In der Innenstadt von Herrenberg reihte sich Stoßstange an Stoßstange. Besonders vor dem Reinhold-Schick-Platz kam der Verkehr zum Erliegen. Foto: factum / granville

Am Wochenende ist es auf den Straßen rund um den gesperrten Schönbuchtunnel auf der A 81 zu langen Staus gekommen. Die Fahrer ließen zumeist die ausgeschilderten Umleitungen außer Acht.

Herrenberg - Während der Sperrung des Schönbuchtunnels bei Herrenberg, in dem eine neue Sicherheitstechnik installiert wurde, ist es am Wochenende im Gäu zu kilometerlangen Staus gekommen. Zwar waren auf der Autobahn 81 in beide Richtungen ausgetüftelte Umleitungsstrecken ausgeschildert worden. Doch fuhren viele

trotzdem durch Herrenberg – weshalb es dort zu einem Verkehrschaos kam. „Zwei Drittel der Autofahrer haben sich nicht an die empfohlenen Umgehungen gehalten“, erklärt Peter Widenhorn, der Sprecher des Ludwigsburger Polizeipräsidiums. Die meisten seien den Angaben ihrer Navigationsgeräte gefolgt und hätten auf den vermeintlich kürzeren Routen lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. „Wir haben im Verkehrsfunk permanent gebeten, den Umleitungsstrecken zu folgen“, sagt Widenhorn und mahnt: „Die Fahrer müssen sich mehr disziplinieren.“

Seit Montag um 3.15 Uhr ist der Tunnel wieder für den Verkehr freigegeben, von Freitagabend 20 Uhr an war er gesperrt. Eine Waiblinger Spezialfirma hatte entlang der Autobahn und auf den Umleitungsstrecken insgesamt 240 Schilder mit Richtungspfeilen und Halteverboten aufgestellt. Doch die meisten Verkehrsteilnehmer beherzigten die Hinweise nicht und begaben sich auf andere Strecken. einer der Gründe dafür war, dass im Radio das ganze Wochenende über Staus vor den Ausleitungen gemeldet wurden. Wer die Umleitungsstrecke aus Richtung Singen an der Ausfahrt Herrenberg nehmen wollte, die über Hildrizhausen und von dort wieder auf die A 81 führte, stand am Samstagmittag auf der Fernstraße acht Kilometer im Stau. „Da musste man locker zwei Stunden mehr einplanen,“ sagt Widenhorn. Zumal es zwischen den Anschlussstellen Rottenburg und Herrenberg in Richtung Stuttgart sowohl am Samstag als auch am Sonntag vor dem jeweiligen Stauende zu Auffahrunfällen kam. Vier Personen erlitten dabei leichte Verletzungen und mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Niederländer in Nufringen

Währenddessen standen aus Richtung Stuttgart die Fahrzeuge vor der Abfahrt Gärtringen zumeist zwischen drei bis sechs Kilometer Stoßstange an Stoßstange. Wer auf seinen Navigationsgerät vertraute, wurde auch in dieser Fahrtrichtung schon vorher ganz anders geleitet – ebenfalls nicht auf die Umleitung, die von der Autobahnabfahrt Gärtringen an Herrenberg, Jettingen und Mötzingen vorbei bis zur Anschlussstelle Rottenburg eingerichtet worden war.

„Das führte dazu, dass manche Ortsdurchfahrten völlig verstopft waren“, berichtet Widenhorn. Unkundige, auch Autofahrer aus der Schweiz oder den Niederlanden, wurden etwa in Nufringen gesichtet, wo der Verkehr zum Erliegen kam. Ungeachtet der Warnungen wählten viele den Weg über Herrenberg, wo mitunter stundenlang so gut wie nichts mehr ging. Die Innenstadt rund um den Reinhold-Schick-Platz war verstopft. Dagegen erklärte Jürgen Süßenbach vom Ludwigsburger Polizeipräsidium am Sonntagnachmittag: „Auf der Umleitungsstrecke in Richtung Singen hingegen fließt der Verkehr.“

Nachbesprechung in 14 Tagen

Sowohl an den A-81-Ausfahrten als auch in Herrenberg versuchte die Polizei, den Verkehr zu regeln. Manche Ampeln waren ausgeschaltet. „Überall ging das leider nicht, dazu fehlt uns das Personal,“ erklärte Süßenbach. Robert Hamm, der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP), räumte ein, man sei im Vorfeld der Sperrung davon ausgegangen, dass es ohne Behinderungen nicht gehen werde. Deshalb habe man darauf hingearbeitet, den Tunnel am Montagmorgen rechtzeitig vor dem Beginn des Berufsverkehrs wieder zu öffnen. Dies sei eindreiviertel Stunden früher möglich gewesen als geplant.

„In 14 Tagen wird eine Nachbesprechung stattfinden mit allen Beteiligten“, sagte Hamm – mit der Polizei, Vertretern des RP und der Kommunen. Dabei soll geprüft werden, „was beim nächsten Mal noch verbessert werden kann“. Etwa, wenn der Tunnel wegen eines technischen Defekts wieder einmal dicht ist.