Mit Video-Umfrage - Die Stadt will jetzt das seit Jahren währende Verkehrschaos auf dem Württemberg eindämmen. Wann die Anwohner im Stadtteil Rotenberg an Wochenenden wieder durchatmen können, ist jedoch offen. Ideen gibt es viele, deren Umsetzung kann dauern.

Stuttgart - Sich von einer arbeitsreichen Woche zu erholen fällt viele Rotenbergern schwer – weil Heerscharen Erholungssuchender meist sonntags in den Ort einfallen. Oberhalb von Untertürkheim lockt die Idylle zwischen Wald und Weinbergen, die Grabkapelle, jenes 1824 zu Ehren der verstorbenen Königin Katharina erbaute Mausoleum auf dem Württemberg, und der atemberaubende Blick von dort ins Neckartal. Die Situation hat sich über die Jahre zugespitzt.

Der Ort sei praktisch lahmgelegt, für Rettungsfahrzeuge gebe es kaum ein Durchkommen, klagte in dieser Woche der örtliche Feuerwehrkommandant bei einer Bürgeranhörung. „Wir müssen da was machen“, erklärte dazu eine Vertreterin des Stadtplanungsamts. Touristik-Direktor Armin Dellnitz sieht in Rotenberg „zwei Seiten einer Medaille“. Denn viele Besucher seien auch Ausweis des Glanzes einer Attraktion. Wer des Ansturms Herr werden möchte, muss also verschiedene Interessen bedienen.

Autofreies Rotenberg

So hätten es manche Anwohner gerne. „Es braucht eine intelligente Besucherführung und nicht Maßnahmen, die Leute von der Grabkapelle fernzuhalten“, widerspricht Dellnitz. Die Straße ab der Kelter des Collegiums Wirtemberg zu sperren und einen Pendelbus verkehren zu lassen, hält etwa der renommierte Stuttgarter Ausstellungsdesigner Johannes Milla für eine rasch umsetzbare Lösung. Milla, nach eigenem Bekunden fast jedes zweite Wochenende dort unterwegs, würde Autos dann entlang der Württembergstraße parken lassen. Einen Großparkplatz oder gar ein Parkhaus – wie hie und da gefordert – hält er für unnötig. Die Genehmigung von derlei Eingriffen in ein Landschaftsschutzgebiet dauerten mehrere Jahre.

Mehr Kontrollen

Dazu würde der städtische Vollzugsdienst mehr Personal benötigen als die zurzeit 22 Bediensteten, sagt Edgar Riester von der Verkehrsabteilung im Stuttgarter Ordnungsamt. Falschparken werde zwar kontrolliert, jedoch habe man aufgrund der vielfältigen Aufgaben in anderen Teilen der Stadt die Präsenz in Rotenberg reduzieren müssen. Unter den momentanen Bedingungen „werden in Rotenberg monatlich 70 bis 80 Strafzettel ausgestellt“.

Mehr Busse

Ein engerer Takt der Line 61 stehe nicht zur Debatte, heißt es bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Zwischen Mai und Oktober verkehrten Busse an Sonn- und Feiertagen im 15-Minuten-Takt zwischen dem Bahnhof Untertürkheim und Rotenberg, sagt SSB-Sprecherin Susanne Schupp, „bei der Kapazität gab es bisher nie Engpässe“. Im Klartext: Der 61er kämpft sich oft halbleer durch den Verkehr hinauf zum Württemberg und wieder zurück. 2014 hatten Wengerter privat einen Pendelverkehr zwischen Rotenberg und Uhlbach organisiert.

Seilbahn zur Grabkapelle

Per Gondel zur Grabkapelle zu gelangen „gibt es als Idee schon länger“, sagt die Untertürkheimer Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel. Auch im Bürgerhaushalt, dem Abstimmungsportal für Vorschläge der Stuttgarter zum städtischen Haushalt, findet sich unter der Nummer 13295 und dem Titel „Utopia – Sponsor für eine Seilbahn suchen!“ ein entsprechender Vorschlag. Die Spezialfirma Doppelmayer aus Österreich wiederum hatte anlässlich des Hafenjubiläums 2008 die Kosten für eine Achter-Gondelbahn ermittelt. Die Schätzung für eine drei Kilometer lange Seilbahn über den Hafen belief sich damals auf knapp neun Millionen Euro. Johannes Milla beschäftigt sich ebenfalls immer wieder mit dem Thema Seilbahn. „Man sollte in Stuttgart die Berge nicht mit Tunneln bekämpfen, sondern die Hügel betonen“, lautet sein Credo. Im Zuge der vom Gemeinderat verworfenen Pläne zum Mobilitäts- und Erlebniszentrum in Bad Cannstatt hatte Milla bereits eine Gondelbahn von der Wilhelma zum Mercedes-Museum ins Spiel gebracht. „Langfristig sollte die Stadt über eine Seilbahn nachdenken.“ Warum nicht über eine nach Rotenberg?