Unter anderem vor den Häusern Parlerstraße 14 und 18 sollen Bäume gepflanzt werden; die Pläne dazu wurden den Bezirksbeiräten 2014 schon einmal vorgestellt. Foto: Martin Braun

Die Lokalpolitiker bemängeln, dass ihre Kritik an den Plänen der Stadtverwaltung nicht berücksichtigt wurde. Die Nachbarn sind an dem Verfahren nicht beteiligt worden.

S-Nord - Vier Bäume möchte das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) an der Parlerstraße pflanzen, drei Parkplätze würden dafür entfallen. Grundlage dafür ist die Stuttgarter Straßenbaumkonzeption. „Wir haben 2010 vom Gemeinderat den Auftrag bekommen, mögliche Standorte für Bäume im Straßenraum zu finden“, erklärte Johann Brauer vom GFF den Bezirksbeiräten aus Stuttgart-Nord. Er hat dem Gremium in der jüngsten Sitzung gemeinsam mit seiner Kollegin Stefanie Thombansen und dem Landschaftsarchitekten Stefan Gehring die Pläne vorgestellt.

„Wir sind in Stuttgart in der Situation, dass mehr Bäume gefällt als gepflanzt werden“, sagte Brauer. Diese Entwicklung halte schon eine ganze Weile an. Vor diesem Hintergrund sei die Straßenbaumkonzeption entwickelt worden, um Ersatzstandorte für Bäume zu finden, die im Zuge von Bauvorhaben gefällt und auf dem jeweiligen Grundstück nicht ersetzt werden. Insgesamt seien in der Konzeption 268 mögliche Standorte aufgeführt, sagte Brauer.

Die Bezirksbeiräte äußerten teils massive Kritik an den Plänen

Diese seien auf der Basis von Vorschlägen der Stadtverwaltung identifiziert worden, erklärte Stefan Gehring, der das Konzept erarbeitet hat. Die Vorgabe sei gewesen, in relativ kurzer Zeit Standorte zu finden, die ohne großen Aufwand umgesetzt werden könnten. Es sei nicht vorgesehen, heimische Baumarten zu pflanzen, da sie mit den extremen Verhältnissen im Straßenraum nicht zurechtkämen. So sei geplant, in der Parlerstraße auf Höhe der Einmündungen der Straße Im Schüle und der Helfferichstraße sowie vor den Häusern Parlerstraße 14 und 18 jeweils einen französischen Ahorn zu pflanzen. Diese Bäume würden etwa acht bis zehn Meter hoch und hätten fünf bis sieben Meter breite Kronen, erklärte der Landschaftsarchitekt.

Die Bezirksbeiräte äußerten teils massive Kritik an den Plänen. Vor allem, dass die Maßgaben, unter denen das Gremium im Dezember 2014 dem Konzept bereits zugestimmt hatte, nicht berücksichtigt wurden, stieß einigen Bezirksbeiräten sauer auf. „Sie präsentieren uns das Konzept mit den gleichen dilettantischen Fehlern wie damals“, sagte etwa Timo Haug (CDU). Das Gremium hatte seine Zustimmung seinerzeit unter anderem damit verknüpft, dass die Einrichtung von Schrägparkplätzen in der Parlerstraße geprüft und dass die Anwohner dort befragt werden. Stefanie Thombansen erklärte, dass die Baumbeete einer Änderung der Parkordnung nicht entgegenstünden. Eine Anwohnerbefragung hingegen sei nicht vorgesehen. Man gehe in die Bezirksbeiräte und nehme die Rückmeldungen zur weiteren Beratung mit dem Stadtplanungs- und dem Tiefbauamt mit, sagte Johann Brauer: „Wir vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt können das nicht leisten, zu jedem Baum eine Bürgerbeteiligung zu machen.“ Letztlich stehe man immer vor dem Dilemma, dass dort, wo Straßenbäume stehen, keine Autos mehr parken könnten.

Im Nordbahnhofviertel sind mehr Grünpflanzen wünschenswert

Tatsächlich ging es in der Diskussion auch um den Wegfall der Parkplätze. Es meldete sich aber auch eine direkte Anwohnerin zu Wort, die eine massive Verschattung ihrer Wohnräume befürchtet. Die Bäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu pflanzen, wie sie vorgeschlagen hatte, sei aufgrund der Versorgungsleitungen im Erdreich aber nicht möglich, erklärte Stefan Gehring. Die Bezirksbeiräte machten noch weitere Standortvorschläge; Armin Serwani (FDP) und Bertram Wohlfahrt (Bündnis 90/Die Grünen) etwa betonten, dass insbesondere im Nordbahnhofviertel mehr Grünpflanzen wünschenswert wären und es in der Kleinstraße auch genug Platz dafür gebe. Nicht alle Ideen kämen in Frage, erklärte Gehring, aber die Kleinstraße habe er sich notiert. Stefanie Thombansen sagte, dass sie die Vorschläge gerne aufnehme: „Wir brauchen dringend noch weitere Standorte.“

Vor der Abstimmung über die Neupflanzungen in der Parlerstraße wurde die Sitzung des Bezirksbeirats kurz unterbrochen und die Fraktionssprecher zogen sich zur Beratung zurück. Letztlich lehnte das Gremium das vorgestellte Konzept mit sechs Gegenstimmen von CDU, FDP und Freien Wählern bei vier Enthaltungen (SPD und SÖS-Linke-Plus) ab, die drei Grünen-Bezirksbeiräte votierten für den Vorschlag der Verwaltung. „Wenn Sie den Nordbahnhof vorgeschlagen hätten, wären Sie umarmt worden, jetzt haben Sie ein bisschen Prügel bezogen“, sagte Bezirksvorsteherin Sabine Mezger in Richtung der Referenten. Den Bezirksbeiräten gab sie mit auf den Weg, ihre Standortvorschläge in einem interfraktionellen Antrag zu präzisieren.