Foto: Pressefoto Baumann

Im VfB-Stadion geht es im Catering um die Wurst - und andere (regionale) Leckereien.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart setzt in Sachen Stadion-Gastronomie künftig auf den Caterer Aramark. Regionale Anbieter können den logistischen Anforderungen nicht mehr gerecht werden. Auf schwäbische Kost müssen die Fans in der Mercedes-Benz-Arena aber nicht verzichten.

Sie gehört zum Fußball wie die Grätsche und das Tor, mal wird sie mit Senf und mal mit Curryketchup verziert - und doch geht es beim Thema Stadion-Gastronomie längst nicht mehr nur um die rote Wurst. Marktführer in den deutschen Bundesliga-Arenen sind die global agierenden Catering-Konzerne Aramark und Eurest Sports & Food. Beide setzen mit der kulinarischen Versorgung bei Großveranstaltungen Milliarden um. "Die Sport-, Freizeit-und Messegastronomie ist nach der Betriebsgastronomie unser zweitgrößtes Standbein", sagt Gerald Rosendahl, Leiter der Sport-, Freizeit- und Messegastronomie bei Aramark.

In Mainz gibt's noch ein Familienunternehmen

Seit dieser Saison vertraut auch der VfB Stuttgart auf den amerikanischstämmigen Riesen mit Sitz in Philadelphia. Der Neue ist ein alter Bekannter, denn Aramark ist Nachfolger und gleichzeitig auch der Vorgänger der englischen Firma Eurest, von der sich der VfB nach zehn Jahren Zusammenarbeit getrennt hat. Nach dem Stadionumbau wollte man auch im Catering-Bereich neue Wege gehen. Meister Borussia Dortmund, der Hamburger SV, der 1. FC Nürnberg, Hertha BSC und auch Borussia Mönchengladbach setzen auf die Dienste von Aramark.

Beim FSV Mainz 05 hingegen arbeitet man mit einem Familienunternehmen aus Mainz, nur wenige Minuten von der neuen Arena entfernt, zusammen. "Die lokale Ausrichtung hätte auch bei uns Riesencharme, ist aber aus logistischer Sicht nicht mehr machbar", sagt Rainer Mutschler, Geschäftsführer der VfB Stuttgart Marketing GmbH. Mutschler verweist dabei auf die hohe Kunst, die hungrige Kundschaft in den zwei heißen Phasen eines Spiels möglichst schnell zu bedienen. Denn die Verkaufsphase ist kurz: eine halbe Stunde vor dem Spiel und die Viertelstunde während der Halbzeitpause.

Moderne Heizplatten haben den klassischen Grillrost abgelöst, die Würste garen darauf innerhalb weniger Minuten. Zwischen 8000 bis 12.000 Würste landen je nach Größe des Stadions pro Spieltag in den Mägen der Fans. 12.000 bis 15.000 Becher Bier gehen über die Tresen. Die Qualität der heißen Roten wird in Stuttgart an jedem Spieltag geprüft. Die Wurst muss außen knusprig und innen heiß sein. Und erst ein klarer und definierter Geschmack macht eine Wurst zur Stadionwurst. Aber es ist immer auch eine Frage des Geschmacks. "Mit dem Catering ist es wie beim Fußball. Jeder weiß, wie es richtig geht", sagt Rainer Mutschler.

Aramark nimmt Rücksicht auf regionale Vorlieben

Besonders stolz sind die Strategen beim VfB auf die Frischküche in der neuen Soccer-Lounge in der Untertürkheimer Kurve, in der die Gerichte für die VIPs frisch zubereitet werden können. Natürlich weiß auch der Marketingexperte Mutschler um die Engpässe und Schlangen, die es am ersten Spieltag beim 3:0 gegen Schalke an den Ständen gegeben hat. "Das muss sich alles erst einspielen", sagt Mutschler. Schließlich wurde zwischen Würstchengrill, Bierstand und den VIP-Logen neues Personal verpflichtet. "Wir haben aber Wert darauf gelegt, dass bewährte Stammkräfte bleiben können. Was die Aushilfen angeht, hat sich die Besetzung zum Teil geändert", erklärt Mutschler. 600 bis 800 Mitarbeiter sind je Spieltag im Einsatz.

Aramark versucht Rücksicht auf regionale Vorlieben zu nehmen, allein schon, weil sich diese Produkte besser verkaufen als andere. Während beim HSV ein Fischbrötchen nicht fehlen darf, umfasst das Angebot in Stuttgart neben den Klassikern auch schwäbische Schupfnudeln und Laugengebäck. "Bei der Auswahl der Lieferpartner werden die Sponsoren und Partner des VfB Stuttgart natürlich berücksichtigt", sagt Gerald Rosendahl. Regionalität sei stets ein zentrales Thema.

Für das Recht, bis 2017 im Stadion Essen und Trinken auszuliefern und zu verkaufen, zahlt Aramark 4,1 Millionen Euro an den Hamburger SV. Zudem wird Starkoch Tim Mälzer mindestens für ein Jahr bei den Heimspielen der Hanseaten kochen. Während die Hamburger ihre Vertragsinhalte offenlegen, hält sich der VfB Stuttgart in Sachen Zahlen bedeckt. Rainer Mutschler sagt nur so viel: "Es ist ein langfristiger Kontrakt."

Die günstigste Wurst haben mit 2,50 Euro übrigens Dortmund, Schalke, Mönchengladbach, Freiburg und Wolfsburg im Angebot. Die teuersten gibt es in Bayern: Sowohl beim FC Augsburg als auch beim FC Bayern München bezahlen Fans 3,50 Euro. Die Preise in der Mercedes-Benz-Arena liegen mit 3,00 Euro im Mittelfeld.