Beim Remis gegen den 1. FC Nürnberg vergibt der VfB Stuttgart zu viele gute Tormöglichkeiten. Vedad Ibisevic trifft per Elfmeter. Foto: dpa

Beim Remis gegen den 1. FC Nürnberg vergibt der VfB Stuttgart zu viele gute Tormöglichkeiten. Vedad Ibisevic trifft per Elfmeter.

Stuttgart - Wie sich die Bilder gleichen: Als am Freitagabend in der Mercedes-Benz-Arena der Abpfiff ertönt war, war es recht schwer, in den Blicken der Spieler des VfB Stuttgart etwas Konkretes zu entdecken. Freude? Nein, dafür war das 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg zu wenig. Wut und Frust? Nein, dafür war das Remis gegen den Gegner aus dem Tabellenkeller ein bisschen zu viel. Aber: Eine gewisse Enttäuschung ist mittlerweile angebracht.

Denn so langsam, aber sicher, stimmen die Ergebnisse nicht mehr mit dem überein, was sie beim VfB nach außen hin gern als die große Entwicklung nach vorn verkaufen. 1:1 gegen Eintracht Frankfurt, 1:1 gegen Werder Bremen, 3:3 in Hamburg, nun das 1:1 gegen den Club aus Nürnberg, bei dem Trainer Gertjan Verbeek sein Debüt feierte. Und: Jedes Mal war mehr drin. Das Team von Trainer Thomas Schneider lässt Chance um Chance liegen, endlich so richtig durchzustarten. „Die Unentschieden bringen uns in der Tabelle nicht weiter“, klagte VfB-Torhüter Sven Ulreich, der nach seiner auskurierten Handverletzung ins Tor zurückgekehrt war. Ein schwacher Trost ist es dabei, dass der VfB unter Schneider in der Bundesliga nach wie vor ungeschlagen bleibt. Und dass am Freitagabend zumindest teilweise mildernde Umstände galten.

Weil Antonio Rüdiger nach seiner Roten Karte drei Spiele gesperrt ist und sich Gotoku Sakai verletzt abgemeldet hatte, musste Thomas Schneider seine Abwehr fast komplett umbauen. Einzige Konstante: Arthur Boka auf Links. Daniel Schwaab rückte von innen nach Rechts, in der Abwehrzentrale bildeten Georg Niedermeier und Karim Haggui ein Duo, das so zuvor noch nie zusammengespielt hatte. Perfekte Voraussetzungen sehen anders aus – und wozu das alles führen kann, zeigte sich in der sechsten Minute.

Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter

Timothy Chandler, Nürnbergs Rechtsverteidiger, spielte einen klugen Pass in die Spitze. Niedermeier rückte nach vorn, der Rest der VfB-Viererkette allerdings machte das Spielchen nicht mit, weshalb FCN-Stürmer Josip Drmic alles andere als im Abseits stand. „Normal spielen wir nicht auf Abseits“, wunderte sich VfB-Sportvorstand Fredi Bobic in der Pause und erklärte: „Da musst du nicht rausrücken.“ Drmic scherte sich nicht um diese Frage, konnte unbedrängt auf Ulreich zulaufen und den Ball am Stuttgarter Keeper vorbei ins Tor schießen. Gut nur, dass auch der VfB zu diesem Zeitpunkt schon getroffen hatte.

Noch nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, als ein Einwurf von Christian Gentner den Kollegen Alexandru Maxim erreichte – und gerade, als der Rumäne den Nürnberger Strafraum erreicht hatte, drückte ihn Niklas Stark zu Boden. Schiedsrichter Guido Winkmann zögerte nicht und entschied auf Elfmeter – der dann eine knifflige Angelegenheit zu werden schien. Weil Vedad Ibisevic sich den Ball schnappte.

Zur Erinnerung: Im Heimspiel gegen Frankfurt hatte der VfB-Stürmer beim Stand von 1:1 noch vom Punkt gepatzt – am Selbstvertrauen hat dieses Malheur aber nicht genagt. Im Gegenteil: Ibisevic donnerte die Kugel oben links ins Netz. Und im Grunde nahm das Spiel genau den Lauf, den man sich beim VfB gewünscht hatte.

Schneiders Team spielte Chancen heraus, aber nicht konsequent genug

Doch schon die vergangenen Spiele haben gezeigt: Eine Führung ist nichts, was einen als VfB-Fan derzeit beruhigen sollte. Wieder verspielten die Roten einen Vorsprung, wieder hatten sie jede Menge Möglichkeiten, dennoch den Sieg einzufahren, aber wieder reichte es nicht für einen dreifachen Punktgewinn – weshalb die Spitzengruppe der Bundesliga für den VfB eine geschlossene Gesellschaft bleibt. „Wir sind nicht zufrieden“, sagte Abwehrspieler Daniel Schwaab, der auch erkannt hatte, dass die Formkurve in der zweiten Halbzeit nach unten zeigte.

In Halbzeit eins erspielte sich Schneiders Team noch Chancen heraus, war aber im Abschluss nicht konsequent genug. Allein Martin Harnik ließ zwei Großchancen aus. Nach der Pause waren strukturierte Angriffe dann eher Mangelware, dennoch hatte der VfB nach Eckbällen und Freistößen von Alexandru Maxim noch Chancen auf den Sieg.

„Wir waren wieder einmal nicht effektiv genug“, sagte Thomas Schneider, „deshalb ist es erstmal enttäuschend.“ Sven Ulreich forderte: „Wir brauchen schleunigst einen Dreier.“ Wobei das nicht ganz einfach wird. Im nächsten Spiel am kommenden Freitag muss der VfB bei Vizemeister Borussia Dortmund ran.