Längst wieder eine Gefahr für die gegnerischen Abwehrspieler: VfB-Stürmer Daniel Ginczek (li.) Foto: Baumann

Er könnte ein entscheidender Trumpf im Kampf um den Aufstieg sein. Daniel Ginczek will schon bald ein Kandidat für die Startelf sein – noch aber braucht der Stürmer Geduld.

Stuttgart - Kürzlich, ein Dialog unter Fans des VfB Stuttgart. Der eine so: „Nach einer Stunde den Daniel Ginczek einwechseln zu können, das hat schon was.“ Der andere darauf: „Ja, da siehst du den gegnerischen Verteidigern geradezu an, wie sie sich in die Hose machen.“ Weil dann ein Angriffsduo für den VfB Stuttgart auf dem Platz steht, das so viel Wucht und Torgefahr ausstrahlt wie kein zweites in der zweiten Liga.

Der eine ist Simon Terodde, er führt mit 14 Treffern derzeit die Torjägerliste an und ist auf dem besten Wege, seinen Titel des Torschützenkönigs zu verteidigen. Der andere ist Daniel Ginczek. Der hat den VfB schon einmal mit seinen Toren vor dem Abstieg aus der ersten Liga bewahrt, und es gibt nicht wenige, die sagen: Hätte der 1,91 Meter große Angreifer nicht solch ein Verletzungspech gehabt in den vergangenen Jahren, dann wäre er längst ein Kandidat für die Nationalelf. Derzeit aber geht es für den 25-Jährigen um ganz andere Ziele. Ginczek will ein Mann für die Startelf werden. „Das will ich in dieser Rückrunde schon noch schaffen“, sagt er. Trainer Hannes Wolf entgegnet diesem Ansinnen: „Das wird noch ein brutaler Weg.“

Terodde ist derzeit unumstritten

Aber Achtung: Nicht falsch verstehen, bitte! Der Chefcoach des VfB will seinem Stürmer beileibe nicht den Wind aus den Segeln nehmen. Was Wolf vielmehr sagen möchte: Bei aller Sehnsucht, die die Fans nach einem Daniel Ginczek in Topform haben, im Schnelldurchgang schafft er die Strecke vom Patienten zum Stammspieler eben nicht. Und an Simon Terodde gibt es derzeit ohnehin keine Zweifel. „Ihn jetzt aus der Mannschaft zu nehmen wäre schwer nachzuvollziehen.“ Und doch unterstreicht der Trainer Ginczeks Wertigkeit, die er schon jetzt wieder für seine Mannschaft hat. Hannes Wolf sagt: „Er ist ein brutaler Verstärker.“

Sein Ruf, ein Topstürmer zu sein, seine Erscheinung, seine Torgefahr, die er schon nachgewiesen hat – bei den Gegnern des VfB schrillen tatsächlich die Alarmglocken, wenn der Angreifer wie zuletzt so nach rund einer Stunde auf den Platz läuft. Nicht statt Terodde, sondern um sich mit der Stammkraft im Angriff zu ergänzen. „Die Frage, ob wir auch miteinander spielen können, ist also längst beantwortet“, findet Daniel Ginczek. Und mit Erfolgen belegt.

Immer längere Einsatzzeiten

Viermal in vier Rückrundenspielen wurde der frühere Dortmunder eingewechselt, dreimal beim Stand von 0:0 oder 1:1 – und jeweils gelang mit Ginczek auf dem Platz noch der Sieg. „Das ist sehr, sehr positiv und gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt der 25-jährige Familienvater, dessen Einsatzzeiten sich stets gesteigert haben: 16, 18, 25, zuletzt in Heidenheim 28 Minuten stand er auf dem Platz. „Ich komme immer besser rein“, hat er dabei festgestellt, noch gilt aber auch: Die Gefühlslage ist höchst unterschiedlich.

Wenn er in seinen Körper hineinhört, kommen meistens positive Signale. „Dann fühle ich mich zu 100 Prozent fit.“ Es gibt aber auch Tage, da sagt die innere Stimme, dass mehr als 60 Prozent nicht drin sind. „Aber das ist normal, wenn man ein Jahr nicht auf Wettkampfniveau gespielt hat“, sagt Ginczek, der mit Blick auf die Belastungsdosierung weiß: „Es ist wichtig, auch schlau zu sein.“ Und geduldig. Was nicht immer leicht ist.

Wann spielst du wieder von Beginn an? Wann schießt du wieder Tore? Fragen dieser Art erreichen Daniel Ginczek immer öfter. Und auch Hannes Wolf weiß, dass es für seinen Schützling zunehmend schwieriger werden wird, auch dem eigenen Ehrgeiz zu widerstehen. „Wir thematisieren das und helfen ihm dabei, diese Geduld aufzubringen“, sagt der Trainer, der ahnt: „Es braucht noch Zeit, bis er in Topform kommt.“

Selbstvertrauen – auch ohne Tore

Nach insgesamt zwei Kreuzbandrissen und einem Bandscheibenvorfall sowie immer mal wieder muskulären Problemen in den vergangenen drei Jahren geht es noch immer um einen vernünftigen und nachhaltigen Formaufbau. Daher zaubert schon die Tatsache, dass Ginczek seit dem Winter nahezu alle Trainingseinheiten hat mitmachen können, dem Coach ein Lächeln ins Gesicht. Zumal Hannes Wolf auch weiß: Schreitet die Entwicklung weiter derart voran, kann Daniel Ginczek noch der womöglich entscheidende Trumpf im Kampf um den Aufstieg werden.

Bis dahin schuftet der Stürmer weiter für sein Startelf-Comeback – und für sein erstes Saisontor. Ginczek sagt zwar: „Ich brauche keine Tore, um Selbstvertrauen zu haben.“ Dankend ablehnen würde er ein solches Erfolgserlebnis aber auch nicht: „Ich hätte nichts dagegen, wenn es schon am Sonntag gegen Kaiserslautern klappt.“ Die beiden Fans des VfB vermutlich auch nicht.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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