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VfB Stuttgart kassiert gegen Bayern den entscheidenden Treffer in Unterzahl - Lob von Labbadia.

Stuttgart - Sie haben mutig begonnen, dann aufopferungsvoll gekämpft, am Ende aber standen die Profis des VfB Stuttgart beim 1:2 gegen die Bayern doch ohne Punkte da. Und fast alle Spieler, Trainer und Fans beschlich das Gefühl: Da wäre mehr drin gewesen - wenn sich der VfB nicht selbst ein Bein gestellt hätte.

Sie wirkten ein wenig unsicher, als sie da im Mittelkreis zusammenstanden, fast scheuten sie den Blick hinüber in die Cannstatter Kurve - doch das, was die Spieler des VfB Stuttgart dann hörten, war keine Ablehnung, kein Ärger und erst recht keine Wut. Es war Applaus - und damit eine Einladung, sich auch nach einer Niederlage ein wenig Anerkennung abholen zu dürfen. Warum auch nicht?

Klar, auch gegen den FC Bayern München gibt es für ein 1:2 keine Punkte. Die Spitzengruppe der Fußball-Bundesliga bleibt für die Roten eine derzeit geschlossene Gesellschaft, und so richtig freuen konnte sich niemand nach der Niederlage gegen den Tabellenführer. Und doch gab es da dieses Gefühl, dem anscheinend übermächtigen Gegner einiges abverlangt zu haben. "Wir haben uns teuer verkauft", sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic. Und es gab Phasen in diesem Spiel, da durften die Roten auf mehr hoffen, als auf eine knappe Niederlage. Zum Beispiel in der sechsten Minute.

Gerade hatte Mario Gomez vor dem VfB-Tor eine Großchance versiebt, da spielten die Roten ihren besten Angriff. Cristian Molinaro flankte, Martin Harnik legte per Kopf ab, und Christian Gentner drosch den Ball ins Netz. 1:0 - und die Mercedes-Benz-Arena glich einem Kochtopf mit siedend heißem Wasser. Oder später, als Cacau wenige Minuten vor dem Ende eine zu kurze Rückgabe von Daniel van Buyten erwischte, den Ball über Manuel Neuer lupfte und das Tor nur knapp verfehlte. Ein Highlight zu Beginn, eines gegen Ende, das war schon stark, gegen die Bayern aber eben nicht genug. Schon gar nicht, wenn man sich zwischendurch auch noch selbst schwächt.

Cristian Molinaro jedenfalls stieg innerhalb von nur sechs Minuten zweimal ordentlich und unnötig ungestüm gegen Bayern-Star Arjen Robben ein, zweimal gab es Gelb, dazu einmal Rot, weshalb sich der VfB bereits ab der 29. Minute zu zehnt gegen elf Topleute aus München wehren musste. Bayern-Trainer Jupp Heynckes meinte hinterher zwar: "Die Gelb-Rote Karte war nicht spielentscheidend." Und der Rekordmeister ließ sich tatsächlich dazu hinreißen, in Überzahl einen Gang nach unten zu schalten. Leichter wurde die Aufgabe für den VfB aber keineswegs. "Nach dem Platzverweis war es unglaublich schwer, zu Chancen zu kommen", sagte Torschütze Gentner. Und nicht nur das.

Schon im Spiel elf gegen elf hatten die Bayern ihre Klasse aufblitzen lassen. Hatten in höchstem Tempo kombiniert, zwar einige Chancen ausgelassen, das 1:1 dann aber sauber herausgespielt. Molinaro ließ Rafinha in der 13. Minute nahezu unbedrängt flanken, im Fünfmeterraum setzte sich dann Mario Gomez gegen Serdar Tasci durch und traf mal wieder gegen seinen Ex-Verein. In Halbzeit zwei beschränkte sich der FCB zwar weitestgehend auf das Nötigste, eine Unachtsamkeit in der VfB-Defensive reichte den Bayern aber, um den entscheidenden Treffer zu setzen. Toni Kroos passte auf Philipp Lahm, der bediente Gomez, und der Nationalstürmer machte seinen Doppelpack perfekt.

VfB-Coach Labbadia brachte in der 70. Minute dann auch noch zwei Stürmer (Cacau und Pawel Pogrebnjak), die Roten, bei denen überraschend der lange verletzte Julian Schieber im Sturm begonnen hatte und Timo Gebhart nach dem Platzverweis links hinten verteidigte, wurden noch mal mutiger. Mehr als ein Aufbäumen war aber nicht mehr möglich. "Die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft", lobte Labbadia dennoch sein Team, "es ist schade, dass sie für ihren Einsatz nicht belohnt worden ist."

Das Schlechte daran ist nun: Das ist nicht mehr zu ändern. Es gibt aber auch eine positive Seite: Es kann nachgeholt werden - am Samstag (15.30 Uhr) im letzten Ligaspiel des Jahres beim VfL Wolfsburg.