Guido Buchwald hat besonders gute Verbindungen nach Japan. Foto:  

Was der VfB Stuttgart in der Vergangenheit verschlief, soll der Weltmeister jetzt nachholen. Erste Brücken nach Japan sind gebaut: Das nächste Trainingslager im Sommer könnte in Sapporo steigen.

Stuttgart - Vor 18 Jahren wäre alles noch so einfach gewesen. Der langjährige VfB-Kapitän Guido Buchwald bat seine alten Kumpels zum Abschiedsspiel mit den Red Diamonds Urawa. In Japan war der blonde Hüne ein Star. Und die Fans sogen alles begierig auf, was mit ihm und seiner Karriere zu tun hatte. Der VfB Stuttgart hatte Wochen zuvor noch im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger gestanden (0:1 gegen FC Chelsea). Aber die weiß-rote Delegation des deutschen Pokalsiegers aus dem Vorjahr (1997) wurde vom Leiter der Tischtennis-Abteilung angeführt. Und auch sonst erkannte niemand die Chance. Trainer Jogi Löw jedenfalls wollte schnell wieder nach Hause. Die Spieler sehnten sich nach Urlaub. „Der VfB war damals auch in Japan eine Größe, da hätte sich der Verein einen riesigen Markt sichern können“, sagt Guido Buchwald heute. Das tat er aber nicht. Jetzt versucht der Ehrenkapitän mühsam nachzuholen, was damals verschlafen wurde. Als VfB-Beauftragter für Internationale Beziehungen, Abteilung Marktforschung Ost.

Aber die Welt ist nicht stehengeblieben. Andere Clubs, vor allem aus England und Spanien, machen in Japan und China seit Jahren gute Geschäfte. Der FC Barcelona zum Beispiel, Real Madrid, Manchester United und der FC Liverpool. Ihre Spiele sind live zu sehen, Fan-Artikel gehen weg wie warme Semmeln. Aus der Bundesliga sind ansatzweise nur der FC Bayern München und Borussia Dortmund mit am Ball.

Fliegt der VfB ins Sommertrainingslager nach Japan?

Nun ist der VfB nicht der FC Barcelona. Aber eine Kooperation, wie sie später der FC Bayern mit Buchwalds Ex-Club Red Diamonds Urawa eingegangen ist, wäre kein Hexenwerk gewesen. Jetzt muss sich der VfB Stuttgart nach den Brosamen bücken. Was nicht heißt, dass daraus nichts Brauchbares entstehen könnte. „Aber es ist alles viel schwieriger geworden“, seufzt der Marken-Botschafter Buchwald.

Inzwischen hat der Mann für Außenhandelsbeziehungen Kontakte zu seinem früheren Club und zu ehemaligen Spielern geknüpft. Einer von ihnen ist Shinji Ono, der seine Karriere bei Consadore Sapporo ausklingen lässt. Der Zweitligist hat schon bessere Zeiten erlebt und konzentriert sich nach einigen Auf- und Abstiegen voll auf eine gute Nachwuchsarbeit. Etliche Junioren spielen in den japanischen Nationalmannschaften. „Die Art, wie in Sapporo gearbeitet wird, und die Pflege traditioneller Werte passen sehr gut zum VfB“, glaubt Guido Buchwald.

Demnächst schon könnte die Kooperation in einen Vertrag gegossen werden. Dann werden auch mal Trainer zum Erfahrungsaustausch zwischen den Vereinen hin- und hergeschickt. Es wird Freundschaftsspiele auf allen Ebenen geben. Vorstellbar auch, dass das eine oder andere Talent mal ein paar Monate im Internat des Nachwuchsleistungszentrums beim VfB verbringt. Und wenn alles klappt, könnte schon in diesem Sommer die Vorbereitung auf die nächste Saison in Fernost über die Bühne gehen. „Die Gegend um Sapporo gilt als das Allgäu Japans“, sagt Guido Buchwald. Nur die Anreise dauert ein paar Stunden länger.

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