Gegen Würzburg und Sandhausen kamen nicht einmal mehr 20 000 Fans auf den Betzenberg Foto: Baumann

Der 1. FC Kaiserslautern – ein Name mit großer Geschichte. Und ein Verein ungewisser Zukunft. Der Gegner des VfB Stuttgart am Sonntag braucht dringend Geld. Sonst droht der Absturz.

Kaiserslautern - Jaques Zoua hat derzeit viel Grund zur Freude. Jüngst kam der Stürmer des 1. FC Kaiserslautern als stolzer Afrikacup-Sieger aus seiner Heimat Kamerun zurück in die Pfalz und sorgte am Freitag mit einer starken Leistung (ein Tor und eine Vorlage) beim 3:0 gegen Sandhausen für Aufatmen beim FCK. Durch den Erfolg vergrößerten die Pfälzer den Abstand auf die Abstiegsplätze auf acht Punkte. Das ist in einer Saison, in der der Club seinen Zielen (Aufbruchstimmung erzeugen, Zuschauer zurückgewinnen, stabile Saison spielen) hinterherhechelt, schon ziemlich viel.

Die starke Abwehr kompensiert den schwachen Angriff

Der sportliche Trend ist also positiv vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart am Sonntag. Mit dem neuen Trainer Norbert Meier sammelte der FCK 2017 nach der Auftaktniederlage in Hannover zuletzt sieben Punkte in drei Spielen. Und mit der Rückkehr des schnellen Zoua erhoffen sich die Lauterer endlich konstant mehr Torgefahr. Keine Mannschaft hat ja weniger Tore erzielt als die des FCK – aber auch keine weniger kassiert. Es ist erstaunlich, mit einem Torverhältnis von 16:17 in 21 Spielen 26 Punkte zu holen. Die fehlende Konstanz in der Vorrunde hatte auch mit Verletzungsproblemen von Leistungsträgern zu tun, die Mittelfeldspieler Christoph Moritz oder Sebastian Kerk sowie Zoua werden auch deshalb erst jetzt stärker. Im Dezember trat Trainer Tayfun Korkut ohne Erklärung und überraschend zurück, der ehemalige türkische Nationalspieler aus Stuttgart, fühlte sich wohl weder beim FCK noch in der zweiten Liga heimisch und stand in der Kritik.

Eine Posse zur Unzeit

Der Aufwärtstrend mit Routinier Meier wurde jüngst aber torpediert. Der fünfköpfige Aufsichtsrat hatte geplant, ein Mitglied des Gremiums, den ehemaligen Profi Mathias Abel, als Sportvorstand zu installieren. Dies wäre einer Entmachtung des Sportdirektors Uwe Stöver gleichgekommen. Die beiden Vorstände Thomas Gries (Marketing) und Michael Klatt (Finanzen) sowie Trainer Meier sprachen sich gegen diese Pläne aus und stärkten Stöver, der Aufsichtsrat ruderte zurück. Eine Posse zur Unzeit. Vorstand Gries gibt zu: „Es ist ein Unding, dass so etwas in der Öffentlichkeit diskutiert wird und am Ende alle als Verlierer dastehen.“ Mittlerweile habe es eine Aussprache zwischen Aufsichtsrat und Stöver gegeben, erzählt Gries und fordert: „Wir gehen zur Tagesordnung über.“ Es wird spannend zu beobachten sein, ob und wie das gelingt.

Investor wird gesucht

Einfach ist das nicht für diesen Vorstand, der letzten Sommer übernahm, nachdem Club-Ikone Stefan Kuntz auch auf Druck der Basis nach acht Jahren zurückgetreten war. Durch Spielerverkäufe konnte die Kuntz-Administration die Bilanz immer wieder einigermaßen ins Lot bringen. Nach vier vergeblichen Aufstiegsversuchen aber ging es im Sommer an die Substanz. Der neue Vorstand sah sich gezwungen, drei Millionen Euro beim Finanzdienstleister Quattrex Sports AG aufzunehmen, um den Spieleretat von 8, 5 Millionen auf 11,5 Millionen zu erhöhen. Die Quattrex Sports AG wurde einst von Wolfgang Dietrich, dem Präsidenten des VfB gegründet. Um den Club von Legende Fritz Walter im Profifußball zu halten, suchen die Verantwortlichen mittlerweile einen Investor, 300 Firmen weltweit wurden angeschrieben. Auch deshalb sind negative Schlagzeilen kontraproduktiv.

Das Stadion auf dem Betzenberg ist zu groß

Sinkende Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen sowie weniger TV-Geld hatten im Sommer schon zur Streichung von zehn Arbeitsstellen auf der Geschäftsstelle geführt. „Wir müssen überall abschneiden, um den Lizenzbereich zu stützen“, erklärt Gries auch für die Zukunft. Ohne Aufstiegsperspektive kamen zu den letzten Heimspielen gegen Würzburg und Sandhausen nicht einmal mehr 20 000 Fans auf den Betzenberg. Das größte Problem des Clubs ist das überdimensionierte Stadion, für das pro Jahr mindestens neun Millionen Euro an Miete, Unterhaltung und Betrieb an die städtische Betreibergesellschaft fällig sind. In der zweiten Liga sind diese Summen dauerhaft nicht zu stemmen. „Bundesliga oder Regionalliga“ sei mittelfristig deshalb die Alternative für den „Restrukturierungsverein“, sagt Finanzvorstand Klatt, und sein Kollege Gries ergänzt: „Der neue TV-Vertrag federt die finanzielle Lage in der nächsten Saison noch ab. Aber mittelfristig geht ein Weiterwurschteln nicht mehr.“

Ein Fan hatte die Stimmungslage auf dem Betzenberg in der letzten Mitgliederversammlung so zusammengefasst: „Wir halten die zweite Liga nicht mehr aus – und nicht mehr lange durch.“ Wie kann der FCK wieder eine neue Aufbruchsstimmung entfachen? Vorstand Gries sagt: „Wir können die Leute letztlich nur durch attraktiven Fußball zurückholen.“