Rund 7000 Menschen demonstrieren gegen die Pläne von Thyssen-Krupp und Tata. Foto: AFP

Die noch zu gründende Thyssen-Krupp-Tata soll den Sitz in den Niederlanden haben. Die Niederlande gelten wegen der Steuergesetze als attraktiver Standort. Doch das stimmt nicht mehr, meint Korrespondent Markus Grabitz. Die EU hat die Gesetze geändert.

Brüssel - Schon klar, möchte man meinen. Der neue Stahlkocher-Konzern Thyssen-Krupp-Tata will in die Niederlande gehen. Das Nachbarland steht innerhalb der EU schließlich im Ruf, eine Steueroase zu sein. Die Körperschaftsteuer, die von Kapitalgesellschaften bezahlt werden muss, ist dort einige Punkte niedriger als bei uns. Vor allem ist der Standort für Firmen deswegen so attraktiv, weil es im Vergleich zu Deutschland einfacher ist, Profite aus den Niederlanden heraus in die einschlägigen Steuerparadiese außerhalb der EU zu schleusen. Bahamas und so.

Ganz so einfach ist es wohl nicht – auch wenn es für die betroffenen Mitarbeiter und ihre Familien eine bittere Pille ist, dass der Konzern den Sitz der Stahltochter verlagern will. Doch man kann den Verantwortlichen nicht unterstellen, dass sie steuerrechtlich Deutschland und die Niederlande gegeneinander ausspielen wollen. Unternehmen wie Thyssen-Krupp-Tata, die noch echte Fabriken haben, werden die Profite weltweit grundsätzlich dort besteuert, wo die Wertschöpfung passiert. Das dürfte im Fall des neuen Konzerns vor allem in Indien, aber eben auch noch in Deutschland passieren. Wenn dann die Töchter des Konzerns aus aller Welt Dividenden an die neue Holding in Amsterdam abführen, werden darauf ohnehin keine Steuern fällig. Eine Doppelbesteuerung ist nämlich ausgeschlossen. Vermutlich spielen andere Motive eine Rolle, als Sitz der Holding die Niederlande zu wählen. Das niederländische Recht etwa gilt als großzügiger, wenn es um Umstrukturierungen innerhalb eines weltweit agierenden Konzerns geht.

Die Richtung stimmt

Grundsätzlich stimmt die Richtung innerhalb der EU, was die Besteuerung von Unternehmen angeht. Zwar steht eine Einigung über die Bemessungsgrundlage bei der Körperschaftsteuer noch aus. Doch in den vergangenen Jahren sind viele Gesetze beschlossen worden, die auf das Stopfen von Steuerschlupflöchern für Firmen hinauslaufen. Bis die Gesetze überall greifen, dauert es aber noch. Spätestens 2019 ist Schluss. Die Niederlande und auch Luxemburg haben dann als Steueroasen ausgedient.

markus.grabitz@stzn.de