VfB-Mitglieder, Regionalversammlung zur Vereinsentwicklung: Die AG als Königsweg? Foto: Baumann

Der VfB Stuttgart soll zur Aktiengesellschaft werden. Jetzt meldet sich ein Mitglied zu Wort – und hat so seine Bedenken. Der Wirtschaftsjurist Magnus Missel fragt: „Was genau plant der VfB mit dem Geld von Daimler?“ Und: „Welchen Einfluss hat der Investor auf den Verein?“

Stuttgart -

Herr Missel, die Bundesliga lobt sich gern für solides Wirtschaften. Sind Sie einverstanden?
Lob dich selbst, sonst lobt dich keiner. Die Verantwortlichen vermarkten das Produkt Fußball. Dass sie das nicht schlecht reden, halte ich für normal.
Und der Umgang mit dem Geld?
Die Clubs im Fußball erzielen jährlich neue Rekordeinnahmen und rufen dennoch immer lauter nach noch mehr Geld. Sie schaffen wenig Werte, sondern investieren einen Großteil in ihr Personal. Die Vereine definieren sich dabei gerne als mittelständische Betriebe. Wenn ein Mittelständler aber so wirtschaften würde wie viele Bundesligisten, dann wäre er längst pleite.
Borussia Dortmund stand vor 15 Jahren dicht am Abgrund . . .
…nachdem sie ausgegliedert hatten und das Geld mit beiden Händen ausgaben.
Fußball ist ein Geschäft. Was kritisieren Sie?
Es gibt zu wenig Kontrolle und kaum Korrektive. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Was genau passiert mit den Einnahmen, welchen Einfluss haben die Geldgeber auf die Vereinspolitik? Warum ist in leitenden Positionen die Personalfluktuation so immens?
Jetzt denkt der VfB über die Ausgliederung in eine Aktiengesellschaft nach. Sie bewerten das in Ihrem Internet-Blog sehr skeptisch.
Ja, aus den genannten Gründen.
Weil der VfB seit der Meisterschaft 2007 rund 100 Millionen Euro verbrannt hat – und am Ende doch in die zweite Liga abstürzte?
Ich bin ein glühender Fan des VfB Stuttgart und natürlich Vereinsmitglied. Als solches habe ich eine Verantwortung dem Verein gegenüber.
Sie mischen sich in die Diskussion um die Ausgliederung gezielt ein.
Wir haben hier in Hessen einen VfB-Fanclub. Wir fahren immer zusammen zu den VfB-Spielen. Gerade am Freitag und Montag hat man auf der Fahrt viel Zeit, um nachzudenken und zu diskutieren. Kontrovers und natürlich über den VfB.
Mit welchem Ergebnis?
Mit dem Ergebnis, dass es sehr viele VfB-Mitglieder gibt, die sich über die Folgen einer Ausgliederung nicht im Klaren sind.
Weil der Verein sagt, wir brauchen den Investor und die AG, um wieder dauerhaft sportlichen Erfolg zu haben?
Das richtet sich in erster Linie an die Emotionen der Fans. Die Fakten sind vielen gar nicht bekannt. Wenn der VfB aufsteigt, stimmen viele Fans im Rausch der Gefühle wahrscheinlich erst mal zu.