VfB-Manager Jan Schindelmeiser ist bedient. Foto: Pressefoto Baumann

Der gute Schluss ging nach hinten los. Das 0:3 am Sonntag in Würzburg zum Abschluss des Jahres hat den verantwortlichen beim VfB die Augen geöffnet. So kann es nicht weitergehen!

Stuttgart - Die Zweifel sind zurück. Weitaus stärker sogar, als es sich die Verantwortlichen des VfB Stuttgart noch vor einer Woche vorstellen konnten. Doch diese Unsicherheiten haben sich erst ins Spiel des Fußball-Zweitligisten geschlichen und nun auch in die Köpfe der Angestellten in kurzen wie langen Hosen. „Natürlich werden wir an unserem großen Ziel festhalten, aber so wie wir in Würzburg aufgetreten sind, wird uns der Aufstieg sicher nicht gelingen“, sagt Jan Schindelmeiser.

Noch immer steht der Manager am Tag danach unter dem Eindruck der 0:3-Offenbarung bei den Unterfranken. So wie alle, die das Spiel miterlebt haben. Denn es war keine schlichte sportliche Pleite, die sich rein fußballfachlich aufarbeiten lässt. Diese Niederlage am ausverkauften Dallenberg hat das Zeug dazu, einiges im Verein für Bewegungsspiele von 1893 auszulösen.

Doch zunächst einmal ist da die Enttäuschung über den verpassten Sprung an die Tabellenspitze zum Jahresende. „Wir haben eine große Chance verspielt und hätten uns ein Stück weit absetzen können“, sagt der Präsident Wolfgang Dietrich, „mit 32 Punkten haben wir aber trotz der vielen schwierigen Umstände, mit denen der VfB nach dem Abstieg zu kämpfen hatte, eine gute Ausgangsposition geschaffen, um in der Rückrunde voll anzugreifen.“

Platz drei kann trügerisch sein

Allerdings gibt es jenseits des dritten Tabellenplatzes noch die Desillusionierung derjenigen, die angenommen hatten, es werde alles weiter wie in den Wochen zuvor laufen. Effektiv und durchaus erfolgreich, fast wie von selbst eben. Dachte zumindest eine ganze Reihe von Spielern. Ein Trugschluss, dem eine VfB-Elf nicht zum ersten Mal aufgesessen ist.

Schon die Niederlage im Spitzenspiel gegen Hannover 96 deutete an, was in Würzburg vor deutlich Augen geführt wurde: Diese VfB-Mannschaft ist eine labile Mischung. Sie verfügt über ein paar gute Kicker, sie verfügt jedoch über sehr wenige Spieler, die Halt geben, wenn es das Team am nötigsten hat. Und sie verfügt über keine Gewinnermentalität.

Letzteres ist für Sportchef Schindelmeiser und Trainer Hannes Wolf die klare Erkenntnis, an der sie nun ansetzen. „Es kommt immer darauf an, über welche Eigenschaften sich ein Spieler definiert. Technik allein reicht da nicht“, sagt Wolf. Er fordert eine aktive und aggressive Spielweise ein, ebenso Intensität und Geschwindigkeit. Doch keines dieser Wolf’schen Grundelemente wurde in Würzburg eingebracht. Es war ein simulierter Fußball. Deshalb betont Schindelmeiser: „Es wird personelle Veränderungen geben. Denn wir können es nicht einfach weiterlaufen lassen, darin bin auch nicht gut.“

Kommen und Gehen im Winter?

Das klingt nach aussortieren. Doch der Manager will nicht in Aktionismus verfallen. „Wir brauchen keine halbgaren Lösungen und auch keine Symbolik“, sagt Schindelmeiser. Vielmehr ist es so, dass schon länger eine Analyse läuft, die sich nicht nur an den Ergebnissen bemisst. „Der Blick auf die Anzeigentafel allein wird nicht dazu führen, dass wir uns verbessern“, sagt der 53-Jährige, „wir müssen schon auch genau auf das Spielfeld schauen.“

Dort ist außer dem spielerischen Defizit und dem Tempomangel in der Abwehr seit Sonntag das Mentalitätsproblem der Mannschaft offenkundig. Auf die verfehlte Personalpolitik der vergangenen Jahre wird dieses unter anderem zurückgeführt – und nun soll Transfer für Transfer der Kader optimiert werden, um eine neue Struktur aufzubauen. „Wir brauchen ein stabiles Gebilde, mit dem wir uns, aber auch die Menschen außerhalb des Vereins identifizieren können“, sagt Schindelmeiser.

So widerstandslos wie sich der VfB zum Hinrundenende präsentiert hat, will der Club jedenfalls nicht mehr wahrgenommen werden. Nicht nach dem Heidenheim-Fiasko (noch unter Trainer Jos Luhukay), dem Dresden-Debakel Mitte Oktober und jetzt dem Würzburg-Untergang. Weshalb Spieler gehen und Ersatzleute wie Stephen Sama, Philip Heise oder Boris Tashchy in diesem Zusammenhang gehandelt werden. Aber auch renommierte Fußballer wie Alexandru Maxim oder Kevin Großkreutz können sich ihrer Rolle nicht mehr sicher sein. Denn einerseits fühlen sie sich zu Höherem berufen, andererseits verkörpern sie kaum mehr als Zweitligadurchschnitt.

Charakter auf dem Prüfstand

„Wir werden aber keinen Spieler gehen lassen, den wir hier benötigen“, sagt Schindelmeiser und muss sich vielmehr der Herausforderung stellen, welche Spieler er holen kann. Mitreißer statt Mitläufer sind gefragt. Profis, die Können und Charakter miteinander verbinden – und deshalb wohl auch ihren Preis haben werden. Zumal der Wintertransfermarkt ein schwieriger ist, da das Geld und die in Frage kommenden Kräfte knapp sind. „Wir brauchen aber keinen Messias“, sagt Schindelmeiser. Doch mit den richtigen Investitionen soll die Zeit der Zweifel wieder zu Ende gehen.