Das 0:5 von Dresden hat den VfB-Trainer Hannes Wolf nachdenklich gestimmt. Foto: Baumann

Hannes Wolf, der junge Trainer des VfB Stuttgart, verfällt vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen den TSV 1860 München nicht in Aktionismus – trotz des Debakels von Dresden.

Stuttgart - Tief in seinem Inneren muss sich Hannes Wolf verraten vorgekommen sein. So wie ihn seine Spieler schon in der dritten Partie allein und verloren hatten stehen lassen. Ohne die Intensität einzubringen, die in der zweiten Fußballliga nötig ist. Ohne auch nur einen Ansatz von Wolfs Spielidee auf dem Platz erkennen zu lassen. Aktivität fordert der neue Trainer des VfB Stuttgart ein, Geschwindigkeit und Leidenschaft.

Überrascht hat diese Negativerfahrung den jungen Coach, auch erschüttert. Doch die Demütigung von Dresden hat Wolf nicht dazu verleitet, in Aktionismus zu verfallen. Obwohl sich der 35-Jährige gleich in die Arbeit stürzte. Bereits auf der Busfahrt zurück nach Stuttgart begann die Analyse des Schreckens, am nächsten Tag wurde sie mit der Mannschaft fortgesetzt. „Unser Training läuft konstant“, sagt Wolf, „nur die Ansprache hat sich verändert.“

Also: klare Erkenntnisse und klare Ansagen. Doch damit war es genug. Das Besondere am Umgang mit diesem krachenden 0:5 ist die Normalität, mit der ihm Wolf zu begegnen versucht. Und auch mit welcher Selbstverständlichkeit er sich dem nächsten Spiel gegen den TSV 1860 München an diesem Freitag (18.30 Uhr) widmet. So wie er es von seinen Lehrmeistern in Dortmund kennt. Denn Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sehen ein Spiel auch immer als ein eigenständiges Projekt. Da gibt es kein großes Davor und auch kein kleines Danach. Alles dreht sich immer nur um die nächste Aufgabe.

„Wir müssen den Fokus ausschließlich auf das legen, was wir beeinflussen können“, sagt Wolf. Kein Schiedsrichter, kein am Boden liegender Spieler, kein Hexenkessel soll mehr ablenken. Das ist Lektion Nummer eins. Einfach ist diese aber nicht umzusetzen. Zumal der Auftritt gegen Dynamo über das Potenzial verfügt, einen Verein länger umzutreiben und seinen neuen Trainer zu verändern. Nicht nur wegen des nackten Ergebnisses, sondern wegen der möglichen Folgen.

Oberflächlich betrachtet könnte man diese Niederlage ja so lesen: Passiert halt mal – und lieber einmal 0:5 verlieren als fünfmal 0:1. Doch das Erlebte hat gezeigt, dass die Probleme beim VfB tiefer liegen. In der Führung der Mannschaft auf dem Platz und im Hang zur schnellen Selbstzufriedenheit – sprich: in den Persönlichkeiten und in der Mentalität. Wohl auch deshalb schmerzt das Erlebte noch immer, wie Wolf zugibt. Er will die Emotionen auch nicht ignorieren. Nur will sich der Stuttgarter Trainer davon nicht leiten lassen. Höchstens daraus Energie ziehen – auf Basis der drei Komponenten, die Wolf grundsätzlich für eine Spielvorbereitung heranzieht.

Erstens: Wie lief das letzte Spiel? Zweitens: Was für Trainingsleistungen werden angeboten? Drittens: Welche Herausforderungen stellt der Gegner? „Die Münchner kommen aus einer ähnlichen Konstellation wie die Dresdner“, sagt Wolf. Einen Punkt aus den vergangenen fünf Begegnungen hat das Team von Kosta Runjaic zuletzt geholt. Eine schwere Zeit machen die Löwen also durch, aber Wolf hat es auch nicht leicht. „Klar geht es jetzt auch um Wiedergutmachung“, sagt der VfB-Coach – und will sich nicht schon wieder verloren vorkommen.