Im Wartestand: VfB-Verteidiger Philip Heise (re.). Foto: Baumann

Verteidiger Philip Heise kam vor der Saison mit großen Erwartungen zum VfB Stuttgart. Die haben sich bisher nicht erfüllt: Der Ex-Heidenheimer steht im Schatten von Emiliano Insua.

Stuttgart - Auch am Mittwoch hat Philip Heise das getan, was er fast jeden Tag tut: Er hat trainiert – und zwar wieder so akribisch und eifrig, dass er sich nichts vorzuwerfen hat. Auch Jürgen Kramny ist damit zufrieden, wie sich der linke Verteidiger in den Übungseinheiten präsentiert. Heise ist gesund, fit und höchst motiviert. Und dennoch blickt er wieder bange auf den Freitagnachmittag, wenn der VfB-Trainer seinen Kader für das Bundesligaspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Ingolstadt bekanntgibt. Mit Philip Heise oder, wie es schon Standard ist, ohne ihn? „Ich muss auf meine Chance lauern“, sagt der Neuzugang vom 1. FC Heidenheim, „und da sein, wenn der Trainer mich braucht.“ Was bisher eher die Ausnahme ist.

Er hat ja Emiliano Insua.

Der Argentinier, ebenfalls Neuzugang im vergangenen Sommer, kam, sah und spielte: 25 Einsätze, davon 23 über 90 Minuten. Insua (27) überzeugte vom ersten Tag an, erst im Training, dann in den Spielen. Seither ist er unentbehrlich. „Er macht richtig Spaß“, sagt Sportvorstand Robin Dutt über Insua, „er hat ein gutes Standing in der Mannschaft und verkörpert eine gute Mischung aus Sachlichkeit und Emotionalität.“ Ein idealer Mann für den Verein, ein Graus für den, der selbst Ansprüche auf dessen Position erhebt – Heise also. „Insua macht es gut“, sagt der gebürtige Düsseldorfer, „und solange unsere Ergebnisse stimmen, ist es okay für mich, dass er ständig spielt.“

Wie Heise ergeht es Florian Klein auf der rechten Abwehrseite

Ein Einzelschicksal beim VfB? Keineswegs. Denn auf der rechten Abwehrseite hat sich Kevin Großkreutz (27) festgespielt, seit er im Winter aus der Türkei kam. Das ging auf Kosten von Florian Klein (29), der dort in der Hinrunde sein Revier hatte und jetzt fast nur noch auf der Bank sitzt – wie Heise auf der anderen Seite. Für beide gilt, was Heise sagt: „Einfach ist die Situation nicht. Aber Fußball ist ein Tagesgeschäft. Morgen kann es schon anders aussehen.“ Wobei Florian Klein im Vorteil ist: Der österreichische Nationalspieler hat längst nachgewiesen, was er für den VfB wert sein kann, Philip Heise vor allem mangels Gelegenheit noch nicht. Bei drei Bundesligaeinsätzen stand er insgesamt nur 48 Minuten lang auf dem Platz.

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Das ist zu wenig für ein Talent, das Robin Dutt bei seinem Wechsel vom 1. FC Heidenheim als „mit den besten Außenverteidiger der zweiten Liga“ gelobt hatte. In Heidenheim wäre Philip Heise vermutlich Stammspieler geblieben, bereut hat er seinen Wechsel dennoch nicht: „Wenn sich eine Tür öffnet, muss man durchgehen“, sagt er, „hier kann ich trotzdem eine Menge lernen.“ Weshalb er den steinigen Weg weitergehen will: Aufgeben kommt für ihn nicht infrage, einen angeblichen Flirt mit Fortuna Düsseldorf stellt er in Abrede: „Ich bin nicht auf der Suche nach einem anderen Verein. Das erste Jahr in der Bundesliga ist das schwerste, und für mich ist es kein verlorenes Jahr.“

Pech für Heise, dass er wie Emiliano Insua linker Verteidiger ist – und doppeltes Pech, dass er nur linker Verteidiger ist. „Das Training ist für Philip die einzige Möglichkeit, sich zu empfehlen“, sagt Jürgen Kramny. Was aber noch nicht das letzte Wort sein muss. Zum einen hat Heise schon fünfmal für die zweite Mannschaft gespielt. Dritte Liga zwar nur, wie früher bei Preußen Münster, doch „da kann ich auch im Spielrhythmus bleiben“. Und dann besteht noch die Option, dass er sein Repertoire erweitert. „Dann könnte er auch mal auf der vorderen offensiveren Position zum Einsatz kommen“, sagt Kramny. Dort ist Filip Kostic gesetzt, womöglich aber nur bis zum Saisonende – bis ihn ein Konkurrent wegkauft.

Neue Konkurrenz droht

Dann will Philip Heise da sein, genauso wie Florian Klein auf der rechten Seite für den Fall, dass Martin Harnik im Sommer geht. Allerdings droht neue Konkurrenz! Mit Jean Zimmer (22) vom 1. FC Kaiserslautern ist sich der VfB angeblich einig – ein Mann für alle Außenpositionen. Im Visier ist auch Marc Rzatkowski (26) vom FC St. Pauli – auch er ist vielseitig einsetzbar.