Am Boden: Der VfB um Stürmer Vedad Ibisevic verliert das Auswärtsspiel bei Hertha BSC Foto: Pressefoto Baumann

Der VfB Stuttgart hat in Berlin kein schlechtes Auswärtsspiel gemacht – und doch 2:3 gegen die Hertha verloren. Bedeutet: Der Aufwärtstrend ist erstmal gestoppt. Trainer Armin Veh war bedient und entsprechend sauer.

Berlin - Lange Zeit war Armin Veh die Ruhe in Person. Doch dann, kurz vor Schluss der Partie des VfB Stuttgart bei Hertha BSC, konnte der Trainer nicht mehr an sich halten. Veh sprang auf, lief an den Spielfeldrand – und wies seine Spieler lautstark und verärgert darauf hin, wie er sich die Schlussoffensive vorstellt. Veh ruderte mit den Armen, Veh schrie, Veh gab taktische Anweisungen – alles ohne Erfolg. Wenig später pfiff Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie ab, und der VfB stand ohne Punkte da. Was diese Niederlage besonders bitter machte: Es war viel mehr drin für die Stuttgarter.

Zum einen, weil die Berliner vor dem Spiel auch nicht wirklich besser beieinander waren als der VfB. Im Gegenteil: Nach einem schwachen Auftritt in Augsburg und nur fünf Punkten aus den ersten Spielen war der Druck im Heimspiel durchaus groß. Und zweitens, weil der VfB diese Berliner Verunsicherung anfangs perfekt nutzte.

Mit einer offensiven Ausrichtung und schnellen Ballgewinnen überrumpelten Vehs Jungs den Gegner – erstmals in der fünften Minute. Balleroberung an der Mittellinie, feiner Hackentrick von Vedad Ibisevic, kluger Pass von Florian Klein – und Moritz Leitner brauchte nur noch einschieben. Es war das zweite Bundesligator des früheren Münchners, vor allem aber war es ein Auftakt nach Maß. Doch dann gab der VfB das Spiel aus der Hand.

Die Berliner erhöhten den Druck, bei den Stuttgartern ging viel Struktur verloren, „wir haben uns vielleicht zu sicher gefühlt und es der Hertha zu einfach gemacht“, sagte Leitner. Keeper Thorsten Kirschbaum meinte: „Nach dem 1:0 haben wir nicht weiter gespielt, wir haben zu viele Chancen zugelassen.“ Und Trainer Armin Veh klagte stocksauer: „Wir haben haarsträubende Fehler gemacht.“ Einen davon leistete sich Carlos Gruezo.

Nach einem Schuss von Valentin Stocker war die Gefahr eigentlich gebannt, Gruezo hatte im eigenen Strafraum den Ball am Fuß, zögerte dann aber einen Moment zu lange – und Stocker zwang den Ecuadorianer noch einmal in einen Zweikampf. „Das war völlig unnötig“, ärgerte sich Veh. Beide stocherten, Stocker fiel, Aytekin pfiff Elfmeter, was diskussionswürdig war. Hertha-Stürmer Salomon Kalou ließ sich dennoch nicht zweimal bitten und traf zum Ausgleich. Kirschbaum war ohne Chance, sein Team aber kam wieder zurück.

Nach der Pause jedenfalls hatte der VfB Ordnung und Kontrolle wieder, die Herren in Rot kontrollierten die Partie und hatten damit eine gute Basis, irgendwann noch konsequenter auf die neuerliche Führung zu spielen. Doch was dann passierte, riss alles ein, was sich die Stuttgarter aufgebaut hatten. „Wir sind durch individuelle Fehler in Rückstand geraten, danach war es schwer“, fasste Kirschbaum später zusammen, was sich ab der 64. Minute ereignet hatte.

Da legte sich Antonio Rüdiger den Ball viel zu weit vor, Per Skjelbred nahm die Kugel auf, passte auf Stocker, der Schweizer leitete weiter auf Kalou – und der bewies, warum er lange Zeit fester Bestandteil des Ensembles des FC Chelsea war. Doch damit nicht genug. In der 74. Minute verlor der eingewechselte Martin Harnik den Ball im Mittelfeld. Die Folgen: Flanke Änis Ben-Hatira, Volleyschuss Roy Beerens – 1:3. Die Partie war so gut wie entscheiden, auch wenn es nach dem Eigentor von Sandro Wagner zum 2:3 noch einmal spannend wurde. Doch für Veh war da ohnehin schon klar: „Wenn man solche Fehler macht, kann man kein Spiel gewinnen.“

Weshalb der VfB weiter im Tabellenkeller steckt und die zweiwöchige Länderspielpause mit einem denkbar schlechten Gefühl beginnen muss. Danach (18. Oktober, 15.30 Uhr) kommt Bayer Leverkusen in die Mercedes-Benz-Arena. „Da müssen wir Gas geben und Punkte holen“, forderte Moritz Leitner. Vor allem müssen er und seine Mitspieler die einfachen Fehler abstellen.