VfB-Präsident Bernd Wahler (rechts) und Fußballschulen-Leiter Günther Schäfer in der Sporthalle des Theaterhauses Stuttgart Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Sportliche Sozialarbeit: In der Turnhalle vom Theaterhaus und beim VfL Stuttgart in Cannstatt kicken künftig Flüchtlinge: Die VfB Fußballschule bringt Jugendlichen den Umgang mit dem Ball bei. Und noch sehr viel mehr.

Stuttgart - Der Ort hat Symbolkraft: Draußen, über dem Haupteingang des Theaterhauses Stuttgart, hängt noch einer der Wohncontainer, der an die hier einst untergebrachten Flüchtlinge erinnert.

Die aktuelle Lage hat das Denkmal gewissermaßen eingeholt: Denn drinnen, in der Sporthalle des Theaterhauses, schieben Flüchtlingskinder an diesem Mittag Fußbälle über den Linoleumboden. Günther Schäfer, Trainingsleiter der VfB Fußballschule, trippelt leichtfüßig über den Boden, kickt Bälle, und ist fußballerisches Vorbild.

Darum ein Vorbild zu sein geht es auch den Verantwortlichen der Initiative „Fußball verbindet“, die so die Arbeit mit jungen Flüchtlingen weiter ins Rollen bringen soll. „Einer der Hauptbausteine ist die neue Fußballschule für Flüchtlinge“, sagt VfB-Präsident Bernd Wahler bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag. Neben dem VfB gehören die Stadt Stuttgart, das Theaterhaus und die Mercedes-Benz-Bank zu den Initiatoren.

250 Anmeldungen auf 75 Plätze

Die Planung: Bis Ende April beginnen mindestens 75 Jungen und Mädchen, die nach Stuttgart geflohen sind, mit dem kostenlosen Training. Die erste Gruppe von Sieben- bis Zwölfjährigen trainiert bereits ein Mal in der Woche in der Sporthalle des Theaterhauses. Auf dem Trainingsplatz des VfL Stuttgart in Bad Cannstatt, so der Plan, treten ab dem 28. April auch junge Erwachsene gegeneinander an.

„Die jungen Flüchtlinge brauchen nicht nur Möbel, Spielzeug und materielle Dinge, sondern auch die Möglichkeit, sich außerhalb der Unterkünfte einzubringen“, sagt Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP). Das Projekt sei zeitlich nicht begrenzt und soll künftig erweitert werden. „Die Nachfrage seitens der Flüchtlinge hat die Kapazitäten bisher bereits bei weitem überschritten: Wir haben 250 Anmeldungen von Interessierten bekommen.“

In der Turnhalle des Theaterhauses steht der 14 Jahre alte Nikola Brkiz und wirft einen prüfenden Blick auf die Fußballschüler, die um ihn herumschwirren. Er unterstützt den Trainer Günther Schäfer als Dolmetscher. Viele der Kinder stammen aus Bosnien-Herzegowina und Serbien. So wie Nikola selbst auch. Er lebt seit sieben Monaten in einer Unterkunft in der Nähe des Marienplatzes. „Das Spielen bringt Spaß. Es tut den Jungs und Mädchen gut. Besser Fußball als Rauchen“, sagt Nikola überzeugt. Sein Vater, der kein Deutsch spricht, sitzt auf einer Bank am Spielfeldrand. Er blickt Stolz auf seinen Sohn, den Übersetzer.

Ausweitung auf weitere Vereine

Das nun angeschobene Projekt soll auch Vorbild für andere Vereine sein. „Wir wollen auch weitere Sportvereine in Stuttgart und der Region dazu anregen, es sind Gespräche mit dem Sportkreis Stuttgart geplant“, sagt VfB-Präsident Wahler. Unter dem Motto „VfBfairplay“ will der Verein seine sozialen Hilfsprojekte zudem bündeln. Und Flagge zeigen: „Beim Heimspiel gegen den SC Freiburg am 25. April wird die Mercedes-Benz-Bank auf das Trikotsponsoring zugunsten von VfBfairplay verzichten“, sagt Wahler. Ein Sondertrikot mit dem Slogan verkauft der Verein im Fanshop des Carl-Benz-Centers und im Milaneo. „Die Erlöse kommen dem Projekt zugute“, so der VfB-Präsident.

Die Arbeit auf dem Platz ist nicht immer leicht, zeitigt aber erste Erfolge, sagt Trainer Günther Schäfer. „Wenn etwas auf dem Platz passiert, jemand zum Beispiel hinfällt, kümmern sich alle Kinder sofort.“