Dzenis Burnic (rechts) möchte sich auf der Sechserposition wieder für die Startelf empfehlen. Foto: EPA

Nach der Unterschrift des Argentiniers Santiago Ascacibar beim VfB Stuttgart hat der Club sieben zentrale Mittelfeldspieler im Kader. Doch ein selbstbewusster Leader befindet sich bislang nicht darunter.

Stuttgart - Bei den „Piksern“ von Estudiantes de la Plata, wie der argentinische Erstligist aufgrund seiner Vielzahl an Medizinstudenten in der Fanschaft genannt wird, ist man stolz. Nach langer Pause hat es mal wieder ein Spieler der Weiß-Roten aus der Provinz Buenos Aires nach Deutschland geschafft. Santiago Ascacibar, der beim VfB einen langfristigen Vertrag bis 2022 unterschrieben hat, steht also in einer Reihe mit Größen wie Rodolfo Cardoso (SC Freiburg, Hamburger SV) oder dem ehemaligen Bayern-Spieler José Ernesto Sosa, die ebenfalls ihre fußballerischen Wurzeln bei Estudiantes haben.

Beim VfB soll der 1,68 Meter kleine Kapitän der U 20-Nationalelf Argentiniens sofort helfen. Man setzt voll auf Ascacibar, was allein die in mehreren Tranchen fällige Ablösesumme (fünf Millionen sofort, zwei im nächsten Jahr, eine weitere, falls der Spieler wie gewünscht einschlägt) von bis zu acht Millionen Euro beweist.

Was Ascacibar gut tun dürfte, wirft auf der anderen Seite Fragen auf. Tummeln sich beim Aufsteiger doch nirgendwo anders so viele Spieler wie auf der Position des blonden Argentiniers, der wie die künftigen Kollegen Christian Gentner, Orel Mangala, Ebenezer Ofori, Dzenis Burnic, Matthias Zimmermann und Anto Grgic ein defensiver Mittelfeldspieler ist. Tatsächlich aber hat der VfB-Trainer Hannes Wolf in seiner Spielzentrale die richtige Mischung noch nicht gefunden. Aus der Mitte entspringt beim Verein für Bewegungsspiele also noch längst kein Spielfluss.

Dies liegt auch daran, dass sich Hannes Wolf sowohl in der Systemfrage (einfache Sechs wie im Pokal in Cottbus, Doppelsechs wie zum Saisonstart in Berlin?) aber auch bei der personellen Besetzung seiner Schaltzentrale, dem Scharnier zwischen Abwehr und Angriff, auch vor dem zweiten Bundesligaspieltag mit der ersten Heimpartie am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FSV Mainz 05 weiter in der Experimentierphase befindet.

„Einen Platz im Team muss man sich erarbeiten“

Auch, weil keine Konstanz in der Teammitte vorherrscht, leidet das Kombinationsspiel. Zwar gehört es zur Wolf’schen Trainerdenke, seine Spielidee stets an die kommende Aufgabe anzupassen – dennoch hat der Chefcoach mit seinen personellen Rochaden das Selbstvertrauen einiger Akteure nicht gerade gestärkt. In den Siebenkampf um die Sechserposition geht beim VfB daher mit Ausnahme des Neulings Ascacibar kaum einer mit breiter Brust. Da ist etwa Dzenis Burnic, die 19 Jahre junge Leihgabe von Borussia Dortmund, von dessen Talent und Leistungsbereitschaft Hannes Wolf ein echter Fan ist. Als Sieger der Vorbereitung und künftige Stammkraft im defensiven Mittelfeld gefeiert, ist der Blondschopf aktuell aber ziemlich down. Dies liegt an seiner verpatzten Premiere im Pokalspiel in Cottbus, in dem Burnic als linker Verteidiger ran musste und einen rabenschwarzen Tag erlebte.

Sechs Tage später stand Dzenis Burnic dann nicht einmal im Kader für das Hertha-Spiel. „Dzenis hat nicht so gut trainiert. Das kann er viel besser und das weiß er auch“, sagte der Trainer Wolf – und hatte noch einen Tipp parat: „Einen Platz im Team muss man sich erarbeiten.“

Wem gehört im VfB-Mittelfeld die Zukunft?

Tatsächlich kann es unter dem 36-jährigen Chefcoach schnell raus und wieder rein gehen in die Startelf, was nicht zur Stabilität beiträgt. Davon kann auch der Kapitän ein Lied singen. Der hätte ohne die Schwindelattacke von Timo Baumgartl, der für das Mainz-Spiel wieder fit ist, im Pokal gar nicht gespielt. Letztlich absolvierte Gentner dann die beiden ersten Pflichtspiele der Saison über die volle Distanz. Doch der 32-Jährige muss weiter damit leben, häufiger in die Rolle des „Non-Playing-Captains“ zu schlüpfen, als ein Spielführer also, der auf der Reservebank Platz nehmen muss. „Dass er der Kapitän ist, heißt nicht, dass er ständig von Beginn an spielt“, sagt Wolf über Gentner, einen verdienten VfB-Profi und zweifachen deutschen Meister, der sich im Herbst seiner Karriere befindet – und nun mit Gegenwind zu kämpfen hat.

Wem aber gehört die Zukunft? Dem Schweizer Anto Grgic vorerst auch nicht. Denn der 20-Jährige, dem es gerne mal am nötigen Esprit fehlt, ist bei Wolf durchs Raster gefallen und soll ausgeliehen werden. Matthias Zimmermann, ein Sechser aus der Vorsaison, ist derweil fürs Erste auf den Posten des rechten Verteidigers abkommandiert. Eine Position, auf der sich der Karlsruher nur bedingt wohl fühlt. In Berlin, so weist es die Statistik aus, gewann Zimmermann bis zu seiner Auswechslung nur 50 Prozent seiner Zweikämpfe.

Bleiben noch Orel Mangala und Ebenezer Ofori. Letzterer erlebte wie Burnic sein Waterloo im Pokal, wo der Ghanaer orientierungslos wirkte und an beiden Gegentoren eine Teilschuld trug. Also musste Ofori in Berlin auf die Bank, während Orel Mangala den umgekehrten Weg ging. Als Pokalreservist spielte der 19-Jährige in Berlin durch, was zeigt: Die optimale Besetzung der Spielmitte wird weiter eifrig gesucht.

VfB Stuttgart - 1. Bundesliga

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