Die Mitglieder des schwul-lesbischen VfB-Fanclubs hoffen gegen Eintracht Frankfurt auf einen 3:0-Sieg. Foto: privat

Drei ganz unterschiedliche Fanclubs stehen für die Vielfalt in den Zuschauerrängen der Mercedes-Benz-Arena. Sie teilen eine Hoffnung: Das neue Fußball-Jahr soll für die Anhänger des VfB Stuttgart entspannter werden als die vergangene Spielzeit.

Bad Cannstatt - Mit vielen Hoffnungen ist der VfB Stuttgart in die neue Fußballsaison gestartet. Doch die zwei Niederlagen gegen den 1. FC Köln und den Hamburger SV sorgten für einen Dämpfer. Die Enttäuschung bei den Fans ist entsprechend groß. Unter den zahlreichen VfB-Fanclubs gibt es drei ganz besondere Gruppen, die sich davon nicht beirren lassen: die Neckartalwerkstätten, der Fan-Club für Menschen mit Behinderungen, der Club für Schwule und Lesben, die Stuttgarter Junxx, und die christlich geprägten Stuttgarter Buaben stehen nicht nur für einen Optimismus, mit dem sie der Mannschaft des neuen Trainers Alexander Zorniger bei jedem Heimspiel den Rücken stärken wollen. Sie sind auch gute Beispiele für die Vielfalt in der Fanclub-Szene des VfB Stuttgart.

Die Fans der Neckartalwerkstätten Foto: Pressefoto Baumann

Einer der wohl leidenschaftlichsten Fanclubs des VfB Stuttgart hat seinen Hauptsitz in Obertürkheim. In den Neckartalwerkstätten, wo Menschen mit Behinderungen arbeiten, hat Richard Sillmann vor mehr als 20 Jahren die gleichnamige Fangruppe ins Leben gerufen. „Ich war 1992 das erste Mal mit einem Rollstuhlfahrer im damaligen Neckarstadion. Am nächsten Tag wurde ein Foto von uns mit Fritz Walter in der Zeitung veröffentlicht. Danach wurde es zum Selbstläufer“, sagt Sillmann. Immer mehr Menschen mit Behinderungen hätten sich anschließend an ihn gewandt. 1993 sei dann der erste gesamtdeutsche Fanclub für Menschen mit Behinderungen in Stuttgart gegründet worden, erzählt Sillmann.

Die VfB-Profis unterstützen ihre Fans großzügig

Inzwischen hat der Club um die 180 Mitglieder, „von denen wir aber keine Beitragsgebühren erheben können, weil wir unter dem Dachverband der Caritas Stuttgart organisiert sind“, sagt Sillmann. Deshalb sei der Club auf Spenden angewiesen und arbeite hin und wieder bei Fußballturnieren, um die hauseigene Kasse füllen zu können. „Mit dem Geld finanzieren wir unsere seltenen Fahrten zu Auswärtsspielen. Manchmal zahlen uns das aber auch die VfB-Profis. Die sind da sehr großzügig, was uns immer sehr freut“, sagt Sillmann.

In dieser Saison wird der Fanclub von den Neckartalwerkstätten das Geschehen wieder hautnah vom Spielfeldrand aus verfolgen. Die Mercedes-Benz-Arena sei im Vergleich zu vielen anderen Stadien der Bundesligisten sehr großzügig, was den Platz für Rollstuhlfahrer angeht: „Die Plätze sind vielleicht sieben Meter vom Spielfeld entfernt. Da hört man jedes Wort, das im Spiel gesprochen wird. Und natürlich ist da der unmittelbare Kontakt mit den Spielern nach dem Spiel“, berichtet Sillmann.

Vergangene Saison hat graue Haare beschert

Für die neue Spielzeit erhoffen sich die Mitglieder eine weniger nervenraubende Saison. Vom letzten „sehr enttäuschenden Jahr“ hätten sie zu viele graue Haare davongetragen. Das soll sich nun mit Spielern wie Daniel Didavi, Daniel Ginzcek und Filip Kostic ändern. Eines der Fanclub-Mitglieder, Anna-Lena Klein, wünscht sich viel mehr solcher junger Spieler im Kader von Alexander Zorniger. „Ich will eine konstante Mannschaft sehen, die zeigt, was in ihr steckt“, sagt die 21-Jährige. Der 28- Jahre alte Michael Kozuch ist gespannt auf Zorniger: „Bei Red Bull Leipzig hat er ja in der Hinrunde gute Arbeit geleistet, aber ist dann in der zweiten Hälfte der Spielzeit rausgeflogen. Ich hoffe, dass das nicht auch hier passiert.“ Die beste Entscheidung wäre laut Kozuch gewesen, Huub Stevens als Trainer zu behalten. Aber immerhin sei Zorniger zu 100 Prozent Schwabe und viel besser als die Alternative Thomas Tuchel.

Der steht momentan nach zwei Spieltagen mit Borussia Dortmund an der Spitze der Tabelle. Der VfB Stuttgart steckt hingegen im Tabellenkeller fest. Doch die Fans von den Neckartalwerkstätten sind optimistisch. „Gegen Frankfurt gibt es einen 2:0-Sieg für den VfB“, sagt Klein.

Die Stuttgarter Junxx und die Stuttgarter Buabn

Einigen Mut habe die Gründung der Stuttgarter Junxx, dem VfB-Fanclub für Homosexuelle, im Jahre 2004 schon erfordert. Damals wurde kaum über Homosexualität im Fußball diskutiert und Mark Friedrich, der Vorsitzende der Junxx, sah sich im Stadion oft mit homophoben Sprechchören konfrontiert. „Das wollten wir ändern“, sagt Friedrich. „Also dachten wir uns, wir setzen ein Zeichen und gründen einen Club für Schwule und Lesben.“ Anfangs sogar mit anonymen Morddrohungen bedacht, haben sich die Junxx nicht einschüchtern lassen und sehen sich inzwischen als Teil einer erfreulichen Entwicklung: „Die Wahrnehmung von Homosexualität im Fußball hat sich sehr positiv entwickelt. Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger hat unser Anliegen vorbildlich unterstützt, und wir sind ihm heute noch dankbar dafür.“

Der Club, der um die 100 Mitglieder zählt, hat die letzte Saison mit Zittern und Bibbern überstanden: „Es war hart. So was mussten wir als Fanclub noch nie durchmachen“, so Friedrich, „Wir waren ja schon halb abgestiegen und erreichten dann am Ende sogar noch den 14. Platz. Der Jubel am Ende des Spiels glich einer Explosion und beim ein oder anderen sind auch ein paar Freudentränen geflossen.“

Mit dem neuen Trainer sind die Junxx zufrieden

Mit dem neuen Trainer Alexander Zorniger erhoffen sich die Junxx eine angenehmere Saison. „So ein grundlegender Umbau braucht Zeit und die sollte Zorniger auch bekommen. Er soll eine faire Chance erhalten, sein Spielsystem durchzusetzen“, sagt Friedrich. Dass Thomas Tuchel nicht Trainer vom VfB geworden ist, findet er richtig: „Ich halte Tuchel ehrlich gesagt für ein wenig überschätzt.“

Für die Stuttgarter Junxx liegt die Hoffnung ebenfalls auf den Schultern von Kostic, Didavi und Ginczek. Aber auch von den Spielern Timo Baumgartl und Alexandru Maxim erhoffen sie sich Impulse. Trotz des missglückten Saisonstarts schaut Friedrich dem nächsten Heimspiel am Samstag, 29. August, gegen Eintracht Frankfurt optimistisch entgegen: „Ich tippe auf ein 3:0.“

Fußball und Religion passen zusammen

Die Mitglieder der Stuttgarter Buaben sind nicht, wie der Name zunächst vermuten lässt, nur männlich. In ihren Reihen sind auch zahlreiche Frauen und das, was die Truppe zusammenbringt, ist der christliche Glaube: „Die Idee kam uns 2003. Wir sind begeisterte VfB-Fans und gläubig. Also wollten wir das zusammenbringen und gründeten den ersten christlichen VfB-Fanclub. Neben Fußball spielt bei uns der Glaube eine wichtige Rolle“, sagt Daniel Stäbler, einer der Vorsitzenden des Vereins, der unter dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) organisiert ist.

Die Stuttgarter Buaben Foto: privat

Auch der christliche Club, der knapp 200 Mitglieder zählt, hofft in dieser Saison auf einen Umbruch: „Das neue Konzept ist vielversprechend und wird hoffentlich auch gut umgesetzt werden, sodass das Zittern am letzten Spieltag nicht noch einmal vorkommt“, sagt Stäbler, der ein bescheidenes Saisonziel vorgibt: „Wir sollten uns fürs Erste mit einem guten Mittelfeldplatz zufrieden geben.“ Und natürlich fallen wieder die drei üblichen Namen: Didavi, Ginczek und Kostic gelten bei den Buaben als Hoffnungsträger in dieser Saison. Stabilität in der Defensive erhofft sich Stäbler von Spielern wie Serey Dié und Timo Baumgartl. Und mit etwas mehr Glück als in den vergangenen zwei Spielen wird es gegen Eintracht Frankfurt die ersten drei Punkte in der neuen Saison geben – davon sind die Stuttgarter Buaben überzeugt: „Wir tippen auf einen 3:1-Sieg.“