Nur zwei Sekunden Whatsappen bei Tempo 50 bedeutet knapp 30 Meter Blindflug Foto: dpa

Der zwanghafte Drang, immer und überall erreichbar zu sein, sorgt auf den Straßen für Tote und Verletzte. Laut Landesverkehrsminister Winfried Hermann ist die Ablenkung durch Handy-Nutzung inzwischen eine der bedeutendsten Unfallursachen.

Stuttgart - Autofahrer, die während der Fahrt mit ihrem Handy beschäftigt sind, werden auch in Baden-Württemberg immer mehr zur tödlichen Gefahr. Wie Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“ sagte, ist Ablenkung inzwischen eine der häufigsten Ursachen für tödliche Verkehrsunfälle – letztes Jahr habe der entsprechende Anteil bei 12,4 Prozent gelegen. Demnach waren bei 47 tödlichen Unfällen im Land die Fahrer abgelenkt – zumeist durch ihr Smartphone. „Die Handynutzung im Verkehr muss deshalb ähnlich geächtet werden wie Alkohol am Steuer“, forderte er.

Rekord an Handy-Verstößen

Die Polizei im Südwesten hat dieses Jahr so viele Handy-Verstöße von Autofahrern registriert wie noch nie. Bis Ende Oktober waren es 62 395 Verstöße – das sind schon jetzt mehr als im gesamten Jahr 2016 (58 866 Verstöße) und fast doppelt soviel wie im Jahr 2014 (34 368 Verstöße).

Wirken die höhere Strafen?

Einzig im Oktober sind etwas weniger Verstöße als im Vorjahr registriert worden und 19 Prozent weniger als in den Vormonaten. Laut Stuttgarter Innenministerium liegt dies vermutlich auch an den erhöhten Strafen, die seit Oktober für Handysünder am Steuer gelten.

Experten schätzen, dass bundesweit inzwischen jeder zehnte Verkehrstote auf die Ablenkung durch ein Handy zurückzuführen ist. Das wären allein für 2016 321 Tote.

Kein Bußgeld für Fußgänger

Minister Hermann nannte es „abartig“, wie viele Autofahrer noch immer an ihrem Handy rummachten. Es sei eine Illusion zu glauben, man könne dies gefahrlos tun, man sei in solchen Momenten im Blindflug unterwegs. Auch viele Fußgänger würden wegen dem Handy den Verkehr nur noch am Rande mitkriegen, sagte er. Spezielle Bußgelder dafür wie in den USA lehnt Hermann aber ab.