Foto: Pressefoto Baumann

Ibrahima Traoré ist beim VfB Stuttgart derzeit nicht wegzudenken. Die Spielweise des Dribbelkönigs ist imposant, seine Effektivität will er noch verbessern. Am liebsten schon an diesem Samstag.

Stuttgart - Er ist ein echtes Leichtgewicht. Gerade einmal 61 Kilo bringt Ibrahima Traoré auf die Waage. Auch seine 24 Jahre sieht man dem 1,71 Meter großen Fußballprofi kaum an – in einer B-Jugend-Mannschaft würde er nicht besonders auffallen. In der VfB-Kabine muss sich Ibrahima Traoré deswegen schon den einen oder anderen Spruch anhören. „Die anderen lachen manchmal über mich“, sagt er – und grinst. Kapitän Serdar Tasci, verrät er, nenne ihn beispielsweise den „schwarzen Bruce Lee“ – die 1973 verstorbene Kampfsport-Ikone hatte eine ähnliche Statur wie Traoré.

Der Mittelfeldspieler hat mit solchen Sticheleien kein Problem. Im Gegenteil. „Ich mache mit“, erklärt er und liefert auch gleich den Beweis: „Meine Wade passt bestimmt viermal in die von Arthur Boka.“

Pfeilschnelle Dribblings mit Szenenapplaus

Auf dem Platz aber ist Ibrahima Traoré alles andere als ein Leichtgewicht. In den vergangenen sechs Bundesliga-Spielen stand der Nationalspieler Guineas stets in der Startelf. Er sorgte mit seinen pfeilschnellen Dribblings für Szenenapplaus und spielte so manchen Gegenspieler im Eins-gegen-Eins schwindlig. Seine Leichtbauweise kommt ihm dabei zugute. „Ich gewinne vielleicht nicht so viele Kopfballduelle, und es gibt etliche Spieler, die stärker sind als ich. Dafür sind meine Bewegungen aber schneller – und ich bin wendiger“, sagt er. Ibrahima Traoré weiß, dass seine dynamische Spielweise beim Publikum gut ankommt. Das hatte ihm sein erster deutscher Trainer Karsten Heine bei Hertha BSC II schon vor sechs Jahren prophezeit. „Er meinte, wenn ich meine Fähigkeiten ausnutze, könnte ich es überall zum Publikumsliebling schaffen. Ich würde anders Fußball spielen als die meisten“, erzählt Traoré, der mit 18 Jahren vom Pariser Vorortclub Levallois SC – dem Jugendverein von Ex-Chelsea-Star Didier Drogba – in die deutsche Hauptstadt gewechselt war. Zur Saison 2009/2010 schloss er sich dem damaligen Zweitligisten FC Augsburg an und feierte mit den Schwaben 2011 den Aufstieg – als Publikumsliebling. Danach kam er zum VfB.

Doch dort lief es zunächst nicht gut für Ibrahima Traoré. In zwölf Spielen kam er in seiner ersten Bundesliga-Saison zum Einsatz, elfmal wurde er dabei eingewechselt, nur 256 Minuten stand er auf dem Platz. Trotzdem gelang Traoré ein Treffer – ein wichtiger. Er schoss den VfB mit seinem Tor zum 3:2 im letzten Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg auf Platz sechs. Gezweifelt hat er nie. „Wenn ich eine Entscheidung treffe, stehe ich voll dahinter“, erklärt er, „wenn ich am Ende sehe, dass sie falsch war – o. k. Aber bis dahin gebe ich immer alles.“

Labbadia setzt voll auf Traoré

Das hat er getan. „Ich habe hart gearbeitet und bin jetzt auf einem Niveau, das ich noch nie hatte“, sagt er. Das findet auch Trainer Bruno Labbadia, der zurzeit voll auf Traoré setzt. In zehn Bundesliga-Spielen stand er bis jetzt schon 638 Minuten auf dem Platz, dazu kam er in fünf Europa-League- und den beiden Pokal-Spielen zum Zug.

Damit ist Traoré zufrieden. Mit seiner Effektivität noch nicht. Wenn er sich durch die Gegenspieler zaubert, sieht das zwar toll aus, Zählbares kam dabei bislang aber nur selten heraus. Vier Vorlagen und ein Treffer stehen in dieser Saison wettbewerbsübergreifend zu Buche. „Da muss ich noch besser werden“, sagt er. Am liebsten würde er diesen Makel schon an diesem Samstag im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach vergessen machen. „Die 2:4-Niederlage gegen Hannover war bitter“, sagt er, „aber davon lassen wir uns nicht beirren. Wenn wir so auftreten wie gegen Dortmund oder Frankfurt, können wir in Gladbach gewinnen.“ Das Leichtgewicht will es den Gladbachern ganz schwer machen.