Gegenstände im Treppenhaus könnten zur Stolperfalle werden. Mit lustigen Illustrationen will die Flüwo ihrer neuen Verhaltensfibel den Regelcharakter nehmen. Foto: Stolpundfriends, z

Die Baugenossenschaft Flüwo hat eine 46 Seiten starke Verhaltensfibel an all ihre Mieter ausgeteilt. Sie enthält Tipps zum nachbarschaftlichen Miteinander, Comics sollen ihnen den Regelcharakter nehmen. Selbst ans passende Schuhwerk in der Wohnung wurde gedacht.

Stuttgart - Fast 9000 Haushalte und damit ein Vielfaches an Mietern hat in den vergangenen Wochen Post von der Flüwo erhalten. Die Baugenossenschaft mit Sitz in Degerloch hat an alle Wohnungen, die sie in Baden-Württemberg und im Raum Dresden vermietet, eine neue einheitliche Hausordnung verteilt. Anbei war eine 46 Seiten starke Verhaltensfibel. In 1495 Briefkästen in Stuttgart ist der Mieter-Knigge gelandet, davon 215-mal in Degerloch und zwölfmal in Sillenbuch.

Gewöhnlich ist eine solche Fibel nicht. „Unseres Wissens gibt es Vergleichbares bei anderen Genossenschaften nicht“, sagt Dominik Ottmar, der Sprecher der Flüwo. Josef Vogel von der Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg bestätigt, dass es bei ihnen neben der Hausordnung nichts dergleichen gebe. Bei der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) gebe es keine Fibel, sehr wohl aber Broschüren zu gängigen Themen.

Musizieren ja, aber nur eine Stunde und mit Hausschuhen

Aufgemacht ist die Flüwo-Fibel eher launig. Mit Zeichnungen werden typische Konfliktsituationen in einer Hausgemeinschaft humorvoll illustriert – um vom Regelcharakter des Hausordnung abzuweichen, wie die Flüwo erklärt. Zu jedem Problem gibt es einen Lösungsvorschlag – auch von den Bewohnern selbst: Einige haben in einem Workshop am Knigge mitgearbeitet.

Die „Gebrauchsanleitung für gute Nachbarschaft“, wie die Flüwo sie nennt, geht in Sachen „Verhaltensempfehlungen“ in die Tiefe. So geht es nicht nur um Gegenstände im Treppenhaus, die im Brandfall zu Stolperfallen werden können. Auch das Musizieren ist Thema. Der „empfohlene Richtwert beträgt eine Stunde“, heißt es – jedoch nur mit adäquaten Instrumenten. Zudem sind die Mieter angehalten, Filzgleiter an ihre Möbel zu kleben und Hausschuhe zu tragen, da dies störende Geräusche verhindere. Aber es gibt nicht nur Tipps, was man nicht machen sollte. „Gegen ein Ballspiel unter Kleinkindern in unseren Anlagen ist nichts einzuwenden“, heißt es an einer Stelle. Pech für den, der als Erwachsener mal wieder Lust auf eine Partie Fußball hat.