Abdellaoue verletzt aus, der in seinem ersten Jahr beim VfB ein Fremdkörper geblieben war. Ob und wie schnell sich der Norweger nach seiner Rückkehr einfügt, ist deshalb offen. Marco Rojas spielt weiter keine größere Rolle: Das Talent aus Neuseeland soll ausgeliehen werden.

Trainer und Stimmung im Umfeld 

Armin Veh fliegen seit seiner Rückkehr die Sympathien der Fans zu. Klarer Fall, der Augsburger ist der VfB-Meistertrainer von 2007. Dafür kann sich aber kein Mensch rund um den Verein aktuell etwas kaufen. Mit bloßem Handauflegen wird Veh die Mannschaft nicht verbessern. Er weiß das und dämpft die Erwartungen in ihn. Allerdings ist er vom ersten Spiel an gefordert. Ein Pokal-Aus beim Zweitligisten VfL Bochum an diesem Samstag wäre gleich ein Stimmungstöter, und das Auftaktprogramm in der Bundesliga hat es auch in sich. Die Vereinsführung setzt große Hoffnung in Veh. Er genießt gesteigertes Vertrauen, weil er den Verein sportlich nach vorn bringen und damit die teilweise heftige Kritik an Sportdirektor Fredi Bobic entschärfen soll. Die Begeisterung der Fans und Mitglieder für Präsident Bernd Wahler hat sich ebenfalls relativiert. Seine Bewährungsprobe ist die anstehende Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, die er so glaubhaft und überzeugend moderieren muss, dass ihm die teilweise skeptischen Mitglieder folgen.