Ein Lkw-Verbot (wie hier in Stuttgart) könnte es bald auch in Remseck geben. Foto: dpa

Zwei Hauptverkehrsachsen in Remseck sollen für Lkws gesperrt werden. Damit soll die Schadstoffbelastung in der Stadt reduziert werden. Doch die Nachbarkommunen befürchten mehr Verkehr vor der eigenen Haustür – und protestieren.

Remseck - Die Zahlen stammen bereits aus dem Jahr 2013 – doch erst jetzt verursachen sie ziemlichen Wirbel. Nachdem die Stadt Remseck damals in einem Gutachten nachgewiesen hatte, dass die Schadstoffbelastung durch Abgase im Stadtgebiet zu hoch ist, überlegt man im Regierungspräsidium Stuttgart (RP) derzeit, dem Schmutz mit einem Durchfahrtsverbot für Lkws beizukommen. Genau das verursacht allerdings dicke Luft zwischen den Rathäusern – im übertragenen Sinne.

Konkret geht es um die Hauptstraße im Stadtteil Hochberg, vor allem aber um die Remstalstraße in Neckarrems. Die zweite Trasse ist eine der Hauptverbindungen zwischen dem Kreis Ludwigsburg im Osten und dem Rems-Murr-Kreis. Mehr als 10 000 Fahrzeuge nutzen sie nach einer Hochrechnung des Regierungspräsidiums täglich, darunter mehr als 1300 Lastwagen, die schwerer als 3,5 Tonnen sind.

Die Stickstoffdioxid-Belastung in Remseck ist zu hoch

Um die Stickstoffdioxid-Konzentration an den Straßen zu senken, sind laut Katja Lumpp, Sprecherin der Behörde, zwei Wege denkbar: Entweder wird Remseck in eine Umweltzone umgewandelt, ähnlich wie in Stuttgart oder Ludwigsburg bereits geschehen. Oder aber: die Straßen werden zur Brummi-Sperrzone erklärt. Derzeit prüft das RP noch, welche Auswirkungen ein Verbot haben könnte. Auch würden noch Untersuchungen von Gutachtern laufen. Die Kommunen rund um Remseck haben dagegen bereits eine klare Meinung.

„Wir sind nicht begeistert“, sagt zum Beispiel die Waiblinger Baubürgermeisterin Birgit Priebe. Sie sieht ihre Stadt als eine der Hauptbetroffenen von einem möglichen Lkw-Verbot in der Remstalstraße. Denn die Fahrer könnten sich einfach eine neue Route von Ost nach West suchen, und das über Waiblinger Gemarkung. Insbesondere auf die beiden Teilorte Hohenacker und Neustadt sieht Priebe eine hohe zusätzliche Belastung zukommen. In ihrer Stadt gebe es Stellen, an denen die Schadstoff-Grenzwerte nur knapp unterschritten würden, sagt Priebe. Zusätzliche Lkws könnten schnell zu einer Situation wie aktuell in Remseck führen.

Auch in Fellbach ist man von den Plänen des Regierungspräsidiums nicht angetan. Der Handlungsbedarf in Remseck stehe außer Frage, heißt es aus dem Rathaus. Doch befürchtet man auch hier mehr Verkehr vor der eigenen Haustür. In der Höhenstraße und an den Eingängen der Stadttunnel sieht die Stadt neuralgische Punkte. Klar ist für die Verwaltung, dass „einzelne Maßnahmen nach dem Sankt-Florian-Prinzip unterbleiben müssen“. Sprich: Ein reines Verschieben der Schadstoff-Probleme von Remseck in den Rems-Murr-Kreis kommt für Fellbach nicht infrage.

Waiblingen, Fellbach und Ludwigsburg äußern sich kritisch

Neben Waiblingen und Fellbach wurde auch die Stadt Ludwigsburg im laufenden Verfahren vom RP angehört. Und auch hier äußert man sich skeptisch zum Vorhaben. „Die Begeisterung hält sich in Grenzen“, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk. Er befürchtet, dass ein Verbot an Neckar und Rems zu mehr Verkehr im Stadtteil Poppenweiler führt. Gerade dort litten einige Anwohner allerdings schon heute unter zu großem Lärm, sagt Ilk – und der könnte durch die Lkws noch verstärkt werden.

Remseck sieht derweil das RP in der Pflicht. Eine Umweltzone wird im Rathaus zwar gutgeheißen, die „einzigen zielführenden Maßnahmen“, um Abhilfe bei den überschrittenen Grenzwerten zu schaffen, seien aber die Durchfahrtsverbote.

Zeitlich ist das RP schon jetzt in Verzug. Bereits zum 1. Januar hätte ein Luftreinhalteplan für Remseck aufgestellt werden müssen. Nun könnten Umweltzone oder Lkw-Verbot frühestens Anfang 2017 gelten.