Der VfB Stuttgart befindet sich mitten im Aufstiegsrennen. (Archivbild) Foto: Bongarts

Sechs Spieltage vor Saisonschluss ist der VfB Stuttgart Tabellenführer – doch der Aufstiegskampf in der zweiten Liga spitzt sich weiter zu. Eine Analyse.

Stuttgart - Es ist ja nicht so, dass es bisher nicht schon extrem spannend war im Aufstiegskampf der zweiten Liga. Das Führungsquartett liefert sich seit Wochen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mal marschieren die einen voraus, dann wieder die anderen. Mal schwächeln die einen, ehe die anderen plötzlich ins Stolpern geraten. Nun, nach dem 1:0-Sieg in letzter Minute von Eintracht Braunschweig gegen Dynamo Dresden am Montagabend, haben sich die Dinge an der Spitze nochmals verdichtet.

Sechs Spieltage vor Schluss ist die Spannung auf der Zielgeraden fast schon zu greifen. Der VfB Stuttgart an der Spitze, dahinter die punktgleichen Braunschweiger, auf Platz drei Hannover 96 mit einem Punkt Rückstand, der Vierte Union Berlin auf Schlagdistanz mit drei Zählern Abstand – im Saisonfinale der zweiten Liga bahnt sich ein Foto-Finish an. Und der Clou: Die Teams kämpfen nicht auf verschiedenen Schauplätzen gegeneinander – es gibt bei diesem ganz besonderen Wettrennen noch zahlreiche direkte Aufeinandertreffen, die die Spannung beim Aufstiegsthriller auf die Spitze treiben werden. Die Ellbogen, sie werden beim Zielsprint ausgefahren.

Das erste direkte Duell steigt an diesem Samstag (13 Uhr) in Hannover, wo 96 im brisanten Derby den großen Rivalen aus Braunschweig empfängt. Die Eintracht geht gestärkt ins längst ausverkaufte Aufstiegsduell der Niedersachsen. Sie ist gefühlt so etwas wie die Mannschaft der Stunde. Weil das Team das Momentum auf seiner Seite hat. Denn die Jungs von Trainer Torsten Lieberknecht sind die Schlussspurter der Liga. Sie stürmen immer dann noch zu ihren Siegen, wenn eigentlich kaum einer mehr mit ihnen rechnet.

Braunschweigs Vorteil ist die Außenseiterrolle

Die Schlussphase ist die Braunschweiger Phase. Bei drei Spielen binnen fünf Wochen verwandelten die Norddeutschen in der Nachspielzeit Unentschieden noch in Siege und haben dadurch jetzt sechs Punkte mehr auf der Habenseite. Zuletzt am Montagabend. Der Braunschweiger Siegtorschütze Ken Reichel sagt: „Das ist war kein Glück. Die Mannschaft hat die Mentalität und den Glauben, bis zum Schluss die Entscheidung zu schaffen.“

Ein weiterer Vorteil ist die Außenseiterrolle. Das kleine Braunschweig gefällt sich im Vergleich zum großen Nachbarn aus Hannover und dem VfB in der Rolle des Underdogs. „Bei dem Etat und den Spielern, die die da haben, müssen sie da oben spielen“, sagte Ken Reichel: „Hannover etwa hat immer mehr Druck als alle anderen. Und so wie der Präsident es ausdrückt, müssen sie ja aufsteigen.“ 96-Boss Martin Kind hatte die Rückkehr in die erste Liga ja tatsächlich als alternativlos bezeichnet.

Bei 96 sollte der neue Trainer André Breitenreiter ja zuletzt neuen Schwung für den Endspurt bringen – was er brachte, war aber zunächst einmal Stabilität. Kein Gegentor kassierte sein Team zuletzt in der englischen Woche, holte sieben Punkte und präsentierte sich gefestigt. „Ganz wenige Mannschaften – wenn es überhaupt eine gibt – können uns ausspielen“, sagt Torhüter Philipp Tschauner. Allerdings war die Leistung in der Offensive zuletzt beim 0:0 in Würzburg nichts für Feinschmecker. Hannover muss gegen Braunschweig die Kurve im Spiel nach vorne kriegen.

Union-Stürmer Philipp Hosiner gibt sich angriffslustig

Das will einen Tag später auch der Tabellenvierte Union Berlin gegen den 1. FC Kaiserslautern schaffen. Der Trainer Jens Keller schlug neulich ungewohnt forsche Töne an, als er betonte, dass sein Team das beste der zweiten Liga sei. Prompt waren in der englischen Woche dann die jeweiligen Gegner besser – weshalb sich die Frage aufdrängt, ob der Underdog, nachdem er zwischendurch mal Tabellenführer war, mit der neuen Drucksituation nicht umgehen kann. Antworten darauf werden die nächsten Wochen liefern. Union-Stürmer Philipp Hosiner jedenfalls gibt sich angriffslustig: „Wir haben noch alle Chancen – wir spielen noch gegen Stuttgart und Braunschweig.“

Das angesprochene Duell beim VfB steigt am 24. April. Montagabend, Flutlichtspiel. Aufstiegskampf. Spektakel pur. Der VfB bekam im Derby gegen den KSC (2:0) zuletzt nach fünf sieglosen Spielen die Kurve. Und grüßt nun vor dem Schlussspurt wieder von der Spitze. Nachlassen darf das Team von Hannes Wolf aber nicht. Denn die drei Konkurrenten lauern nur darauf, aus dem Windschatten zum Überholmanöver ansetzen zu können.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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