Alexandru Maxim mit Vedad Ibisevic. Foto: Pressefoto Baumann

Spielmacher Alexandru Maxim verleiht dem VfB Stuttgart Stärke bei Standardsituationen. Trainer Thomas Schneider sagt: „Da ist noch Luft nach oben.“

Stuttgart - Man kennt das ja aus dem Alltag: Manchmal öffnen sich einem Türen von ganz allein. Manchmal aber muss man rütteln, ziehen und schuften, um das Ding aufzubekommen. Dann wäre man froh, man hätte einen Türöffner. Beim VfB sind sie froh, dass sie Alexandru Maxim haben.

Nun ist der kleine Rumäne nicht unter die Pförtner gegangen. Im Gegenteil: Erst am Sonntag war er wieder mittendrin im Bundesliga-Geschehen, stand für den VfB in Braunschweig auf dem Platz – und als das Team rüttelte, zog und schuftete, aber einfach nicht reinfand ins Spiel beim Aufsteiger, spielte Maxim seine Qualitäten aus. Als Türöffner. Genauer gesagt: als Freistoßschütze. „Bei den Standardsituationen sind wir im Moment brandgefährlich“, freut sich Trainer Thomas Schneider. Was viel mit Alexandru Maxim zu tun hat.

Der 23-Jährige ist im vergangenen Januar nach Stuttgart gekommen und hat schon in der Rückrunde der vergangenen Saison gezeigt, dass er die Kugel fein streicheln kann – derzeit treibt er das Spiel mit der Präzision auf die Spitze. Etwa in Braunschweig.

Maxim legte sich den Ball zurecht, Maxim lief an, Maxim flankte – und der Ball fand so zielsicher den Kopf von Vedad Ibisevic, als hätte dieser einen Magnet unter dem Haupthaar. Danach stand es 1:0, der VfB war in die Siegerstraße eingebogen. „Diese Standards tun uns derzeit richtig gut“, sagt VfB-Sportvorstand Fredi Bobic. Weil aus dem Spiel heraus noch nicht alles gelingen will.

„Es klappt von Spiel zu Spiel besser“, sagt Alexandru Maxim

Da ist es gut, wenn ab und zu der Ball ganz ruhig und in aussichtsreicher Position auf dem Rasen liegt. Beim 6:2 gegen Hoffenheim führte ein Eckball Maxims zu einem Treffer, beim 1:0 in Berlin köpfte Christian Gentner einen Freistoß des Rumänen spielentscheidend ins Tor, dazu kam nun der vorentscheidende Treffer in Braunschweig. Keine Frage: „Es klappt von Spiel zu Spiel besser“, sagt Alexandru Maxim. Obwohl unter Schneider bislang noch gar nicht so viel Zeit blieb, die Varianten einzustudieren. Wobei das womöglich gar nicht notwendig ist.

Denn: Die Variante VfB funktioniert relativ simpel. Maxim flankt exakt auf einen der vorher festgelegten Punkte. Gentner, Ibisevic oder auch Antonio Rüdiger und Daniel Schwaab laufen diese Punkte an – und schon kann Entscheidendes passieren. „Viele Spiele sind heutzutage so eng, dass Standards eminent wichtig sind“, sagt Bobic. „Eine erfolgreiche Standardsituation kann ein ganzes Spiel verändern“, findet Maxim, der sich bewusst ist, mit welchem Talent er gesegnet ist: „Es gibt kein Geheimnis und auch keinen Trick.“ Was er mittlerweile aber auch weiß: Allein auf sein Talent darf er sich nicht verlassen.

Seine Stärke bei Standards versucht er in letzter Zeit jedenfalls auszubauen, indem er nach den Trainingseinheiten immer mal wieder noch einige Bälle schlägt. Und dass er konditionell zulegen muss, ist ihm spätestens zu Beginn der Saison klargeworden.

„Alex wusste nicht genau, wie die Dinge in Deutschland laufen“

Das Fitnessprogramm für den Sommerurlaub hatte er zwar nicht ignoriert, zum Start der Vorbereitung schienen die Kollegen jedoch etwas gewissenhafter gewesen zu sein. „Alex wusste nicht genau, wie die Dinge in Deutschland laufen“, sagt Herbert Briem, der deutsche Berater Maxims, „für rumänische Verhältnisse war er wahrscheinlich topfit. Hier wird aber mehr erwartet.“ Auch Maxim sagt: „Es war vieles neu für mich.“ Briem, einst Sportdirektor beim VfB, hakt die Sache unter der Rubrik „Lernprozess“ ab und versichert: „Er weiß jetzt, dass er nicht spielt, wenn er nicht hart arbeitet. Das wird ihm nie wieder passieren.“ Erstens, weil der neue Coach ein Auge auf den Jungen hat. Schneider mahnt: „Leistungsstärke hängt von konditionellen Fähigkeiten ab.“ Und zweitens, weil diese Einsicht bei Maxim längst gereift ist. Der Techniker verspricht: „Ich werde weiter hart an mir arbeiten.“ Was Schneider und Bobic gerne hören.

Schließlich sind beide überzeugt, dass Alexandru Maxim noch lange nicht das Maximum seiner Leistungsstärke erreicht hat. „Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt der Trainer. Und Bobic betont: „Er ist noch lange nicht da, wo wir ihn haben wollen.“ Obwohl Maxim mit drei Toren und fünf Vorlagen derzeit zu den Topscorern der Bundesliga gehört – bei den Assists ist nur der Gladbacher Max Kruse (sechs) besser. Aber was ist schon solch eine Statistik?

Für Maxim eine Sache, „die ich mag“. Einerseits. Andererseits sagt er: „Noch lieber habe ich es, wenn ich auf die Tabelle schaue und wir als Verein weit oben stehen.“ Derzeit ist der VfB Sechster, es sieht ganz ordentlich aus, und Maxim sagt: „So wollen wir weitermachen.“ So will auch er weitermachen. Gerne auch wieder als Türöffner.