VfB-Mitglieder, Regionalversammlung: Nachdenken über eine bessere Zukunft Foto: Baumann

Die Zeiten der Ungewissheit sind vorbei. Daimler will mit 41,5 Millionen Euro in eine Fußball AG beim VfB Stuttgart einsteigen. Es ist ein klares Bekenntnis zum Verein und eine Einstiegshilfe für weitere Interessenten, kommentiert Gunter Barner.

Es gab Phasen in den vergangenen Jahren, da hätte niemand mehr einen Pfifferling auf den VfB Stuttgart gegeben. Jetzt gibt der große Nachbar 41,5 Millionen Euro für 11,75 Prozent der Anteile einer möglichen VfB-Fußball-AG. Das ist mehr als eine nette Geste. Es ist das Bekenntnis eines Unternehmens, das nach Jahrzehnten des Taktierens und Zögerns verstanden hat: Fußball ist ein Teil unserer Alltagskultur. Ein weicher Standortfaktor, den auch Daimler-Mitarbeiter zu schätzen wissen. Zweitklassigkeit ist keine Option für einen erstklassigen Wirtschaftsraum.

Natürlich stürzt das Investment den Konzern mit einem Jahresumsatz von 153,3 Milliarden Euro nicht gerade in den Ruin. Für den VfB Stuttgart könnten die Stern-Taler aus der Nachbarschaft dagegen die Anschubfinanzierung sein, die er braucht, um im deutschen Spitzenfußball wieder den Anschluss zu finden. Jahrelang sprachen die VfB-Verantwortlichen über das Thema Ausgliederung vorzugsweise im Konjunktiv: hätte, wäre, könnte. Jetzt gibt es die Zusage eines Ankerinvestors, der auch als Einstiegshilfe für weitere Interessenten zu deuten ist.

Aber das Misstrauen von Teilen der Fans in die Club-Chefs bleibt: Werden sie mit den Millionen besser wirtschaften als ihre Vorgänger? Nur wenn es der Vereinsführung um Präsident Wolfgang Dietrich in den kommenden Wochen gelingt, die Pläne, Konzepte und Strukturen einer AG überzeugend, offen und ehrlich darzulegen, könnte am 1. Juni eine neue Zeitrechnung beginnen. Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt, verwandelt ist er noch nicht.

gunter.barner@stuttgarter-nachrichten.de