Porsche wächst in Zuffenhausen - und erhofft sich Hilfe der Stadt Stuttgart Foto: PPFotodesign.com

Porsche wächst und wächst. Innerhalb weniger Jahre hat der Standort Zuffenhausen 3000 neue Mitarbeiter hinzubekommen. Das führt zu teils chaotischen Verkehrsverhältnissen. Klicken Sie sich durch unsere interaktive Porsche-Grafik.

Stuttgart - Der jüngste Zukauf ist erst wenige Wochen alt. Über die VW Immobilien hat Porsche am Standort Zuffenhausen im April ein über 50 000 Quadratmeter großes Gelände von der Deltona Real Estate gekauft. Es erstreckt sich südlich der S-Bahn-Linie unterhalb von Werk 4. „Die Porsche AG möchte die sieben Bestandsgebäude als Potenzial- und Erweiterungsflächen nutzen“, heißt es in der Mitteilung von VW. Es ist das vorläufige Ende einer Kette von Neuerwerbungen am Porsche-Stammsitz. Damit bleibt nur ein kleiner weißer Fleck auf der Landkarte des neuen Werkgeländes. „Es ist doch klar, dass wir auch diese Lücke schließen wollen“, sagt Betriebsratschef Uwe Hück zu den weiteren Zukunftsplänen.

Innerhalb von vier Jahren hat sich der Stammsitz des Sportwagenbauers von 284 000 auf 614 000 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Bis zum Jahr 2016 wird Porsche allein in Zuffenhausen 300 Millionen Euro investieren, unter anderem in ein neues Ausbildungszentrum, neue Produktionsstätten und Verwaltungsgebäude sowie Kantinen und Parkflächen. Die Zahl der Mitarbeiter in Zuffenhausen ist um 3000 auf 8200 gestiegen, an allen Standorten zusammen sind es jetzt über 20 000, eine Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren. Es ist eine Erfolgsgeschichte, die in der deutschen Unternehmenslandschaft wohl ihresgleichen sucht und die nach der gescheiterten Übernahme von VW im Jahr 2008/09 kaum einer erwartet hätte. „Damals waren wir im Schockzustand, man hat uns die Würde genommen“, erinnert sich Hück, Betriebsratschef und enger Weggefährte des damaligen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking, der für sein verlorenes Pokerspiel in Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde.

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Porsche jagt von einem Rekordabsatz zum nächsten

Heute dagegen jagt das Unternehmen von einem Rekordabsatz zum nächsten. Knapp 166 000 Sport- und Geländewagen hat Porsche im vergangenen Jahr verkauft. Dank des neuen Macan, der in Leipzig produziert wird, dürfte die erst für 2018 angepeilte Marke von 200 000 verkauften Einheiten schon in diesem Jahr erreichbar sein. Die Stimmung in der Belegschaft ist geradezu euphorisch. Kaum einer, der sich noch darüber beschwert, Teil des übermächtigen Wolfsburger Konzerns geworden zu sein. Uwe Hück geht sogar weiter. „Ohne VW wäre dieser Erfolg so nicht möglich gewesen.“ Durch die Zusammenarbeit soll jährlich bis zu einer Milliarde Euro eingespart werden – Geld, das für den Ausbau dringend benötigt wird. Er verweist allerdings auch mit Stolz darauf, dass sich Porsche in einer Grundsatzvereinbarung größtmögliche Eigenständigkeit bewahrt habe.

Allerdings geht der Ausbau nicht ganz reibungslos vonstatten. Trotz S-Bahn-Anbindung kommt die Mehrzahl der Mitarbeiter mit dem Auto zur Arbeit. Waren im Jahr 2010 noch 3000 Parkplätze ausgewiesen, sollen es im kommenden Jahr 5700 sein. Vor allem südlich der S-Bahn-Linie wird massiv ausgebaut. Und dies führt schon jetzt zu teilweise chaotischen Verhältnissen, wenn die Mitarbeiter nach der Arbeit das Unternehmensgelände verlassen. „Die Ampel am Kreisverkehr beim Museum ist so kurz geschaltet, dass die Leute am Abend kaum mehr rauskommen.“ Lange Staus sind die Folge, viele Fahrzeuge fahren einen Umweg zur Schwieberdinger Straße, die längere Grünphasen am Kreisverkehr hat. Das wiederum verstärkt auf der anderen Seite den Stau.

Um die Situation zu entschärfen, erwartet Hück mehr Unterstützung von der Stadt. „OB Fritz Kuhn lässt uns im Kreis fahren“, ätzt Hück. „Die Grünen sollten auch mal mit uns Beschäftigten reden und nicht nur mit den Arbeitgebern.“ Dabei hätte die Stadt schon allein an den gestiegenen Lohnsteuereinnahmen bemerken müsse, dass in Zuffenhausen deutlich mehr Menschen arbeiteten als früher. Problematisch sei beispielsweise auch der Takt der S-Bahn. Porsche ist gerade dabei, neue Arbeitsmodelle einzuführen. „Es kann nicht sein, dass wir die Arbeit flexibilisieren, die Leute aber nicht heimkommen, weil die S-Bahn nicht mehr fährt und sich die Fahrpläne nicht an die Flexibilität der Beschäftigten anpassen.“

Stadt kann Kritik von Porsche-Betriebsrat nicht nachvollziehen

Bei der Stadt kann man die Kritik des Porsche-Betriebsrats nicht nachvollziehen. Ein Sprecher betonte, dass Gespräche mit Porsche geführt würden, um die Verkehrssituation zu verbessern: „Konkret geht es um die Ausfahrt aus der Otto-Dürr-Straße zu den Stoßzeiten.“ Kurzfristig denkbar sei hier eine geänderte Ampelschaltung, damit deutlich mehr Autos über den Porsche-Platz am Museum vorbei in die Schwieberdinger Straße einfahren könnten.

Nachgedacht werde auch über weitergehende Veränderungen, Porsche habe dazu eine Liste vorgelegt. Diese sei nicht kurzfristig umsetzbar, sondern benötige einen längeren Vorlauf. Grundsätzlich befinde man sich im konstruktiven Dialog mit dem Unternehmen: „Wenn Porsche so ein großes Projekt vorantreibt, sind wir natürlich bemüht, dass wir dieses gut begleiten.“