Ein Mitarbeiter der Versandabteilung von Amazon in Pforzheim legt ein Paket aufs Band – bald drohen dort Streiks Foto: dpa

Exklusiv – Verdi droht mit baldigen Streiks beim Onlinehändler Amazon in Pforzheim, weil das Unternehmen nicht verhandeln will.

Stuttgart/Pforzheim - Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi droht mit baldigen Streiks bei Amazon in Pforzheim. „Da Amazon die Aufnahme von Tarifverhandlungen verweigert, wird es unweigerlich auch in Pforzheim zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen“, sagte Bernhard Franke, Leiter des Fachbereichs Handel bei Verdi in Baden-Württemberg, den „Stuttgarter Nachrichten“. Das wäre bei Amazon in Pforzheim der erste Arbeitskampf überhaupt.

Die Gewerkschaft will Amazon dazu bringen, die Mitarbeiter nach dem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels zu entlohnen. Amazon dagegen sagt, bei der Amazon Pforzheim GmbH handle es sich um ein Logistikzentrum.

900 Beschäftigte arbeiten bei Amazon in Pforzheim

Nach Gewerkschaftsangaben verdienen die Beschäftigten von Amazon mehrere tausend Euro weniger im Jahr als es der Tarifvertrag des Versandhandels vorsieht. Amazon bestätigt diese Rechnung nicht.

„Die Mitarbeiter in unseren Logistikzentren starten mit einem durchschnittlichen Basis-Stundenlohn von 10,09 Euro brutto“, teilte eine Sprecherin den „Stuttgarter Nachrichten“ mit. „Nach zwei Jahren sind es bis zu 12,69 Euro brutto pro Stunde.“ Hinzu kämen Extras wie Bonus, Weihnachtsgeld, Mitarbeiteraktien, Gratis-Versicherungen, ein Pensions-Fonds und Mitarbeiterrabatte. „Inklusive dieser Extras verdienen Mitarbeiter nach zwei Jahren durchschnittlich 2265 Euro brutto pro Monat.“

In Pforzheim hat Amazon nach Gewerkschaftsangaben rund 900 Beschäftigte. Diese Zahl erhöhe sich saisonabhängig vor dem Weihnachtsgeschäft beträchtlich. Verdi kämpft seit 2013 an bisher sechs der acht Versandstandorte immer wieder mit Streiks für die Anerkennung des Einzelhandelstarifvertrags.