Der 21-jährige Timo Baumgartl (links) soll der VfB-Abwehr langfristig Halt geben. Foto: dpa

Ein stabiles Gerüst mit erfahrenen Spielern plus weitere Talente – so stellt sich Manager Michael Reschke die neue Mannschaft des VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga vor.

Stuttgart - Der nächste Schritt in die Zukunft hat mit einem Lächeln begonnen. Als das letzte offizielle Wort gesprochen, das letzte Bild mit den neuen Gremiumsmitgliedern geknipst und das letzte Schulterklopfen an diesem frühen Abend überstanden war, da blickte Michael Reschke noch einmal schmunzelnd auf das Podium der Halle 1 auf der Landesmesse. Fünf Stunden Mitgliederversammlung hatte der Sportchef des VfB Stuttgart gerade hinter sich gebracht, und von dort oben hatte er dem dunkelroten Anhang erstmals seine weiteren Vorstellungen präsentiert.

Reschke sieht eine Mannschaft, „in der die Mischung stimmt“. Mit den erfahrenen Christian Gentner, Ron-Robert Zieler, Holger Badstuber, Dennis Aogo, Andreas Beck und Emiliano Insua. Sie bilden ein Gerüst, das dem Manager stabil genug erscheint, um das Stuttgarter Spiel auch in der nächsten Bundesliga-Saison zu tragen – sofern alle bleiben. Was in den Fällen Badstuber und Insua noch zu verhandeln ist, da deren Verträge im Juni 2018 auslaufen.

Baumgartl und Özcan verlängern ihre Verträge

Doch das gehört zum Fußballgeschäft. Und Reschke wäre nicht Reschke, wenn er diese Fälle nicht klar vor Augen hätte. Aber Reschke wäre eben auch nicht Reschke, wenn er nicht nach vorne blicken würde. Ein permanenter Prozess sei die Kaderplanung, mit dem ersten Fokus auf den Profis, die der VfB schon hat. Mit Timo Baumgartl (bis 2022) und Berkay Özcan (bis 2021) wurden die Verträge verlängert. „Wir standen schon länger in guten Gesprächen und sind froh, dass sich die beiden zum VfB bekannt haben“, sagt der Manager.

In der Tat war die Tinte unter den Kontrakten bereits einige Tage trocken, als Reschke am Sonntagnachmittag als Erstes die VfB-Mitglieder informierte. Der Kommunikationsdirektor Oliver Schraft hatte auf diese kleine Inszenierung bestanden, und Reschke nutzte sie, um für den Verein zu punkten. Um die jüngsten Personalentscheidungen herum lässt sich ja ganz gut skizzieren, wie sich der 60-jährige Rheinländer die VfB-Elf der Zukunft vorstellt.

Junge Spieler mit hohem Marktwert sichern die Zukunf des VfB

Mit einer Abwehr, in der neben Timo Baumgartl der Franzose Benjamin Pavard steht. Zwei Innenverteidiger, die sich weiterentwickeln sollen – die aber jetzt schon über einen beträchtlichen Marktwert verfügen. Wie Santiago Ascacibar, mit dem sie zu einer Mittelachse der Extraklasse heranreifen könnten. Noch höher könnte der Preis schnellen, wenn Pavard im Sommer zur WM fährt – und spielt. Und beim Eigengewächs Baumgartl können die Stuttgarter ja nichts falsch machen, wenn sie ihn ohne Ausstiegsklausel langfristig binden.

Bleibt der 21-jährige Abwehrspieler so lange, stärkt er die Defensive. Verlässt er den VfB früher, winkt eine Rekordablöse. Ähnlich verhält es sich bei Özcan, dessen Fleiß und Beharrlichkeit sowohl Reschke als auch Hannes Wolf überzeugt haben. Zuletzt bot ihn der Trainer nach einer längeren Auszeit fünfmal in der Startelf auf. „Wer mit 19 Jahren bereits so eine Visitenkarte wie Berkay Özcan vorweisen kann, der hat auch noch Luft nach oben“, sagt Reschke über den Mittelfeldspieler.

Die Schnelligkeit ist da, aber die Effektivität fehlt

Trotz der Skepsis, die den Techniker begleitet, da es ihm etwas an Tempo fehlt. Aus diesem Grund regt der türkische Juniorennationalspieler auch nicht so sehr die Fantasie an wie seine ebenfalls jungen Kollegen in der Offensivabteilung. Anastasios Donis, Josip Brekalo, Takuma Asano – sie alle sind schneller und trickreicher als Özcan. Sie alle sind auch ein Versprechen auf mehr, aber sie sind nicht immer effektiver.

Ein Problem ist das für die Stuttgarter, die vor allem auswärts immer wieder die Erfahrung machen, dass ihnen ein Unterschiedsstürmer fehlt. Ein Mann wie Max Kruse, der zuletzt in Bremen nicht gut spielte, aber seine einzige Chance mit einem klaren Abschluss zum 1:0-Siegtreffer nutzte. Oder ein Mann wie Kevin Volland vom nächsten Gegner Bayer Leverkusen am Freitag. Auch er entscheidet Spiele und hat schon neun Tore auf seinem Konto.

Kein Knipser beim VfB Stuttgart

Und beim VfB? Gibt es Chadrac Akolo mit vier Ligatreffern. Dazu eine Reihe von Verletzungen, die das Toreschießen erschweren, aber eben keinen, der durchstartet: Daniel Ginczeks Körper spielt nicht wie gewünscht mit, Simon Teroddes Treffsicherheit scheint verschwunden, und ob Carlos Mané wieder in Schwung kommt, weiß keiner. Zumal der Portugiese wie Brekalo und Asano nur ausgeliehen ist.

„Es ist aber noch zu früh, um darüber zu reden, wie es mit ihnen weitergehen soll“, sagt Reschke. Stattliche Kaufoptionen gibt es für Brekalo (17,5 Millionen Euro) und Mané (15 Millionen Euro). Summen, die der VfB nur schwer aufbringen kann. Vielleicht auch gar nicht will. „Wir haben noch ein paar gute Ideen“, sagt Reschke über neues, junges Personal – und lächelt.