Die verkehrsbelastete Ortsdurchfahrt von Miedelsbach. Foto: Gottfried Stoppel

Erneut koordiniert die Schorndorfer Verwaltung die Planung für die Umfahrung eines Teilorts. Die Gegner des Projekts sehen allerdings noch Chancen für ihre Einwände.

Schorndorf - Das Ringen um die Bewältigung der Verkehrsprobleme des Schorndorfer Teilorts Miedelsbach geht in eine weitere Runde. Der Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer hat anlässlich eines Besuchs des Verkehrsministers Winfried Hermann vorige Woche verkündet, die Stadt sei kurz davor, mit dem Regierungspräsidium eine Vereinbarung zu unterschreiben, wonach sie selbst die Straße planen dürfe. Der Schorndorfer Chefplaner Manfred Beier bestätigte dies nun auf Nachfrage. Den Stadträten sei am Dienstagabend der Entwurf der Vereinbarung im nichtöffentlichen Teil des Technischen Ausschusses präsentiert worden, in der Gemeinderatssitzung am 15. Dezember solle darüber öffentlich beraten und entschieden werden.

Kern der Vereinbarung sei, dass die Stadt die planerischen Vorarbeiten für die Straße koordiniere, die sich an die vor sechs Jahren fertiggestellte Umfahrung des Teilorts Haubersbronn anschließen soll. Im Jahre 2012 waren deren Baukosten mit 9,1 Millionen Euro veranschlagt worden. Mit 400 000 Euro will die Stadt nun in Vorleistung gehen, um die planenden Fachbüros zu bezahlen, sagt Beier. Dem Regierungspräsidium sei dies „mangels Personal“ nicht möglich. Er rechne allerdings damit, dass man das Geld von Landesseite wieder erstattet bekomme, so der Chefplaner.

Rund ein Jahr soll die Planung nun dauern, die Chance, dass man bald danach mit dem Bau zum Zuge komme, sei hoch, glaubt Beier. Immerhin stehe die Straße im landesweiten Ranking des Ausbaus der Landesstraßen weit oben.

Naturschutzbelange müssen einbezogen werden

Einer allzu großen Vorweihnachtsfreude hatte der Landesverkehrsminister vorige Woche einen Dämpfer versetzt. Es gelte, bei der Umfahrung Miedelsbach die Belange des Naturschutzes und des Hochwasserschutzes genau einzubeziehen, betonte Hermann beim Besuch. Im Unterschied zur Planung der Umfahrung von Haubersbronn darf die Stadt nämlich nicht mehr im Bebauungsplanverfahren planen – im Frühjahr 2015 hatte die damalige Verkehrsstaatssekretärin Gisela Splett dies im Falle von Miedelsbach der Stadt untersagt, was bei Oberbürgermeister Matthias Klopfer auf herbe Kritik stieß.

Im jetzigen neuen Planungsanlauf leistet die Stadt stattdessen vorbereitende Arbeiten für ein Planfeststellungsverfahren, das dann das Regierungspräsidium Stuttgart organisieren muss. Der Unterschied: Die Naturschutzverbände dürfen ihre Stellungnahmen mit Kritikpunkten zur Planung abgeben. Die Wahl der Variante solle auch Möglichkeiten des Hochwasserschutzes einbeziehen, kündigt Beier an. Zu einem strittigen Punkt könnte nach Ansicht von Beobachtern allerdings die Lage der Aufstauflächen werden. Der nördliche Teil der möglichen Umfahrung befindet sich nämlich an der Gemarkungsgrenze zur Gemeinde Rudersberg, in welcher die Schorndorfer Umfahrungspläne kritisch gesehen werden, da Ruderberg den Kurs der innerörtlichen Verkehrsberuhigung verfolgt.

Forderung: Wirkungen des Lärmaktionsplans abwarten

Bernd Renninger, der Sprecher der Bürgerinitiative Lebenswertes Wieslauftal, zeigt sich verwundert über das Vorgehen der Stadt. Auf Druck der Initiative habe Schorndorf nun einen Lärmaktionsplan gestartet, was die Stadt noch vor wenigen Jahren abgelehnt habe. Anstatt die Wirkung der darin vorgeschlagenen Maßnahmen wie Tempo 30 und Flüsterasphalt abzuwarten, werde nun noch vor Ende der Anhörungsfrist seitens der Stadt Schorndorf eine Planung der Umfahrungsstraße verkündet, was nicht zueinander passe.

Zudem stimme die Zahl von 14 000 Fahrzeugen, die Miedelsbach täglich durchquerten, nicht mehr, kritisiert Renninger. Nach neueren Berechnungen sei von knapp 9400 Fahrzeugen auszugehen. Von daher sei fraglich, ob Schorndorf mit der Miedelsbacher Umfahrung überhaupt bald zum Zuge käme, oder ob das Geld für die Planung vergebens ausgegeben werden solle. „Es handelt sich dabei schließlich um Steuergeld“, kritisiert der BI-Sprecher.