Beim Möhringer und beim Vaihinger Herbst (im Bild) werden die Läden in diesem Jahr geöffnet sein. Foto: Archiv Rebecca Stahlberg

Nachdem der verkaufsoffene Sonntag in der Innenstadt am Widerstand der Gewerkschaft Verdi gescheitert ist, standen auch die Veranstaltungen in den Bezirken auf der Kippe. Doch in Vaihingen und Möhringen bleibt alles wie gehabt – zumindest in diesem Jahr.

Vaihingen/Möhringen - Nachdem die City Initiative Stuttgart (CIS) den verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt wohl auf das Drängen der Gewerkschaft Verdi absagen wird, machte sich auch in anderen Stadtbezirken Panik im Einzelhandel breit. Denn in einer Erklärung legte Verdi nicht nur Widerspruch gegen den verkaufsoffenen Sonntag in der City, sondern auch explizit gegen alle verkaufsoffenen Sonntage in allen Stadtbezirken ein. Jetzt ist die Gewerkschaft zurückgerudert – in einem Pressegespräch hat sie am Freitag im Willy-Bleicher-Haus verkündet, dass die verkaufsoffenen Sonntage jenseits der Innenstadt weiterhin stattfinden können, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

So sollen sie an eine Veranstaltung angeschlossen sein, die eine gewisse Tradition hat und die mehr Besucher anlockt als die Tatsache, dass die Läden geöffnet sind. Ein räumlicher Bezug ist ebenso gewünscht wie eine größere Veranstaltungsfläche als Ladenfläche. Zudem sollten die feilgebotenen Waren und die Traditionsveranstaltung einen thematischen Bezug zueinander haben. Diesen Kriterien können wohl nicht alle Veranstaltungen standhalten. In Vaihingen und Möhringen stehen die Chancen allerdings gut, sagen Ingo Vögele, der Vorsitzende vom Verbund Vaihinger Fachgeschäfte (VVF), und Christian Dempf, der Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins Möhringen (GHV).

Vaihinger und Möhringer Herbst haben Tradition

„Tradition haben wir“, sagt Vögele. Bereits zum 37. Mal soll der Vaihinger Herbst vom 18. bis 20. September stattfinden. Der VVF rechnet mit 25  000 bis 30 000 Besuchern über die drei Tage. So viele Menschen würden nicht allein durch den Umstand angelockt, dass die Läden geöffnet haben. Auch der räumliche Bezug sei gegeben. „Der Herbst findet rund um den Vaihinger Markt statt. Enger geht’s nicht.“

Auch Christian Dempf ist optimistisch. „Der Möhringer Herbst findet am 9. Oktober zum 22. Mal statt. Die Tradition ist also gegeben“, so der GHV-Vorsitzende. Auch die anderen Kriterien seien erfüllt. „Mit unserem Rahmenprogramm entlang der Filderbahnstraße holen wir viele Besucher. Dass die Geschäfte offen sind, ist ein nettes Beiwerk, aber der Möhringer Herbst ist keine umsatzorientierte Veranstaltung. Wir bieten eher karitativen Einrichtungen und Vereinen die Möglichkeit, sich zu präsentieren“, sagt Dempf.

Viele Geschäfte sind inhabergeführt

Die aktiven Stuttgarter, der Zusammenschluss der Stuttgarter Handels- und Gewerbevereine, wolle mit der Gewerkschaft Verdi in Kontakt treten, um die Situation der Veranstaltungen in den Stadtbezirken zu diskutieren, sagt Vögele, der bei den aktiven Stuttgartern im Vorstand sitzt. „Es ist nachzuvollziehen, dass Verdi die Mitarbeiter schützen will“, so Vögele. Am Vaihinger Markt sei die Situation aber eine andere. „Die Geschäfte sind meist inhabergeführt. Sie entscheiden selbst, ob sie ihre Läden am Sonntag öffnen wollen oder nicht.“ Auch in Möhringen seien die meisten Geschäfte inhabergeführt. „Wir haben in den Randbezirken eine ganz andere Basis als in der Innenstadt“, sagt Dempf.

Sollten die Geschäfte geschlossen bleiben müssen, würde der Vaihinger Herbst dennoch stattfinden. „Es wäre allerdings schade, wenn die Läden zu blieben. Wir würden den Geschäftsleuten gerne die Möglichkeit geben, sich mit ihren Läden zu präsentieren“, sagt Vögele.

Veranstaltungen im nächsten Jahr werden geprüft

Am Freitag trafen sich die Stadt und Verdi zu einem ersten Einigungsgespräch. Sowohl für den Vaihinger als auch für den Möhringer Herbst soll eine Sonntagsöffnung in diesem Jahr demnach möglich sein. Das formale Vorgehen beinhalte nun, dass zu jeder der jetzt benannten Veranstaltungen für die Sonntagsöffnung eine eigene Verfügung mit Sofortvollzug erlassen wird. Verdi habe zugesichert, in diesen Fällen nicht dagegen vorgehen zu wollen.

Welche Veranstaltungen im Jahr 2017 mit einem verkaufsoffenen Sonntag kombiniert werden dürfen, ist noch offen. Die Stadt will im Herbst sowohl auf die City-Initiative Stuttgart als auch auf Verdi zugehen, um auszuloten, welche verkaufsoffenen Sonntage anlässlich von Festen und Veranstaltungen den rechtlichen Anforderungen genügen.