Augen auf, rät die Stadt. Die Verwaltung sieht keinen Anlass für eine Querungsanlage an der Echterdinger Straße . Deshalb sollen die Anwohner die Lücken im Verkehr nutzen und achtsam sein, wenn sie über die Straße möchten. Foto: Sandra Hintermayr

Die Anwohner der Echterdinger Straße haben sich für einen Zebrastreifen eingesetzt. Die Stadt hat darauf eine Verkehrszählung veranlasst. Nun sieht sie keine Notwendigkeit für einen Zebrastreifen.

Plieningen - Giovanni Musano ist wütend. Enttäuschung sei das falsche Wort, um zu beschreiben, wie er auf die Entscheidung der Stadt reagiert. Die will nach einer Verkehrszählung keinen Zebrastreifen auf der Echterdinger Straße anlegen. „Ich bin einfach nur sauer“, sagt der Mann, der an der Köpfertstraße wohnt. Gemeinsam mit anderen Anwohnern hatte er Unterschriften gesammelt, weil es an der Echterdinger Straße in näherer Umgebung keine Querungsanlage gibt.

Die Stadt hatte darauf die Verkehrszählung veranlasst. Diese ergab ein widersprüchliches Bild. Zwar passierten 600 Autos zu den Spitzenzeiten die untersuchte Stelle. Das genügt, um den städtischen Richtlinien zufolge einen Zebrastreifen zu rechtfertigen. Doch gleichzeitig wollten im gleichen Zeitraum nur 23 Fußgänger die Echterdinger Straße überqueren. Die Stadt sieht nur eine Notwendigkeit für einen Zebrastreifen gegeben, wenn 50 Fußgänger in dem gemessenen Zeitraum eine Straße queren wollen.

Gefahr für Ältere und Kinder

Für den Anwohner Giovanni Musano stellt sich die Frage, wie die Stadt nun die Sicherheit der Anwohner gewährleisten will. „Es bleibt doch dabei, dass ich keine andere Möglichkeit habe, als einfach über die Echterdinger Straße zu laufen“, sagt Musano. Er verweist darauf, dass Ältere oder Kinder in dem Wohngebiet mehr Schwierigkeiten als jüngere Erwachsene haben dürften, die Situation an der Straße richtig einzuschätzen. „Die Autofahrer heizen ja oft mit 60 durch, obwohl sie in einer 40er-Zone unterwegs sind“, sagt der Plieninger. An anderer Stelle in Plieningen gebe es auch Zebrastreifen, die selten genutzt würden, meint er. „Bei uns wird ganz genau hingeschaut, obwohl das Risiko durch den Autoverkehr doch jetzt durch die Zählung der Stadt erwiesen ist“, sagt Musano.

Karin Grüner von der Straßenverkehrsbehörde verweist auf die Richtlinien der Stadt und erklärt, warum diese aus der Sicht der Behörde sinnvoll sind. „Ein Zebrastreifen ist nicht immer ein Nonplusultra, das automatisch Sicherheit schafft. An Stellen, an denen nur wenige Fußgänger ihn benutzen, würden Autofahrer, die oft die Stelle passieren, eher mit Gleichgültigkeit reagieren, meint sie. Autofahrer würden den Zebrastreifen gar nicht mehr wahrnehmen, wenn ihn selten jemand überquert, fügt sie hinzu. „Dann nehmen sie auch nicht mehr den Fuß vom Gas, und das ist dann eher eine Gefahr als ein Schutz.“

Hinweis auf die Richtlinien

Auf die Frage, ob die Straßenverkehrsbehörde sich in ihren Planungen nach der Annahme richtet, dass sich Autofahrer nicht an die Verkehrsregeln halten, reagiert sie erneut mit dem Hinweis auf die gültigen Regeln der Stadt. Es sei auch nicht so, dass die Verwaltung die Sorgen der Anwohner nicht ernst nehme. „Wir planen für das kommende Jahr eine neue Verkehrszählung. Dann schauen wir, ob sich an den Zahlen etwas geändert hat“, sagt Grüner.

Bis dahin hat sie einen Rat an die Anwohner der Echterdinger Straße: Sie sollen achtsam sein, wenn sie die Straße queren wollen. „Unsere Zählung hat eben auch ergeben, dass es zwischen dem Verkehr immer genügend Lücken gibt. Da können die Leute sicher über die Straße laufen. Sie müssen vorher eben aufmerksam sein, ob ein Auto kommt“, sagt Karin Grüner. www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.echterdinger-strasse-in-plieningen-wer-ueber-die-strasse-will-muss-gas-geben.24bb134c-fa16-4873-9462-05ead758b354.html