Sebastian Gunkel, U19-Trainer des VfB Stuttgart, spricht über seinen neuen Job. Foto: Baumann

Nach knapp vier Jahren hat der VfB Stuttgart im U-19-Bereich einen neuen Trainer. Im Interview spricht der neue A-Juniorencoach Sebastian Gunkel über seine Ziele, die Zusammenarbeit im Verein und das Spielsystem.

Stuttgart - Herr Gunkel, Sie wohnen nun schon eine Weile in Stuttgart, die Vorbereitung läuft seit dem 1. Juli auf Hochtouren. Sind Sie beim VfB schon angekommen?

Ich fühle mich sowohl beruflich als auch privat total wohl hier. Ich konnte von der Stadt und auch vom Verein bereits einen guten Eindruck gewinnen.
Was reizt Sie am VfB Stuttgart?
Der VfB ist seit vielen Jahren sehr erfolgreich in der Jugendarbeit. Es ist sehr attraktiv, in solch einem Verein zu arbeiten. Zudem war es von Vorteil, dass ich viele VfB-Mitarbeiter schon kannte. Seien es Michael Gentner (An.d. Red.: Sportlicher Leiter U 14 bis U 16) und Alexander Zorniger (Chefcoach), mit denen ich zusammen den Fußballlehrer gemacht habe. Markus Rüdt (Leiter Jugendakademie) kenne ich schon länger, auch Sportvorstand Robin Dutt noch aus Freiburger Zeiten.
Sie haben eine längere Pause eingelegt.
Nein, keineswegs. Nachdem mich Freiburg freigestellt hatte, wollte ich keinen Schnellschuss machen. Und im Winter sind Wechsel im Entscheiderbereich der Nachwuchsleistungszentren nicht an der Tagesordnung. Ich habe die Zeit sehr gut genutzt, habe unter anderem bei Espanyol Barcelona und RB Salzburg hospitiert. Zudem hatte ich die Muße für Dinge, zu denen man im Saisonalltag eher nicht kommt – zum Beispiel fürs Museum oder das Theater. Außerdem hatte ich viel Zeit für die Familie.
Langweilig wurde es Ihnen also nicht.
Ich habe die Zeit sehr genossen und auch viel dazugelernt. Es war ein angenehmes Jahr.
Wie haben Sie ihr Team bisher kennengelernt?
Das ist pauschal schwierig zu beantworten. Generell ist es eine sehr spannende Zeit. Ich habe ja erstmalig den Verein gewechselt und es ist schon aufregend, plötzlich vor einer ganz neuen Gruppe zu stehen. Ich versuche einfach jede Einheit, jedes Spiel zu nutzen, um die Jungs immer besser kennenzulernen und die einzelnen Charaktere entsprechend wahrzunehmen.
Wie viele Spieler umfasst Ihr Kader?
Aktuell haben wir 25 Spieler, davon sind drei Torhüter. Dazu haben wir in Arianit Ferati, Max Besuschkow und Prince Osei Owusu noch drei weitere, die noch bei uns spielen könnten, aber bereits bei den Profis, beziehungsweise beim VfB II sind. Die Zeit wird zeigen, ob wir sie noch einmal einsetzen, oder ob das so bleibt.
Ihr Vorgänger Ilija Aracic ließ immer wieder mal anklingen, dass der Mannschaft des öfteren der Teamgeist abging.
Zum vergangenen Jahr kann ich nichts sagen. Wir hatten sehr viele Abgänge, der Kader setzt sich nun völlig anders zusammen. Unser Ziel als Trainerteam muss es sein, eine Mannschaft zu formen. Denn nur als Team kann man erfolgreich sein. Und damit meine ich nicht nur die erste Elf, sondern alle im Kader. Wenn alle fit sind liegt es ja auf der Hand, dass nicht alle spielen können. Da wird es Härtefälle geben.
Der Austausch mit U 23-Coach Jürgen Kramny und Cheftrainer Alexander Zorniger ist sicherlich intensiv.
Absolut. Wir stehen in Kontakt und stimmen und regelmäßig ab.
Der Verein hat unlängst mitgeteilt, dass man vom Profibereich bis hinunter zur U17 wieder mit einem einheitlichen Spielsystem arbeiten möchte. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?
Ich denke, diese Einheitlichkeit muss so sein. Die Frage ist doch auch, wie der Rahmen aussieht, der vorgegeben wird. Und der ist so, dass wir alle sehr gut arbeiten können und den Freiraum haben, selbst zu gestalten. Die Mischung stimmt.
Sie kennen nun sowohl die Voraussetzungen des SC Freiburg als die des VfB Stuttgart. Ist der VfB noch mal ein Schritt nach vorne , gerade hinsichtlich der Infrastruktur?
Ich möchte da keinen Vergleich ziehen. Jeder Verein hat seine Stärken und Schwächen und entsprechende Gegebenheiten, mit denen man sich arrangieren muss. Fakt ist jedoch, dass die Voraussetzungen hier, gerade mit dem neuen Nachwuchsleistungszentrum großartig sind.
Eine Ausbildungsmannschaft wie die ihre ist immer im Spannungsfeld zwischen Ausbildung und dem Streben nach Titeln begriffen.
Ich sehe das gar nicht so sehr als Spannungsfeld. Wir sind alle Leistungssportler und üben unseren Sport aus, weil wir möglichst jedes Spiel gewinnen wollen. Dass wir alle ehrgeizig sind, steht außer Frage. Dennoch sind Titel keine Pflicht. Natürlich wollen wir auch möglichst viele Jungs nach oben bringen. Die Entwicklung steht noch mehr im Fokus als der Tabellenplatz. Ausbildung und Erfolg schließen sich meines Erachtens nicht aus, sondern ergänzen sich.
Welches Saisonzielgegeben Sie aus?
Wir wollen in jedem Spiel unsere maximale Leistung abrufen.