Der Weiterbau des Gewa-Towers liegt auf Eis, doch Aussichten sind nicht schlecht. Foto: Hans-Dieter Wolz

Die Aussichten für einen Weiterbau des Gewa-Towers stehen gut, sagen an den Verhandlungen Beteiligte. Lösungsvorschläge liegen bereit. Die Interessenlage der Gläubiger ist ähnlich. Wohnungskäufer und Geldanleger lassen sich jeweils durch Rechtsanwälte vertreten und sprechen daher mit einer Stimme.

Fellbach - Den vor zwei Tagen durch den vorläufigen Insolvenzverwalter Ilkin Bananyarli gezeigten Optimismus, eine Lösung für den Weiterbau des Gewa-Towers zu finden, bekräftigt der Vertreter eines wichtigen Anleihegläubigers. Hans-Jürgen Friedrich ist Vorstandsmitglied der KFM Deutsche Mittelstand AG, die über ihren Mittelstandsanleihenfonds beim Turmprojekt engagiert ist. Als wichtiger Anleihegläubiger ist er in die laufenden Verhandlungen einbezogen, und er sagt: „Die Lösungen sind greifbar, wenn nur alle Beteiligten richtig mitwirken.“

Beteiligte sind außer dem vorläufigen Insolvenzverwalter, den Wohnungskäufern, den Anleihegläubigern auch der Generalunternehmer, die von ihm beauftragten Handwerker und weitere. Friedrich darf wegen des geltenden Kapitalmarktrechts die vorhandenen Lösungsansätze nicht skizzieren, aber er sagt, worauf sich sein verhaltener Optimismus gründet: „Die Projektbeteiligten haben alle das Interesse, dass fertiggebaut wird.“ Dies ist nicht selbstverständlich, doch im Fall des Turms gilt die Erkenntnis: Wenn er so halb fertig und unbewohnbar stehen bleibt wie jetzt, dann ist er nichts mehr wert. „Diesen Totalschaden will jeder vermeiden. Daran arbeiten wir, zum Teil in Marathonverhandlungen. Es läuft in die richtige Richtung“, berichtet Friedrich. Auch dass unterschiedliche Lösungsmodelle vorgeschlagen sind, habe Vorteile: „Es ist doch ein schönes Angebot, wenn man verschiedene Möglichkeiten hat, sich zu einigen.“

Die Interessen sind gebündelt

Der zuversichtliche Blick in die Tower-Zukunft gründet sich noch auf eine andere Besonderheit: „Wir bekommen aus dem Markt gesagt, wie beeindruckend es ist, dass sich die Interessen so schnell gebündelt haben. Das sind gute Voraussetzungen, um den Schaden gering zu halten.“ Das heißt, die Wohnungskäufer haben sich um einen eigenen Anwalt geschart. Auch ein großer Teil der Anleihegläubiger ist einem Aufruf von Friedrichs KFM gefolgt und hat sich zusammengeschlossen: „Wir vertreten rund 21 Millionen Euro Anlagekapital, dahinter stehen 180 Anleger“, sagt Friedrich.

Bei einem Volumen der Gewa-Anleihe von 35 Millionen Euro hätte diese Gruppe in einer Versammlung der Anleihegläubiger also bereits eine Mehrheit. Sie strebt an, in einer solchen Versammlung die Kanzlei für Kapitalmarkt und Kapitalanlagerecht MZS Rechtsanwälte aus Düsseldorf als Vertreter der Anleihegläubiger zu beauftragen: „Es kommt darauf an, dass die Gläubiger mit einer Stimme sprechen“, sagt der auf dem Kapitalmarkt sehr erfahrene Manager. „Nur so bekommt man schnell eine Entscheidung hin.“

Insgesamt dürften etwa 300 bis 350 Geldanleger von der Pleite um den Tower betroffen sein. Die Anleihe ist, wie der vorläufige Insolvenzverwalter betont, mit einer Grundschuld gesichert. Die Anleihegläubiger werden im Insolvenzverfahren daher vorrangig bedient. Die Eigentümer von 44 verkauften Turmwohnungen sind über die Erwerbsvormerkung im Grundbuch abgesichert