Antonio Rüdiger (li./neben Carlos Gruezo und Marco Rojas) will mit dem VfB nach oben Foto: Pressefoto Baumann

Trotz ansprechender Angebote erklärt Abwehrspieler Antonio Rüdiger, dass er beim VfB bleiben will. Im Trainingslager verrät er, woran er in der kommenden Saison arbeiten will.

Mayrhofen - Den neuen Markenslogan des VfB Stuttgart (Furchtlos und treu) hat Antonio Rüdiger schon ganz gut verinnerlicht – zumindest Teil eins des Claims. Im Zweikampf kennt der gebürtige Berliner keine Freunde. Auch nicht im Training. Der 21-Jährige wirft sich in jedes Duell, als sei es sein letztes. So verwundert es nicht, wenn ein Stürmer wie Daniel Ginczek auf die Frage, welchen Gegenspieler er am meisten fürchtet, als erstes Antonio Rüdiger nennt. „Er hat schon angedroht, mir weh zu tun“, sagt der verletzte Neuzugang über seinen künftigen Widersacher im Training.

Rüdiger selbst definiert sein Jobprofil so: „Unangenehm für jeden Gegenspieler sein“. Dazu gehört nicht nur konsequentes Verteidigen, sondern auch das Offensivspiel. Hier sieht der gebürtige Berliner bei sich selbst die größten Entwicklungsmöglichkeiten. „In meinem Kopfballspiel und im Spiel nach vorne muss ich noch besser werden, ganz klar.“ Trainer Armin Veh sieht es ähnlich. Er hat gleichzeitig das Potenzial erkannt, dass in Rüdigers impulsivem Antritt steckt. Wenn er sich erst einmal aus der Abwehr gelöst und Richtung gegnerischer Strafraum in Bewegung gesetzt hat, ist der 1,90-Meter-Hühne kaum zu stoppen. Daran wollen die beiden in der Vorbereitung noch feilen.

Genauso an Rüdigers Unbeherrschtheit. Der Sohn eines Deutschen und einer Afrikanerin – seine Mutter stammt aus Sierra Leone – hat es in seiner noch jungen Bundesligakarriere schon geschafft, zum Buhmann der eigenen wie der gegnerischen Fans zu werden. Zwei rote Karten in 42 Bundesligaspielen – jeweils wegen einer Tätlichkeit – sind nicht die Bilanz eines Osterlammes. „Das wird so schnell nicht wieder passieren“, verspricht Rüdiger und schiebt hinterher. „Auch wenn es mir egal ist, wenn man in mir einen Stinkstiefel sieht.“

Der Stinkstiefel hat es in den vergangenen Wochen immerhin zum deutschen Nationalspieler gebracht. Gegen Polen debütierte er kurz vor der Weltmeisterschaft in der A-Elf von Bundestrainer Joachim Löw. „Ein tolles Erlebnis“, wie Rüdiger sagt, dem bald weitere Einsätze folgen sollen. Dass die Weltmeisterelf fürs Erste gesetzt und für ihn kein Platz mehr darin sein dürfte, glaubt er nicht. „Im Fußball geht immer alles so schnell. Auch mit WM-Titel darf sich niemand zu sicher sein.“

Der Auftritt in der Nationalmannschaft hat sicher auch seinen Teil dazu beigetragen, dass es sich beim Bruder von Drittliga-Profi Sahr Senesie von der SG Sonnenhof Großaspach um den derzeit wohl begehrtesten VfB-Spieler handelt. Es gab Millionen-Angebote vom FC Porto und aus der englischen Premier-League. Sportdirektor Fredi Bobic schob jedoch schnell einen Riegel vor – und erklärte Rüdiger für unverkäuflich. Was das Abwehrtalent selbst dazu sagt? Nicht viel, außer dass ihn England schon reize und er mal für einen Topclub in der Champions League spielen möchte. Irgendwann.

Die Angebote und Unverkäuflichkeitserklärung von Bobic hätten ihn geehrt, sagt er. Ansonsten gilt: „Ich habe Vertrag bis 2017, bis dahin zählt nur den VfB für mich.“ Womit Rüdiger bewiesen hätte, dass er nicht nur furchtlos sein kann – sondern auch treu.