Michael Makurath (links) und Thomas Schäfer pflegen den Dialog. Foto: factum/Granville

Michael Makurath und Thomas Schäfer vertreten sehr unterschiedliche Kommunen. Doch die beiden Bürgermeister eint so manches – wie die Ansicht, dass Zusammenarbeit auf vielen Ebenen Sinn hat.

Ditzingen/Hemmingen - An Selbstbewusstsein mangelt es den Gemeinderäten von Ditzingen und Hemmingen nicht. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath und der Hemminger Bürgermeister Thomas Schäfer stehen dem in nichts nach. Vor allem Makurath sieht aber die Grenzen des alleinigen Handelns.

Herr Makurath, Herr Schäfer, Sie kennen sich schon sehr lange. Was gefällt Ihnen jeweils am Kollegen, was haben Sie gar voneinander abgeschaut?
Schäfer: Die Reden von Herrn Makurath sind nach wie vor ein Schmankerl. Wir haben jetzt auch einen Neujahrsempfang, und auch beim Stadtmarketing kann man Ditzingen etwas abschauen. Die Pins mit dem kommunalen Wappen habe ich aber schon als Hauptamtsleiter in Asperg eingeführt. (Schäfer zeigt auf das Wappen am Revers, Makurath trägt das Wappen Ditzingens.)
Makurath: Wir schauen immer neidvoll auf die sozialen Medien, die Herr Schäfer bespielt. Da sind wir noch zurückhaltend.
Ihr kollegiales Verhältnis gilt als unkompliziert, die Kooperation zweier Nachbarkommunen ist es nicht immer. Welchen Stellenwert messen Sie nachbarschaftlicher Zusammenarbeit bei?
Makurath: Wir haben eine lange Tradition der Zusammenarbeit. Die Strohgäu-Wasserversorgung etwa ist mehr als hundert Jahre alt. Uns verbindet auch die Strohgäubahn. Aus meiner Sicht ist die kommunale Zusammenarbeit ein Zukunftsfeld.
Schäfer: Mir ist spontan unsere Forstwirtschaftsgruppe eingefallen, die im Revierbezirk zusammenarbeitet, zudem die Feuerwehr. Die Tagesausrücker sind immer ein Thema, in Orten mit vielen Arbeitsplätzen gibt es sicher den einen oder anderen Feuerwehrmann, der in seiner Heimatfeuerwehr vor allem Übungsdienst macht und ausgebildet wird, aber tagsüber einer anderen Kommune zur Verfügung steht.

Kooperation zu beider Nutzen

Herr Makurath, Sie meinen, die Bedeutung der nachbarschaftlichen Zusammenarbeit nehme noch zu. Eher im kleinen oder auch im größeren Rahmen?
Makurath: Das hängt von der Aufgabe ab. Bei der Wasserversorgung mit Korntal-Münchingen, Hemmingen und Ditzingen etwa ist einfach der naturräumliche Zusammenhang gegeben. Bei der Strohgäubahn ist entlang der Strecke noch eine weitere Kommune dabei. Grundsätzlich wird bei den kleineren Kommunen der Druck höher sein, weil die Komplexität vieler Dinge zunimmt und das der Treibriemen für Zusammenarbeit ist. Die größeren werden noch ein bisschen Zeit brauchen.
Hat man als Kommune größere Chancen, zum Beispiel auch gegenüber dem Land Dinge durchzusetzen?
Makurath: Aus meiner Sicht erhöht sich unsere Durchschlagskraft in dem Moment, in dem man mit einer Stimme redet. Das ist aber ein Bild, das die interkommunale Zusammenarbeit nicht unbedingt auszeichnet. Wir kooperieren da, wo jeder Nutzen hat, aber die Selbstständigkeit wollen wir nicht in Frage stellen. Wenn man die Vision hat, Hemmingen, Ditzingen, Gerlingen und Korntal-Münchingen fusionierten zu einer Stadt, ist das aus dem Weltraum betrachtet kein Problem: Wir wären dann eine Kommune mit 70 000 Einwohnern, das würde unsere Durchschlagskraft deutlich verändern. Aber davon sind wir Lichtjahre entfernt. Das will im Moment keiner, doch es wäre eben der weitestgehende Weg.
Würden Sie das aus jetziger Sicht wollen?
Makurath: Nein, weil die Vorteile für die Bürger nicht vermittelbar sind. Wenn die Bürgerschaft das nicht spürt, ist das nichtig. Es muss ja gelebt werden. Es müssen die Bedingungen stimmen, oder der Gesetzgeber muss es fordern, wie bei der Gemeindereform. Damals hieß es, wenn ihr zusammengeht, gibt es Geld, wenn nicht, werdet ihr zwangsfusioniert.
Schäfer: Die wirtschaftlichen Zeiten sind nicht so schlecht, die Kommunen können selbst ihren Aufgaben nachkommen. Also ist der Leidensdruck nicht so groß, größere Einheiten bilden zu müssen.