Andre Weis in Aktion: Der Torhüter beim Training der ersten Mannschaft des VfB Stuttgart. Foto: Baumann

Der Torhüter hat einen steilen Aufstieg hinter sich und sitzt jetzt beim VfB auf der Bank.

Stuttgart -  André Weis (22) wird seine Mama nicht los. Überallhin folgt sie ihm. Bundesweit. Wenn der Torhüter mit dem VfB II in der dritten Liga unterwegs ist, fährt Mutter Jutta (41) mit dem Auto hinterher. Bei jedem Heimspiel, bei jedem Auswärtsspiel ist sie dabei. "Sie ist mein größter Fan - aber auch meine größte Kritikerin", sagt der Keeper. "Sie ist knallhart, da fallen deutliche Worte. Es kann sein, dass sie mich auch zwei Tage nach einem Spiel noch anruft und sagt, dass ich einen schönen Mist zusammengehalten habe."

In diesen Wochen dürfte Weis aber selbst von der Kritik seiner Mutter, die bei Koblenz eine Baufirma leitet, verschont bleiben. Denn Weis hält zurzeit keinen schönen Mist zusammen - er hält überragend für das Drittligateam der Roten. "André macht seine Sache sehr gut, da gibt es absolut nichts zu bemängeln", sagt Jürgen Kramny, Trainer des VfB II. Und Torwarttrainer Andreas Menger betont, "dass André es sich durch seine starken Leistungen in der dritten Liga verdient hat, bei uns dabei zu sein".

Bei uns - das ist das Bundesligateam. Dort sitzt Weis zurzeit als Nummer zwei auf der Bank, weil Marc Ziegler wegen seines Innenbandteilanrisses noch bis Anfang 2012 ausfällt. In der dritten Liga ist Weis aus dem Tor ohnehin nicht mehr wegzudenken. "Er hilft dem Team durch seine ruhige und sachliche Art weiter", sagt Kramny, "bei ihm muss man sich keine Sorgen machen."

Weis übt sich in Bescheidenheit

Dass sie beim VfB schon ein halbes Jahr nach seinem Wechsel von der TuS Koblenz so über Weis reden, war so eigentlich noch gar nicht vorgesehen. Der Plan war, dass Weis der Ersatz für Bernd Leno in der dritten Liga ist, sich langsam akklimatisiert und hin und wieder auf seine Einsätze kommt. Doch dann wurde Leno im Sommer an Bayer Leverkusen ausgeliehen, und Weis stand plötzlich im Kasten. Er hielt so gut, dass er jetzt auf der Bank des Bundesligateams sitzt. "Im Fußballgeschäft geht alles verdammt schnell. Wenn sich eine Chance ergibt, musst du da sein", sagt Weis. Er war da. Und jetzt will er durchstarten.

Wenn der Keeper für den VfB II 15 Ligaspiele macht, verlängert sich sein Vertrag automatisch um ein Jahr. 13 Partien hat der Torhüter bereits absolviert, die Verlängerung ist reine Formsache. "Es ist die ideale Konstellation für mich", sagt Weis. "Bei den Profis reinschnuppern und in der dritten Liga spielen - besser hätte ich es mir nicht vorstellen können." Ob er nächstes Jahr Marc Ziegler die Nummer zwei streitig machen will? "Das wäre respektlos Marc gegenüber, er hat vieles für den VfB geleistet. Aber ich kann es mir natürlich vorstellen, in der ersten oder zweiten Liga zu spielen."

Weis übt sich in Bescheidenheit, und das hat seinen Grund. Er weiß, wo er herkommt. Vor zwei Jahren noch war er in Koblenz die Nummer zwei und musste oft in der Reserve ran - in der Kreisliga B. "Da sind die Gegner mit der Zigarette in der Hand zum Spiel gekommen", sagt Weis. Es folgte der Wechsel zum SV Wilhelmshaven in die Regionalliga. "Das hat mir gutgetan, auch im Leben. Ich bin selbstständig geworden."

Eines änderte sich aber auch im hohen Norden nicht. Mama reiste aus Koblenz zu jedem Spiel an. Daheim und auswärts.