Die Aufnahme vom Tatort: Mitten auf dem Bahnsteig schlägt der Angreifer zu. Foto: Bundespolizei

Ein Fall, der viele Stuttgarter fassungslos machte, wird von Mittwoch an vor dem Amtsgericht Stuttgart verhandelt. Ein Mann schlug im Mai 2016 an der Haltestelle Schwabstraße einen Passanten nieder – und niemand schritt ein.

Stuttgart - Die Bundespolizei hat im Mai des vergangenen Jahres ein Foto von einem vollen Bahnsteig veröffentlicht. Auf den ersten Blick ein alltägliches Bild. Bis man weiß, warum die Aufnahme aus einer Überwachungskamera der S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße im Stuttgarter Westen herausgegeben wurde: Inmitten der Menschen auf dem Bahnsteig hatte damals ein Mann einen Passanten offenbar völlig grundlos angegriffen, zu Boden geschlagen und auf den am Boden liegenden Mann eingeschlagen. Für die Ermittler und viele Stuttgarter war damals nicht nur der brutale Angriff aus dem Nichts etwas, das verstörte. Hinzu kam, dass von den Umstehenden niemand auch nur einen Notruf absetze oder sonst irgendwie einschritt, um den Täter zu stoppen – oder wenigstens zu überführen. Der Fahndungsaufruf verfehlte seine Wirkung nicht: Zwei Wochen später konnte die Polizei den damals 27 Jahre alten Tatverdächtigen fassen, ein Mann aus Bietigheim-Bissingen. Er muss sich wegen der Attacke von Mittwoch an vor dem Amtsgericht Stuttgart verantworten.

Einer Zeugin fällt der Hund des Tatverdächtigen auf

Auf die Spur des Angreifers kam die Bundespolizei, weil der Mann kurz zuvor bei der Stadtbibliothek im Europaviertel wegen eines ähnlichen Falles schon einmal bei der Landespolizei aktenkundig geworden war. Auch eine Zeugin wies die für den S-Bahn-Bereich zuständigen Ermittler der Bundespolizei darauf hin. Das entscheidende Merkmal war ein kleiner Hund, ein West Highland Terrier, den der mutmaßliche Täter in beiden Fällen dabei hatte. In einer ersten Einschätzung der Polizei nach der Festnahme hatte es damals geheißen, es sei in den Auseinandersetzungen irgendwie um den Hund des Tatverdächtigen gegangen.