Derzeit ist das Problem erledigt, aber nächsten Sommer wird es wieder so sein: Die Gäste der überaus beliebten Eisdiele nerven die Anwohner. Foto: factum/Weise

Anwohner des Eugensplatzes schimpfen über zahllose Falschparker. Verursacher des Ärgers ist die Stadt – in bester Absicht: Der Platz sollte schöner werden.

S-Mitte - Der Dauerärger ist dokumentiert. Fotos zeigen gut gelaunte junge Menschen, die aus Autos steigen. Sie sind auf dem Weg, sich Eis zu kaufen. Ein engagierter Hobbyfotograf hat sie geknipst – und viele andere. Er hat seine Bilder zur Schau gestellt, an der Wand einer Garage am Eugensplatz. Allerdings gilt das Engagement des Fotografen nicht gestalterischer Qualität und die Ausstellung nicht seinen Werken. Es gilt dem Beweis. Für die nächsten Monate ist das Problem erledigt, aber im Sommer wird es wieder so sein: Zumindest an sonnigen Tagen ist der gesamte Eugensplatz samt Umgebung zugeparkt – gleich ob auf legalen oder illegalen Plätzen.

Veronika Kienzle sieht nicht aus, als sei sie in sommersonniger Eislaune. Die Bezirksvorsteherin steht vor jener Garage, und vor ihr stehen gut zwanzig mehr oder minder aufgebrachte Anwohner. Kienzle hat sie zu diesem Ortstermin eingeladen. Sie hatte keine Mühe bei der Parkplatzsuche. Sie ist mit dem Fahrrad hier.

Lob hat die Bezirksvorsteherin nicht ernsthaft erwartet

Lob für die Stadt hat Kienzle nicht ernsthaft erwartet. Dabei waren vor einem Jahr die städtischen Absichten durchaus löblich gewesen: Die Anwohner sollten es schöner haben vor ihren Häusern. Dieses Ziel, meint die Bezirksvorsteherin, sei erreicht. Der Sackgassenfortsatz der Wagenburgstraße, der vom Eugensplatz steil bergauf führt, wurde gepflastert. Am Straßenrand wurden Metallpfosten im neuen Belag verankert, vorwiegend, um Autofahrer auszubremsen, die es zu eilig hatten auf dem Sträßchen, das Schüler als Weg zum Wagenburggymnasium benutzen. Abgesehen davon, dass sich an heißen Sommertagen Trauben von Gästen auf dem Straßenstück vor der überaus beliebten Eisdiele verteilen. Dass künftig weniger Platz zum Parken sein würde, musste jedem klar sein. Niemand hatte Einwände gegen die Pläne.

Das hat sich geändert, denn nun hat es niemand mehr eilig, zwangsläufig, weil die Gäste des Eiscafés eben neben den Pollern parken. Wer einen Wagen eines Formats über Golf besitzt, schleicht im Schritttempo durch die schmalen Lücken – oder gar nicht, weil es zu eng ist. Ganz zu schweigen von der Feuerwehr. Die hat bei Hochbetrieb keine Möglichkeit mehr, einen Brand im Wohngebiet oberhalb des Eugensplatzes zu löschen, klagen die Anwohner .

Auf den Platz drängen schlicht zu viele Autofahrer

Ein Anliegerparken, glauben die Versammelten, wäre eine Lösung. „Glauben Sie mir, das ist die Lizenz zum Suchen“, sagt Kienzle. Es sei eben das Wesen des Falschparkers, dass er sich nicht um Verbote schere. Der Vorschlag wird trotzdem geprüft, amtsoffiziell, genauso wie der, eine Brandschutzzone einzurichten, und alle anderen. Auch wenn einigermaßen offenkundig ist, dass Kienzle Recht behalten wird. Auf den Eugensplatz drängen schlicht zu viele Autofahrer auf zu wenig Platz für ihre Gefährte. Denn es sind keineswegs nur die Gäste der Eisdiele, die auf der Suche nach Parkplätzen Runden drehen.

Um jene Garage des Hobbyfotografen verteilen sich: ein Makler, eine Bank, ein Kunsthaus, ein Heim für Behinderte, eine Personalberatung, der Bund Bildender Künstlerinnen und eine Werbeagentur, die „allein 90 Mitarbeiter hat“, wie Kienzle sagt. Sie alle wollen beliefert werden, mit Paketen, Pizza oder mit Sauerstoffflaschen. Die Lieferanten stellen ihre Wagen ebenfalls dort ab, wo Platz ist, vor Garagen und auf Privatparkplätzen. Im allgemeinen Durcheinander, meint Kienzle, „sind die Anwohner sich selber nicht mehr grün“. Zumindest einer in der Runde nörgelt, dass die Mitarbeiter der Werbeagentur sich bei der Parkplatzsuche auch nicht anders benehmen als die Gäste der Eisdiele.

Die Stadt hatte die Pläne mit den Anwohnern besprochen und sie dann verwirklicht. „Jetzt ist die Verwaltung intensiv mit dem dritten Schritt beschäftigt“, sagt Kienzle: „Frieden ins Gebiet zu bringen“. Mehrarbeit im Rathaus, zumindest das dürfte unstrittig sein, ist eine der unabänderlichen Folgen der Bereitschaft zur Bürgerbeteiligung.