Zentnerweise Drogen fand die Polizei im Zuge der Ermittlungen gegen die Gruppe „Chemical Love“ Foto: StN

Im vergangenen Frühjahr saß Ex-Fußballnationalspieler Walter Kelsch mehrere Wochen in Untersuchungshaft. Er soll am größten deutschen Internet-Drogenhandel beteiligt gewesen sein. Jetzt beginnt in der Pfalz der Prozess – zunächst ohne Kelsch.

Landau/Stuttgart. - Die 1. Große Strafkammer des Landgerichts Landau in der Pfalz wird vom 2. März an gegen die mutmaßlichen Betreiber des einstmals größten deutschen Online-Drogenshops verhandeln. Angesetzt sind mehr als 20 Termine. Die sechs Angeklagten, von denen zwei aus Stuttgart stammen, sollen binnen eines Jahres über das Internet mehrere Zentner Drogen jeder Art verkauft haben. Unter dem Namen „Chemical Love“ boten sie Amphetamin, Kokain, Heroin, Ecstasy, Haschisch oder LSD zum Versand mit der Post an. Die Drogen sollen sie zuvor in den Niederlanden besorgt haben. Die Ermittler gehen von über 2200 Bestellvorgängen im Wert von 3,5 Millionen Euro aus. Das Hauptlager hatte die Polizei im pfälzischen Rülzheim ausgehoben, deshalb wird im benachbarten Landau verhandelt.

Das Gericht wird die Tatvorwürfe in drei getrennten Prozessen aufarbeiten. Im ersten geht es um einen mutmaßlichen Helfer ohne große Tatbeteiligung. Danach folgt die Verhandlung gegen drei mutmaßliche Haupttäter. Einer davon kommt aus Stuttgart. Nicht auf der Anklagebank Platz nehmen wird zunächst Ex-Fußballnationalspieler Walter Kelsch. Gegen ihn soll gesondert in einem dritten Prozess verhandelt werden, der noch nicht terminiert ist. „Sein Verfahren ist von den anderen abgetrennt worden“, sagte ein Gerichtssprecher unserer Zeitung. Es gebe in diesem Fall offenbar noch Ermittlungen.

Fahrdienste für den mutmaßlichen Haupttäter?

Dem 61-jährigen früheren Spieler des VfB Stuttgart und Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers wird Beihilfe zur Einfuhr von und des Handelns mit Drogen in nicht geringer Menge vorgeworfen. Laut Anklage soll er den mutmaßlichen Haupttäter fünf Mal in die Niederlande zu Treffen mit einem Drogenlieferanten gefahren haben. Kelsch bestreitet die Tatvorwürfe.

Ärger droht Kelsch nach wie vor auch von anderer Seite. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin wegen des Verdachts des Anlagebetruges in drei Fällen gegen ihn. „Die Vorwürfe sind umfangreich“, heißt es bei der Staatsanwaltschaft, deshalb sei noch nicht abzusehen, wann ein Ergebnis vorliege. Mehrere frühere Geschäftspartner und Bekannte werfen dem Ex-Fußballer vor, ihm hohe Summen zur Anlage übergeben, das Geld aber nie zurückbekommen zu haben. Sie berichten von Schäden in Millionenhöhe. Kelsch sprach auch in diesem Fall bisher stets von haltlosen Unterstellungen.