Kosta Runjaic hat es nicht leicht – wie eigentlich jeder Löwen-Coach Foto: dpa

Der kommende VfB-Gegner 1860 München (Freitag, 18.30 Uhr) wird von internen Turbulenzen gebeutelt – mal wieder.

München - Wirklich unerwartet stellte sich die Erkenntnis nicht ein, schmerzhaft war sie dennoch. Die komplette erste Halbzeit der jüngsten 1:3-Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf hatte Kosta Runjaic seiner Mannschaft des TSV 1860 München noch einmal beim Videostudium vorgeführt. Gebessert hatten sich die Eindrücke des Trainers von der gruseligen Vorstellung nicht. „Sie war auch heute noch beschissen“, sagte Runjaic nach der erneuten Ansicht.

Es ist vor dem Spiel beim VfB Stuttgart an diesem Freitag wieder einmal Krisenstimmung eingekehrt beim Münchner Zweitligisten, der offiziell als Turn- und Sportverein firmiert, wiederholt aber eher den Eindruck eines Traum- und Streitvereins vermittelt. „Hingerichtet“ worden seien die Löwen, wetterte der jordanische Investor Hasan Ismaik aus dem fernen Abu Dhabi via Facebook nach der dritten Heimniederlage in Folge und nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen: „Ich erwarte von den Verantwortlichen, dass ab sofort nur noch Spieler auflaufen, die sich 100 Prozent mit 1860 identifizieren und um ihr Leben laufen.“ Auf die Ergänzung, wie die Fans „richtig sauer“ zu sein, hätte Ismaik verzichten können.

Vielleicht muss an dieser Stelle daran erinnert werden, dass der Investor vor nicht mal einem Monat verkündet hatte, „aus 1860 einen der besten Vereine Europas zu machen“ und aus der Nachwuchsabteilung „eines der wichtigsten Zentren der Welt“. Schließlich sei es „unser aller Traum, in die Bundesliga aufzusteigen und eines Tages auch in der Champions League zu spielen“. Zudem werde er „100 Millionen Euro für neue Spieler zur Verfügung stellen, vielleicht auch 200“, sofern die in Deutschland geltende 50+1-Regel fällt.

Investor plant neues Stadion mit Tierpark

Erneuert hatte Ismaik zudem sein Ansinnen, ein eigenes Stadion für mindestens 52 000 Zuschauer bauen zu lassen. Vorstellig geworden war er bei der Stadt München zuvor bereits mit der Idee, einen ans Stadion angeschlossenen Tierpark gleich mit zu errichten. „Es werden alle Löwenrassen der Welt dort zu sehen sein“, sagte Ismaik im Februar, „jedes Tier wird den Namen eines Spielers tragen, der bedeutend war für 1860 München.“

Die Fans sind die blühende Vorstellungskraft des angeblich 1,4 Milliarden Euro schweren Geschäftsmanns aus der Immobilienbranche längst gewohnt. Angetreten war er 2011 ja mit dem Versprechen, 1860 in drei Jahren „auf Augenhöhe mit dem FC Barcelona“ zu hieven, also an die Spitze des globalen Fußballbetriebs.

Danach sieht es allerdings weiterhin so gar nicht aus. Vielmehr untermauern die Löwen ihr Image, über einen ausgeprägten Hang zu Misserfolgen und anderen Unannehmlichkeiten zu verfügen. Wie in den beiden Spielzeiten zuvor muss beim Tabellen-14. erneut der Abstiegskampf ausgerufen werden, garniert von einer Wettaffäre des Zugangs Ivica Olic, der Bekannten offenbar seine Kreditkarte in die Hand gedrückt und dreistellige Beträge auf Partien der Zweiligakonkurrenz setzen ließ.

Zwei Spiele Sperre bekam der 37-Jährige dafür neben einer Geldstrafe in Höhe von 20 000 Euro vom DFB-Sportgericht aufgebrummt. Beides schmerzt ihn aber wohl nur bedingt. Einsatzfähig ist er wegen Kniebeschwerden vorerst ohnehin nicht.

Kein Trainer übersteht den zehnten Spieltag

Vor dem Spiel in Stuttgart hat 1860 nun auch noch eine Trainerdebatte erfasst, die allerdings ebenfalls Routine ist. Kein Fußballlehrer überstand bei den Löwen in den vergangenen drei Spielzeiten den zehnten Spieltag. Dieser steht nun für Runjaic an, und für seinen Joberhalt sollte sich seine Mannschaft wohl besser anders präsentieren als gegen Düsseldorf. „Das war hinten nichts, in der Mitte nichts und vorne nichts“, hatte Sportchef Thomas Eichin danach geschimpft. Er kam auch ohne Videostudium zu der Erkenntnis: „Die erste Halbzeit war schockierend.“

Eichin sagte zwar, die jüngsten Trainerwechsel hätten auch nichts gebracht. Doch es kursieren bereits Gerüchte über eine Kontaktaufnahme zum derzeit vereinslosen André Breitenreiter.

Runjaic zweifelt derweil offen an der Berufsauffassung seiner Spieler und kündigt vor der Reise nach Stuttgart eine „rauere Gangart“ ebenso an wie eine veränderte Startelf. Dass die Mannschaft mit ihren Auftritten womöglich gegen ihn aufbegehre, hält Runjaic allein schon grundsätzlich für nicht zutreffend. Er sagt: „Es geht nicht um den Trainer. Sie spielen gegen sich selbst.“ Ungewollt klang das beinahe wie eine Bestandsaufnahme für den TSV 1860 insgesamt.