Die Kirchstraße in Leinfelden ist für Katzen ein gefährliches Pflaster. Foto: Ursula Vollmer

Nach dem Verlust mehrerer Katzen wünschen sich Anwohner der Kirchstraße in Leinfelden eine verkehrsberuhigte Zone.

Leinfelden-Echterdingen - Erst Otto, nun auch noch Rosie – innerhalb von fünf Monaten hat Kerstin Niemann ihre beiden Katzen verloren. Gegen rotierende Autoreifen hatten die Tiere nach Überzeugung ihrer Besitzerin keine Chance. „In der Kirchstraße wird gerast“, empört sich die Leinfeldener Katzenfreundin, die alle supereiligen Autofahrer am liebsten durch einen schweren Blumenkübel ausbremsen würde. „Dass das nicht erlaubt ist, weiß ich natürlich“, schiebt sie derartige Selbsthilfepläne gleich wieder beiseite, wünscht sich aber dennoch ein Ventil für ihre Trauer, in die sich auch eine Portion Wut mischt.

Denn Otto und Rosie sind nicht die einzigen: Peppino aus der Nachbarschaft habe es ebenso erwischt wie „noch zehn andere“, von denen Kerstin Niemann weiß. Die Kirchstraße scheint für Samtpfoten ein verhängnisvolles Pflaster zu sein. Dass dort das Verkehrsaufkommen für eine „gewisse Belastung“ sorgt, räumt auch Jutta Rößler ein. Die stellvertretende Leiterin des städtischen Ordnungsamtes hat gleichwohl das Wohngebiet im Blick: „Für den Bereich Leinfelden-Süd ist die Kirchstraße eine wichtige Erschließungsader“, sagt sie. Die Anbindung ist als eine Tempo-30-Zone ausgewiesen.

Tempo-Messung ohne Wirkung

Eine Geschwindigkeitskontrolle fand nach Rößlers Worten im April statt. Diese Frühjahrsaktion, gefolgt von zeitweiligen Smiley-Displays, habe als Höchstmaß 49 Stundenkilometer ergeben – weit über den erlaubten 30, aber doch auch unterhalb der Spitzenwerte, die Kerstin Niemann fürchtet. Nach ihrer Beobachtung zeigte die Messung jedenfalls kaum nachhaltige Wirkung.

Ihrem Wunsch, die Kirchstraße als verkehrsberuhigte Zone auszuweisen, erteilt Jutta Rößler dennoch eine Absage: „Wir brauchen hier eine bestimmte Leistungsfähigkeit“, sagt sie und vermutet, den Tieren könnte auch die einseitige Bebauung mit Grünbewuchs auf der Wanderweg-Seite zum Verhängnis geworden sein. „Mancher Autofahrer lässt sich dadurch vielleicht zur irrigen Annahme verleiten, von dieser Seite komme nichts, was fatal sein kann für die Tiere“, zeigt die Fachfrau Verständnis für den Katzen-Kummer.

Nur ein Gerät zur Kontrolle

Ihr Versprechen: „Wir behalten die Kirchstraße im Auge. Sie ist schließlich auch Schul- und Kindergartenweg.“ Allerdings habe die Verwaltung für Kontrollen im gesamten Stadtgebiet lediglich ein mobiles Messgerät zur Verfügung.

Bleibt der Appell an die Aufmerksamkeit der Autofahrer und vielleicht ein Blick in Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“