Alexander Zorniger will in Zukunft nicht mehr alles sagen, was er denkt. Foto: Baumann

Alexander Zorniger spricht knapp vier Monate nach seiner Entlassung erstmals über sein Scheitern als Trainer beim VfB Stuttgart und seine Fehler in der Wortwahl.

Stuttgart - Zum Schluss spricht Alexander Zorniger auch noch über jenen Mann, der einst ebenfalls Interesse an dem Trainerjob beim VfB hatte, den Zorniger dann selbst übernahm. Thomas Tuchel, sagt er, „gehört in der Zukunft zu den ganz außerordentlich guten Trainern“, von denen es „nur ein überschaubares Maß gebe“. In der Gegenwart ist es so, dass Tuchel mit Dortmund in drei Wettbewerben Titelchancen besitzt, während beim VfB Jürgen Kramny den Klassenverbleib sichern soll. Und Zorniger selbst ist derzeit arbeitslos.

Knapp vier Monate nach seiner Entlassung beim VfB sitzt der 48-jährige Fußballlehrer am Sonntagabend im Fernsehstudio von Sky und spricht zum ersten Mal öffentlich über sein Scheitern in Stuttgart. Sein Bart ist kürzer, er sieht erholt aus, er hat viel Zeit gehabt, über alles nachzudenken. „Bitter“ sei manche Erfahrung gewesen, sagt Zorniger, „aber in vielen Bereichen würde ich es genauso wiedermachen.“

Es waren in jeder Hinsicht denkwürdige Monate, in denen Zorniger auf der VfB-Bank saß. Eine neue Ära wollte er prägen und ein neues Spielsystem einführen, das er „alternativlos“ nannte. Das habe zu Beginn „schneller funktioniert, als ich es gedacht hätte“. Begeisternde Spiele zeigte seine Elf in den ersten Saisonspielen – doch das Problem war: „Wir haben diese Spiele durch verschiedene Faktoren verloren.“

Von dem „Faktor Glück“ und dem „Faktor Zufall“ spricht Zorniger, die es mit den Gegnern besser gemeint hätten als mit seinem Team. Außer bei den Bayern (0:4) und am Ende gegen Augsburg (0:4) „hatten wir in jedem Spiel so viele Chancen, dass wir hätten gewinnen können“.

„Kommt mir jetzt bloß nicht mit Georg“

Allerdings sind ihm die Ergebnisse alleine nicht zum Verhängnis geworden – es war auch seine Außendarstellung, die die Zweifel an ihm immer größer werden ließen. Das weiß auch Zorniger selbst, der im Rückblick selbstkritisch einräumt, verbal bisweilen weit übers Ziel hinausgeschossen zu sein. Dass er die Knieverletzung von Daniel Didavi thematisierte, Timo Werner verhöhnte, einen Journalisten öffentlich als „Schwachmaten“ bezeichnete und „jeden erschlagen“ wollte, der Joshua Kimmich ziehen ließ – das alles seien Äußerungen gewesen, „die ich heute sicher nicht mehr tätigen würde“. Seine schlechteste Note in der Fußballlehrerausbildung sei eine zwei gewesen – „mangelhaft“ hingegen die Wortwahl in der Praxis.

Als „deplatziert und dumm“ bewertet es Zorniger auch, den Verteidiger Georg Niedermeier öffentlich als für sein System ungeeignet bezeichnet zu haben („Kommt mir jetzt bloß nicht mit Georg“). Er sei in diesem Moment „ein Stückweit überfordert“ gewesen. Als Neuling in „dem komischen Geschäft Bundesliga“ habe er es unterschätzt, „welche Sprengkraft solche Aussagen haben können“. Er habe daraus gelernt und werde in Zukunft „nicht arg viel anders denken, aber anders reagieren“.

Dass sich die nächste Chance bieten wird, da ist sich Zorniger ganz sicher: „Ich habe keine Zweifel, dass etwas dagegenspricht.“ Für einen Club „mit einem philosophisch veranlagten Manager“ sei er zwar womöglich „zu grob“ – alle anderen sei versichert: „Ich kann den Fußball gut vermitteln.“ Und genauso überzeugt ist Zorniger davon, dass sein Ex-Club mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben werde. Der VfB wirke gefestigt, auch im Umfeld: „Da ist jetzt viel mehr Ruhe – auch weil sich nicht mehr alles auf mich fokussiert.“