Ein Stadtbahnzug in Vaihingen: Oft fahren auch Auszubildende mit, die deutlich mehr als Schüler und Studenten bezahlen – Das soll im Herbst besser werden Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Viele Auszubildende fahren mit Bussen und Bahnen im Raum Stuttgart voraussichtlich vom 1. September an günstiger. Bald wird sich entscheiden, ob der VVS das neue Azubi-Abo einführt.

Stuttgart - Der Aufsichtsrat der Stuttgarter Straßenbahnen AG( SSB) hat den Vorschlag der Chefs beim Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) schon gebilligt. Am 19. April soll der VVS-Aufsichtsrat nachziehen. Wenn das geschieht, womit allgemein gerechnet wird, sparen Auszubildende vom Herbst an nicht wenig Geld für Fahrten im öffentlichen Personennahverkehr. Vom 1. September sollen Azubis ein Abonnement erwerben können, mit dem sie für 59 Euro pro Monat fahren können. Macht 708 Euro im Jahr. Manche zahlen bisher deutlich mehr und dürfen doch nur wenige Tarifzonen durchfahren. Das Abo gilt verbundweit .

Wer im Zuge seiner Ausbildung regelmäßig mehrere Tarifzonen im VVS-Gebiet durchquert, wird von dem neuen Angebot also profitieren. Grund: Mit der Monatskarte, die Azubis bisher angeboten wird, muss man für verbundweites Fahren je 154 Euro pro Monat ausgeben. Die Monatskarte für zwei Tarifzonen kostet bisher 59,70 Euro. Für drei Zonen bezahlt man bisher 78,60 Euro.

Schüler und Studenten noch besser dran

Wer nur eine Tarifzone braucht für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz oder Berufsschule, der wird möglicherweise beim bisherigen Monatskartenangebot für eine Zone zum Preis von 46 Euro bleiben. „Dieses Angebot wird es weiter geben“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Denjenigen, die nur eine Zone brauchen, werde also nichts genommen. Rund 80 Prozent der Azubis würden aber besser gestellt, denn einer Umfrage zufolge fahren Azubis im Durchschnitt 2,6 Tarifzonen weit. Aus strategischen Gründen wollten die VVS-Chefs nun bei einem Signalpreis fürs neue Azubi-Abo von unter 60 Euro bleiben – und beim Preis des bisherigen Zwei-Zonen-Tickets.

Zum Vergleich: Schüler bezahlen fürs Scool-Abo in den Landkreisen der Region 41,55 Euro, in Stuttgart noch mal drei Euro weniger, was ihnen durch Subventionen der Landkreise und der Stadt Stuttgart ermöglicht wird. Studenten bezahlen pro Semester 199 Euro für verbundweites Fahren und zusätzlich wie jeder Student 44,50 Euro als Solidarbeitrag zur Finanzierung des Studi-Tickets. Wer es nutzen will, muss umgerechnet also knapp 41 Euro monatlich aufbringen.

Zwei Wermutstropfen

Der etwas höhere Preis für das Azubi-Ticket sei „ein Wermutstropfen“, sagt Martin Körner, Fraktionschef der Stuttgarter SPD-Gemeinderatsfraktion, die sich seit Monaten für eine günstige Azubi-Fahrkarte eingesetzt hat. Der andere Wermutstropfen sei die vorgesehene Regelung, dass ein Auszubildender die Vergünstigungen rückwirkend zurückgeben müsse, wenn das Ausbildungsverhältnis vorzeitig endet.

Die SPD hatte zu den Etatberatungen im Rathaus im Dezember beantragt, dass die Stadt einen Azubi-Bonus einführt, der mit Stuttgarts Schülerbonus von drei Euro pro Person und Monat vergleichbar ist: sozusagen eine zusätzliche Stuttgarter Subvention.

Weiterführender SPD-Wunsch abgeblockt

Sie stellte sich einen Azubi-Bonus von fünf Euro vor, der den Preis des Azubi-Abos jetzt auf 54 Euro pro Monat verringern würde. Das fand aber im Gemeinderat keine Mehrheit, obwohl das Azubi-Abo auch von anderen Fraktionen gefordert wurde.

Mit diesen Wermutstropfen müsse man jetzt halt leben, sagt Körner, eine Verbesserung für Azubis sei das neue Abo trotzdem.

VVS redet mit Wirtschaft über Rabatt

Noch ist auch nicht das letzte Wort gesprochen, wie es auf Dauer mit dem Azubi-Abo weitergeht. Er könne sich vorstellen, sagt VVS-Chef Stammler, dass man im zweiten oder dritten Jahr Unternehmen einen Anreiz bietet wie beim Firmenticket für Arbeitnehmer: Da gibt es zehn Prozent Rabatt, wenn der Arbeitgeber die Dauerfahrkarte durch Zuschüsse für Mitarbeiter günstiger macht. Man werde mit Handwerkskammer sowie Industrie- und Handelskammer reden. Vieles hängt davon ab, ob der VVS weiterhin die 26,5 Millionen Euro pro Jahr einnimmt, die er mit Monatskarten für Azubis, junge Leute im Freiwilligen Dienst und Schüler ohne Anspruch auf Scool-Abos bisher einnahm.