Kurz nach dem Kappelbergtunnel Richtung Stuttgart gilt nun Tempo 80 Foto: Leihenseder

Zwischen Kappelbergtunnel und Mercedes-Museum gilt nun – teilweise – Tempo 80.

Untertürkheim - Lange hat es gedauert, nun ist es seit wenigen Wochen in Kraft: Das Tempolimit auf der B 14 stadtein- und stadtauswärts erlaubt Autofahrern dauerhaft nur noch 80 Kilometer pro Stunde und Lastwagenfahrern nur noch 60 Kilometer pro Stunde zu fahren. Für die Pendler eine Einschränkung, für die Anwohner weniger Lärm und weniger Luftverschmutzung.

Kurios ist dabei: Das Stück direkt vor dem Kappelbergtunnel bis ungefähr zum Sportgelände des KV Untertürkheim ist von der neuen Regelung ausgenommen. Dort, auf ungefähr einem Kilometer Länge, gelten noch immer 100 Stundenkilometer als Beschränkung.

Dabei hatte vor gut einem Jahr der damalige Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle freudig an die Schutzgemeinschaft Luginsland geschrieben, dass das Regierungspräsidium Stuttgart zwischenzeitlich seine Zustimmung erteilt habe, „dass die bisherige variable Geschwindigkeitsregelung auf der B 14 zwischen Stuttgart-Wangen und dem Kappelbergtunnel aufgegeben werden kann und durch eine feste Regelung analog dem Luftreinhalteplan zu ersetzen ist.“

Schutzgemeinschaft Luginsland hat lange gekämpft

Doch warum gilt jetzt die neue Regelung nicht auf der gesamten Strecke? Das liege am sogenannten Geschwindigkeitstrichter, der dort eingerichtet worden ist – so die Polizei Aalen, die für diesen Straßenabschnitt zuständig ist. Soll heißen: Der Verkehr soll nicht unvermittelt abbremsen müssen, wenn er aus Richtung Fellbach aus dem Kappelbergtunnel hinunter in Richtung Neckartal fließt, sondern Zeit bekommen, auf das Tempolimit zu reagieren. Ergo leuchten die 80 beziehungsweise 60 für LKW erst einen Kilometer nach dem Tunnelmund auf. Doch warum dürfen die Autofahrer auch bergauf noch vor dem der Tunneleinfahrt auf 100 gehen?

„Das ist mir unbegreiflich“, sagt Günter-Hans Lorek von der Schutzgemeinschaft Luginsland: „Dieser Kilometer ist für uns in Luginsland bedeutungsvoll.“ Die von Lorek 2006 gegründete Schutzgemeinschaft hatte jahrelang für ein Tempolimit gekämpft. „Ich bin enttäuscht von dieser Lösung“, sagt Lorek. Wenn die Autos vor dem Tunnel wieder Gas geben dürfen, bedeute das wieder mehr Lärm und Abgase für seinen Stadtteil. Der Rentner schlägt daher vor, bereits im Tunnel die Geschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde für Autos zu reduzieren. „Das würde sicher ein paar Unfälle weniger im Tunnel bedeuten.“

Eine andere Erklärung, warum das Tempolimit nicht wie gewünscht und angekündigt bis zum Kappelbergtunnel eingerichtet worden ist, hat die Pressestelle der Stadt Stuttgart: Laut dieser liegt es nämlich an der Gemarkungsgrenze zwischen der Landeshauptstadt und der Stadt Fellbach, dass die Strecke zweigeteilt ist.

Tempolimit bis zur Gemarkungsgrenze umgesetzt

Schließlich kam der Wunsch nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung von der Stadt Stuttgart, entsprechend ihres Luftreinhalteplans auf allen Außerortsstraßen auf Stuttgarter Gemarkung bei zwei oder mehr Fahrstreifen pro Richtung ein gespaltenes Tempolimit zu haben. Die Steigungsstrecke der B 14 zwischen Stuttgart-Wangen und dem Kappelbergtunnel war bis vor Kurzem die einzig verbliebene Ausnahme. Das Limit ist nun umgesetzt, aber eben nur bis zur Gemarkungsgrenze.

Ob es nun nach wenigen Wochen rund um die B 14 leiser geworden ist, kann derzeit noch niemand sagen. „Die Tempoänderung kann erst in der Lärmkartierung 2017 berücksichtigt werden“, heißt es von der Stadt Stuttgart. Das Regierungspräsidium Stuttgart schreibt hingegen auf Anfrage: „Es gibt grundsätzlich keine Lärmmessungen.“ In der E-Mail heißt es weiter: „In Lärmschutzfragen werden für Straßen wie die B 14 Lärmberechnungen erstellt. Diese liegen für die B 14 aktuell vor. Nach den Berechnungen gibt es auf dem dortigen Streckenabschnitt keine Probleme beim Lärmschutz.“

Die Trägheit der Masse

Leiser wird es aber nur, wenn sich die Auto- und Lastwagenfahrer auch an das neue Tempolimit halten. Und, tun sie es? Wird nun geblitzt? Auch da gibt es unterschiedliche Aussagen – je nachdem, wen man fragt: „Die Polizei überwacht mit ihrer mobilen Verkehrsüberwachung im Rahmen ihrer Einsatzplanung“, heißt es von der Stadt Stuttgart. „Wir sind für diesen Streckenabschnitt nicht zuständig“, sagt die Polizei Stuttgart. Und die Polizei Aalen lässt verlauten: „Wir haben keinen Grund zu messen.“ Die Polizei messe nur dort, wo es Gefahrenstellen gebe. Ein neues Tempolimit sei noch kein Grund, den Verkehr zu überwachen. Dass es in den ersten Wochen gefühlt noch nicht langsamer auf der B 14 wurde, liege an der Trägheit der Masse. „Es braucht einige Zeit, bis die Fahrer das verinnerlicht haben“, so die Polizei Aalen.