Timo Baumgartl wird bei der Saison-Eröffnung von den Fans gefeiert Foto: Baumann

Die Erkenntnis aus dem 1:2 im Testspiel beim 1. FC Heidenheim: Wenigstens Timo Baumgartl gibt der Stuttgarter Abwehr Halt, die womöglich bald einen Abgang verzeichnen könnte.

Stuttgart - Hannes Wolf hatte kein Problem damit, bei der Saisoneröffnungsparty seines VfB Stuttgart in Heidenheim nur die Begleitmusik zu spielen. So gab er nach dem 1:2 inmitten des Jubels der Gastgeber auch nicht den schlechten Verlierer. „Die Niederlage geht in Ordnung“, erkannte der VfB-Coach an. Genauso wie die Tatsache, dass sein Team auch im dritten Vorbereitungsspiel den Platz nicht als Sieger verlassen konnte. „Die Ergebnisse interessieren mich nicht“, sagte Wolf, „mich interessiert unsere Vorbereitung als Ganzes – und da liegen wir im grünen Bereich.“

Das mag in puncto Leistungsaufbau und taktische Abläufe durchaus stimmen. Mit Chadrac Akolo und Dzenis Burnic gab es sogar ein paar Lichtblicke. Schatten liegen aber weiter auf der Abwehr. In Heidenheim ließ sie aus dem Spiel heraus nicht viel zu. Zwei Kopfballgegentore nach hohen Bällen sind allerdings kein Ausbund defensiver Präzisionsarbeit. Kein Wunder, legt man das Personaltableau drei Wochen vor dem Pflichtspielstart in Cottbus zugrunde.

Abwehrchef – Was soll das sein?

Gegen Heidenheim versuchte sich Matthias Zimmermann als Rechtsverteidiger, nach der Pause hieß das Innenverteidiger-Duo Tobias Werner/Anto Grgic, die selbst Wolf als Positionsfüller bezeichnete. Neuzugang Ailton hatte noch merklich Anlaufschwierigkeiten, von den verletzten Benjamin Pavard und Jérôme Onguéné ganz zu schweigen.

So muss man fast schon von Trost sprechen, dass wenigstens Timo Baumgartl den Souverän in der Abwehr gibt. Gegen Heidenheim lief der 21-Jährige als Kapitän auf und verrichtete an der Seite von Marcin Kaminski solide seinen Dienst. So, wie man es von den beiden in der zweiten Liga gewohnt war. „Das mit der Kapitänsrolle hat mich natürlich gefreut“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ist ja nicht selbstverständlich mit 21.“ Inmitten der Stuttgarter Jungschar gilt Baumgartl fast schon als Routinier – auf jeden Fall aber ist er im Moment der Fixpunkt im Abwehrfragment.

Die erste Hälfte gegen Heidenheim war zumindest die beste Defensivleistung der Vorbereitung. „Wir sind noch nicht so weit“, wiegelt Baumgartl ab. Im Moment müsse man eben „mit der jungen Truppe das Beste draus machen“. Die, darauf legt er Wert, „ihre Qualität hat“. Und was das Alter angeht? Nun gut. Was soll ein 21-Jähriger schon sagen.

Vergangene Saison war der U-21-Nationalspieler und verhinderte Europameister („Das Thema ist abgehakt“) der Juniorchef. Befindet er sich jetzt auf dem Weg zum Abwehrchef? „Was soll das sein?“, entgegnet Baumgartl. „Wir haben keinen Abwehrchef und hatten letzte Saison auch keinen. Verteidigen lässt sich nur als Team.“ Moderne Fußballschule eben. Ein Mann mit kräftigen Kommandos kann trotzdem nicht schaden. Gerade im Spielaufbau. Doch vom Wortführer ist Baumgartl noch ein Stück entfernt. Dennoch hält Sportvorstand Jan Schindelmeiser große Stücke auf den Blondschopf aus Böblingen. Als Fußballer, aber auch als Identifikationsfigur. „Wir sind sehr froh über ihn. Er kommt von hier, spricht Deutsch – das ist wichtig. Gerade auf dem Platz.“

Für Onguéné liegen Anfragen vor

Noch wichtiger wäre nur noch ein gestandener Partner für die Zentrale. Einer, an dessen Seite Baumgartls Spiel weitere Reife erlangen würde. Einer wie Diego Reyes zum Beispiel. Schindelmeiser hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich der Mexikaner noch für den Bundesliga-Aufsteiger entscheidet. Im Moment sieht es aber eher danach aus, dass sich der 24-Jährige bei seinem Club FC Porto durchsetzen möchte.

Schindelmeiser spielt weiter auf Zeit. „Irgendwann fragt keiner mehr, ob ein Spieler am 4. Juni, 19. Juli oder am 31. August verpflichtet wurde“, meint er. Als Beleg für gelungenes Zeitspiel führt der Manager den Transfer von Ron-Robert Zieler ins Feld. Bei dem Vier-Millionen-Einkauf habe man durch die richtige Taktik am Ende zwei Millionen Euro gespart.

Verhandlungsgeschick beweisen muss der Sportchef möglicherweise auch bei Jérôme Onguéné. Für den Franzosen, erst vor einem halben Jahr für drei Millionen Euro nach Stuttgart gewechselt und noch ohne Pflichtspieleinsatz, liegen nach Auskunft von Schindelmeiser Anfragen vor. Zumindest ein Leihgeschäft mit dem derzeit verletzten Abwehrspieler ist vorstellbar. Zunächst sollen aber Verstärkungen her – damit das Defensivfragment nicht noch brüchiger wird.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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